Der Umschaltkosten-Effekt – oder warum wir immer langsamer werden

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Haben Sie schon einmal was vom Umschaltkosten-Effekt gehört? Dieser Effekt entsteht, wenn wir uns nicht konzentriert einer einzigen Sache widmen, sondern uns immer wieder anderen Aufgaben zuwenden. Die Folge: Wir werden immer langsamer, unsere Leistungsfähigkeit lässt erheblich nach – und das nachhaltig. Doch es gibt ein Gegenmittel!

Kennen Sie das? Gerade haben Sie mit Ihrem Kollegen telefoniert, während zwei Chats in Teams aufploppten und nebenbei fünf Mails gleichzeitig die Ankunft in Ihren drei Postfächern angekündigten. Sie springen von Thema zu Thema, von Kommunikationskanal zu Kommunikationskanal. Und wenn Sie endlich Feierabend haben, switchen Sie wieder zwischen mehreren Welten hin und her – analog mit Ihrem Freund Abendessen, zwischendurch kurz was auf Instagram posten und sich durch interessante Beiträge von LinkedIn klicken. Multitasking nennt man das – und genau dabei schlägt er zu: der Umschaltkosten-Effekt.

Ständiger Richtungswechsel macht langsam

Der Umschaltkosten-Effekt ist die Folge von ständigem Richtungswechsel unserer Aufmerksamkeit. Wir widmen uns nicht einem nach dem anderen, sondern vielen Dingen gleichzeitig. Unser digitales Zeitalter macht es möglich. Aber auch nötig? Und was passiert eigentlich dabei in unserem Gehirn? Bei einer Untersuchung an der Carnegie Mellon University stellten die Forschenden fest, dass alleine An- oder Ausschalten des Smartphones einen Leistungsunterschied von 20 Prozent zur Folge hat. Die Studierenden, die das Smartphone während einer Aufgabe angeschaltet ließen, brachten im Durchschnitt 20 Prozent weniger Leistung, als diejenigen, die es ausgeschaltet hatten.

Denn während man von der einen zur anderen Aufgabe wechselt, verliert man nicht nur die Zeit in der man seine Aufmerksamkeit von dem einen zum anderen lenkt, sondern auch eine Menge Zeit, um sich dann wieder auf eine Sache zu konzentrieren, um seine Arbeit wieder aufzunehmen.
Im Beitrag der Neuen Züricher Zeitung „Die moderne Welt ist Gift fürs Gehirn. Was tun?“ beschreibt der Autor Johann Hari sehr anschaulich, was mit uns und unserem Gehirn passiert, wenn wir ständig in Bereitschaft für neue Impulse und Informationen sind. Welche seltsamen Verhaltensweisen wir an den Tag legen, wenn wir zu viel Zeit mit digitalen Medien verbringen.

Er wagte ein Experiment: Drei Monate war er komplett offline. Was mit ihm passiert ist und warum eine Auszeit von Internet und Kommunikationsdiensten nicht nachhaltig hilft? Unter anderem darüber hat Hari ein Buch geschrieben „Why You Can’t Pay Attention – and How to Think Deeply Again“.

Das Problem mit der Aufmerksamkeit

Laut James Williams, ehemaligem Google-Mitarbeiter und mit dem Nine Dots Prize ausgezeichneter Software-Entwickler für innovatives Denken, ist gar nicht die Menge der Information ein Problem für uns, sondern der Kampf um Aufmerksamkeit. Denn die Flut an Informationen über alle möglichen digitalen Kanäle führt automatisch zu einer Verknappung dieser wichtigen menschlichen Ressource. Wie viele Geräte, die mit dem Internet verbunden sind, nutzen Sie täglich? Wie vielen Apps und sozialen Netzwerken schenken Sie regelmäßig Beachtung? Wann waren Sie zuletzt mehr als zwei Stunden offline – vom nächtlichen Schlafzustand mal abgesehen?

Ablenkung reicht nicht. Wir brauchen den Flow!

Doch selbst wenn wir eine Weile auf das Internet, auf die ganzen digitalen Medien verzichten. Auf Dauer ist das keine zufriedenstellende Lösung, uns nur von der größten Ablenkungsindustrie aller Zeiten abzulenken. Wir brauchen etwas anderes. Wir müssen unsere Aufmerksamkeit zurückgewinnen.

In den Flow kommen. Im Flow sein. Was ist damit eigentlich gemeint? Auf Wikipedia steht, dass manche Wissenschaftler*innen in einem Flow bereits den Zustand einer Trance sehen. Einfach erklärt befinden Sie sich im Flow, wenn Sie bei einer Tätigkeit Raum und Zeit vergessen, wenn Sie völlig konzentriert auf etwas sind – und sich nach mehreren Stunden wundern, wie doch die Zeit so schnell verfolgen ist. Um in einen Flow-Zustand zu kommen, dürfen Sie übrigens weder unterfordert, noch überfordert sein.

Einen solchen Zustand erreicht man bei den unterschiedlichsten Tätigkeiten. Das wichtigste dabei ist, dass Sie die Sache, der Sie sich widmen, wirklich gerne tun. Dass sie Ihnen entspricht. Die Anstrengung tritt bei dieser tiefsten Form von Aufmerksamkeit in den Hintergrund. In diesem Zustand sind Sie ganz im Hier und Jetzt. Dafür müssen Sie nicht meditieren oder Yoga machen, auch das Singen, Tanzen, Schreiben, Fotografieren, Malen und vieles mehr kann Sie in einen Flow-Zustand bringen.

Bildquelle Beitragsbild: © Oleskova Olha /shutterstock.com

Autor

Tanja Höfling

Von Juli 2017 bis Juli 2022 informierte die ehemalige Online-Redakteurin des Euro Akademie Magazins regelmäßig über Aktuelles und Wissenswertes zu den Themen Ausbildung, Studium und Beruf.