Deutsch-französische Projektwoche in Vannes – ein Reisebericht

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In der letzten Aprilwoche 2022 traten neun Schüler*innen aus drei Klassen der Berufsfachschule für Pflegehilfe und der Berufsfachschule für Sozialwesen die Reise nach Vannes in Frankreich an. Schon viele Jahre nimmt die Euro Akademie Görlitz am deutsch-französischen Schüleraustausch teil. Das Projekt wird von Europa-Direkt e.V. organisiert und unterstützt. Auf der Reise wurden die Schüler*innen von Frau Lyseiko und Gerd Relitz, beides Fachlehrkräfte an der Euro Akademie Görlitz, begleitet.

Nachdem sich die Gruppe bereits im September 2021 mit den Schüler*innen der Schule „Lycée Ker Anna“ aus Kervignac in Dresden zum Schüleraustausch getroffen hatte, war es nun an der Zeit für den Gegenbesuch in der Bretagne. Dort wollten sie die Kultur und das Land kennenlernen, sich mit der französischen Sprache vertraut machen und auch eine örtliche Pflegeeinrichtung besuchen.

Im Folgenden berichten sie über den Aufenthalt, ihre Erfahrungen und die Unterschiede zum Arbeiten als Pflegekraft in Deutschland.

Die Anreise

Die Reise begann bereits am Samstagabend mit der Zugfahrt und Übernachtung in Dresden, um am Sonntagmorgen auch sicher den ICE nach Frankfurt am Main zu schaffen. In Frankfurt traf sich die Reisegruppe mit ihrer Ansprechpartnerin und Teamerin von Europa-Direkt, Aline Massol, um zusammen weiter nach Paris zu reisen. Nach einer turbulenten Tour durch Paris, ging es im TGV weiter bis nach Vannes, wo der Himmel gerade seine letzten Regentropfen fallen ließ. Nach einer kurzen Wanderung durch die Stadt bezogen alle ziemlich geschafft von der Reise ihre Zimmer im Espace Montcalm, wo sie dann auch die zweite Teamerin von Europa-Direkt, Anna Felsing, kennenlernten. 

Montag: Erste Sprachkenntnisse und Führung durch das Pflegeheim

Gleich am Montag trafen wir uns, um über die Wochenplanung und unsere Erwartungen zu sprechen. Nach dem wir die Regeln für die Gruppe festgelegt hatten, startete auch schon die erste Sprachanimation. Wir wiederholten die Wörter, die wir im September in Dresden schon gelernt hatten lernten neue Vokabeln durch Spiele kennen. Um uns in der fremden Stadt nicht zu verlaufen, lernten wir verschiedene Richtungsangaben, wie etwa „nach links“ – „à gauche“, „rechts“ – „à droite“ oder „immer geradeaus“ – „tout droit“. Mit einem kleinen Spielchen haben wir auch nochmal alle Namen gefestigt, da die Gruppe teilweise neue Mitglieder hatte.

Herzliche Begrüßung und viel Zeit

Nach einem leckeren Mittagessen besuchten wir ein Pflegeheim. Von Kenza, einer Mitarbeiterin der Einrichtung, die für die Freizeitgestaltung der Bewohner*innen zuständig ist, bekamen wir eine Führung. Sie zeigte uns das ganze Gebäude und klärte uns über die verschiedenen Aufgaben und die Technik in der Einrichtung auf. Schon da bemerkten wir viele Unterschiede zwischen Frankreich und Deutschland, weshalb die Führung sehr spannend für uns war. Besonders auffällig war, wie familiär die Einrichtung gestaltet ist und wie viel Zeit die Mitarbeiter*innen sich für die Bewohner*innen nehmen konnten. Während der Führung lernten wir auch schon einige Senior*innen kennen, die teilweise sogar Deutsch konnten und uns sehr herzlich behandelt und begrüßt haben.

Stadtrallye mit Wörtersuche

Nach der Führung gab es eine Stadtrallye. Bei der Rallye sollten wir verschiedene Sehenswürdigkeiten in Vannes besuchen und fotografieren, außerdem sollten wir Internationalismen finden, also Wörter, die im Deutschen gleich oder ähnlich wie im Französischen geschrieben werden. Hier fanden wir zum Beispiel die Wörter „Stop“, „Taxi“ oder „Zone“. Außerdem hatten wir die Aufgabe, etwas Dreifarbiges zu suchen und ein typisches Lebensmittel finden wie zum Beispiel das salzige Karamell.

Als wir zurückkamen, haben wir alles ausgewertet und danach gab es Abendessen, welches allen auch sehr gut geschmeckt hat. Insgesamt war es ein sehr schöner Tag mit sehr vielen neuen Eindrücken und Erfahrungen. Text: Violet (SOA20b) und Lena (KPH21) 

Dienstag: Treffen mit französischen Schüler*innen

Der Dienstag begann mit großer Vorfreude darauf, die französischen Schüler*innen und Lehrkräfte wiederzusehen. Nach dem Frühstück ging es noch in die letzten Vorbereitungen, bevor wir uns gegen 10 Uhr zu einem gemeinsamen Empfang in unserem Gruppenraum mit den Schüler*innen aus Kervignac zusammenfanden. Sprachaktivitäten in spielerischer Form, welche drinnen und draußen stattfanden, waren ein guter Einstieg in den Tag, bevor wir uns für ein Mittagessen selbstständig in die Stadt begaben.

Dort saßen wir dann überwiegend am Hafen und tauschten uns bestmöglich aus. Anschließend ging es wieder in die Herberge, wo die Französinnen einen Vortrag über die Bretagne hielten, bevor sie uns ein Buffet mit lokalen Spezialitäten präsentierten. Wir konnten unter anderem Crêpes mit gesalzenem Karamell probieren, wie auch typisches Gebäck und Süßigkeiten.

Nach dieser umfangreichen Verköstigung mussten wir uns von unseren Freund*innen allerdings wieder verabschieden, da sich diese gerade in einer intensiven Prüfungsphase befinden. Mit einem kleinen Gastgeschenk von uns im Gepäck machten sie sich also wieder auf den Heimweg. Den Nachmittag ließen wir in Freizeit ausklingen, die überwiegend für die Erkundung von Vannes genutzt wurde. Daraufhin trafen wir uns nochmal zum Abendessen und ein langer und sonniger Tag ging damit zu Ende.
Text: Niklas (KPH21), Tony und Julius (SOA20b)  

Mittwoch: Unser Ausflug zur île d´Arz

Nach unserem gemeinsamen Frühstück begann unser Programm um 9:30 Uhr. Die beiden Gruppenbetreuerinnen Aline und Anna hatten ein paar lustige Spiele zur Sprachanimation vorbereitet. Passend zum heutigen Ausflug konnten wir einige neue Vokabeln lernen zum Beispiel: bateau (Schiff), île (Insel), marée haute (Flut), marée basse (Ebbe) und mouette (Möwe). Nach der kleinen Aufwärmrunde packten wir unsere Lunch-Pakete ein und gingen zur Haltestelle Le Port, um mit dem Bus nach Parc du Golfe zu fahren, dort stiegen wir auf die Fähre nach île d´Arz.

Auf der Insel angelangt, fiel uns der niedrige Wasserstand auf. Es war gerade Ebbe und wir konnten weit ins Watt hineingehen. Hier gab es einiges Interessantes zu entdecken. Einige fanden verschiedene Muscheln, Krebse, Wasserpflanzen oder sogar größere Meerestiere. Wir folgten dem Weg am Strand entlang und fanden viele Möglichkeiten, um schöne Erinnerungsfotos zu machen. Unser Weg führte uns sogar an einen See auf der Insel.

Inselerkundung – Steinhäuser und bunte Fensterläden

An der Küste fanden wir einen Tisch, hier haben wir gemeinsam unser Lunch-Paket gegessen und eine Rast gemacht. Nach unserer Pause gelangten wir in die Stadt der Insel. Besonders auffällig waren die typischen Steinhäuser mit bunten Fensterläden und die hohen Steinmauern mit wildwachsenden Blumen und Sträuchern. In der Stadt konnten wir etwas Zeit für uns selbst nutzen, um die Gegend eigenständig zu erkunden.

Danach folgten wir dem Weg quer durch die Stadt Richtung Hafen. Ein gemeinsames Gruppen-Selfie durfte natürlich auch nicht fehlen, danach gingen wir weiter entlang der Küste. Wir machten eine letzte Rast am Strand, hier bemerkten wir, dass das Wasser wieder deutlich gestiegen war und die Flut kam. Wieder am Hafen angelangt, fuhren wir mit der Fähre wieder aufs Festland zurück.

In Vannes hatten wir den restlichen Tag Freizeit. Einige nutzen die Zeit, um regionale Speisen zu kaufen oder das eine oder andere Mitbringsel zu besorgen. Unsere Gruppe traf sich pünktlich um 19:30 Uhr wieder zum gemeinsamen Abendessen. Zusammenfassend können wir nur bestätigen, dass es ein besonders schöner Ausflug für uns alle war und dass wir mit neuen Erfahrungen, Französisch-Vokabeln und einigen Sonnenbränden zurückgekehrt sind.
Text: Emma und Jinhua (SOA 20a) 

Donnerstag: Angebot im Pflegeheim

Am Morgen haben wir, wie jeden Tag nach dem Frühstück, über die Tagesplanung geredet. Nach ein paar Spielen zur Sprachanimation haben wir uns in drei Gruppen aufgeteilt und überlegt, welche Aktivitäten wir den Bewohner*innen des Pflegeheims vorstellen, bei denen sie sich natürlich auch beteiligen können. Emma & Tony haben sich Fragen an die Fachkräfte im Pflegeheim und auch an die Bewohner*innen überlegt.

Julius, Niklas & Jinhua suchten Sprichwörter und Redewendungen auf Deutsch heraus, für die es auch im Französischen Redewendungen mit der gleichen Bedeutung gibt. Die dritte Gruppe, Gerd Relitz, Violet und wir (Souad & Lea), überlegten, dass ein Lied mit ergänzenden Bewegungen dazu eine schöne Idee wäre. Wir suchten ein Lied, das es sowohl im Französischen als auch im Deutschen gibt. Wir fanden das Kinderlied „Kopf, Schultern, Knie & Fuß“ oder auch auf Französisch „Tête, épaules, genoux et pieds“.

Nach ein wenig Übung waren wir für den Nachmittag gut vorbereitet. Reger Austausch mit Mitarbeitenden im Pflegeheim Anschließend fuhren wir mit dem Bus zum Altenheim. Dort nahmen sich die Mitarbeiter*innen extra während ihrer Pause Zeit für uns. Tony und Emma konnten so in Ruhe ihre Fragen stellen. Es ergab sich ein reger Austausch, denn auch die Fachkräfte im Pflegeheim waren sehr daran interessiert, welche Erfahrungen wir in unseren Praktika machen konnten.

Alle machten mit

Im Anschluss haben wir dann alle unsere Aktivitäten den Bewohner*innen vorgestellt. Was uns alle positiv überraschte war, dass sich alle Anwesenden wirklich aktiv beteiligten und sehr gut dabei waren. Sie haben das Lied mitgesungen, die Bewegungen mitgemacht und alle Redewendungen erraten. Es war eine sehr schöne Atmosphäre und im Anschluss konnten wir auch ein bisschen mit den Bewohner*innen ins Gespräch kommen.

Danach sind wir dann zur Herberge zurückgelaufen und haben den Tag und die gesamte Projektwoche ausgewertet. Uns blieb dann noch ein wenig Freizeit und diese nutzten wir, um zu packen oder noch einmal in die Stadt zu gehen. Nach dem Abendessen hatten wir noch eine kleine „Abschlussfeier“, bei wir auch „Werwolf“ gespielt haben.
Text: Souad und Lea (KPH 21)

Freitag: die Rückreise

Noch vor dem Sonnenaufgang ging der Schüleraustausch zu Ende und die Gruppe aus Görlitz musste sich wieder auf den Heimweg begeben. Ein letztes Mal wanderten die Schüler*innen durch Vannes um den TGV nach Paris um 6:30 Uhr zu erreichen. Die Heimfahrt war gerade in Paris deutlich entspannter und schon während der Rückfahrt wurden Geschichten und Erlebnisse aus dem Schüleraustausch in Vannes besprochen.

Gerade der Besuch im Pflegeheim und die Zeit gemeinsam mit der französischen Gruppe aus Kervignac wird vielen wohl noch lange in Erinnerung bleiben. Und wie bei jeder guten Reise waren sich fast alle einig: Wir hätten gerne noch ein bisschen länger in Vannes bleiben können. Au revoir, Frankreich!
Text: Gerd Relitz


Autor

Schüler*innen der Euro Akademie

In dieser Rubrik schildern Schüler*innen der Euro Akademien ihre persönlichen Erfahrungen zum Thema Ausbildung, berichten über Projekte, Praktika oder Veranstaltungen und geben anderen Lernenden wertvolle Tipps. Sie gehen dabei auf Fragen ein, auf die sie vor und in ihrer Ausbildungszeit selbst gern Antworten gehabt hätten.