Digital Detox – so befreien Sie sich von der Smartphone-Sucht

0

Kann man von Sucht sprechen, wenn man 80 Mal in 24 Stunden auf sein Mobiltelefon schaut? Das tun nämlich die meisten Smartphone-Besitzer an einem ganz gewöhnlichen Tag. Keine Frage, die Kommunikation ist viel einfacher geworden. Wir erzählen Freunden auf der ganzen Welt, was uns gerade bewegt, wie wir kochen und was im eigenen Land gerade los ist. Was aber, wenn wir keine Zeit für das Hier und Jetzt finden, uns gehetzt von einer Nachricht zur anderen bewegen lassen und unsere Tage eine Abfolge von Informationen sind? Dann ist es höchste Zeit für Digital Detox!

Gestern in der Bahn: Mir gegenüber sitzt eine Frau mittleren Alters, daneben ihr Sohn – etwa 12 Jahre alt. Beide schauen gebannt, mit wiederkehrenden kurzen Unterbrechungen, in denen sie abwechselnd für den Bruchteil einer Sekunde ihre Umgebung scannen, auf ihr Smartphone. Alles in Ordnung, Kopf runter – die Welt kann warten. Ganz normaler Alltag 2019. Na klar, wir dürfen auf keinen Fall die Nachricht einer Freundin verpassen und möchten immer bestens informiert sein über die Ereignisse von China bis zum Nordpol.

Kennen Sie auch den Handyreflex? Kaum haben Sie sich versehen, macht sich ihr Finger selbstständig, um zu checken, wer Ihnen eine wahnsinnig wichtige Nachricht gesendet hat. Eine völlig unbewusste, automatisierte Aktion. Die meiste digitale Zeit verbringen wir übrigens tatsächlich mit Nachrichten und Bildern auf Facebook, Instagram und WhatsApp. Sicherlich ist unsere Kommunikation dadurch viel flexibler geworden, wir sind frei von Ort und Zeit. Ein tolles Gefühl. Damit die Freude darüber bleibt, und Sie sich nicht irgendwann von Informationen und Nachrichten überfahren fühlen, haben wir ein paar Digital Detox Tipps für Sie.

Digital Detox – so klappt die digitale Entgiftung

Um Ihnen gleich mal die Illusion von einer radikalen dreiwöchigen digitalen Entgiftungskur zu nehmen: Es wird Ihnen nichts bringen, wenn Sie mal für einige Tage alle elektronischen Medien aus Ihrem Alltag verbannen und dann wieder so weitermachen wie vorher. Nämlich wie der durchschnittliche Smartphone-Besitzer etwa alle 12 Minuten auf Ihr Smartphone zu schielen. Falls Sie sich damit wohlfühlen, alles wunderbar – dann hätten Sie allerdings den Beitrag nicht bis hierhin gelesen – nein, Sie hätten ihn gar nicht angeklickt. Wer nicht mehr der Sklave von Smartphone und Konsorten sein will, braucht keine digitale Diät, er muss seine Gewohnheiten ändern.

1. Legen Sie Zeiten für die digitale Kommunikation fest

Schalten Sie Ihr Smartphone nachts aus oder legen es außer Hör- und Reichweite. Schauen Sie nicht sofort nach dem Aufstehen auf einen Bildschirm, sondern genießen Sie den Augenblick der ersten Tasse Kaffee am Tag, vielleicht einen kleinen Plausch mit Ihren Liebsten. Nur Notdienste sind so wichtig, dass Sie ständig erreichbar sein müssen. Schalten Sie alle elektronischen Geräte ab einer gewissen Zeit am Abend aus und widmen Sie sich Dingen und Menschen, die Ihnen wichtig sind. Stichwort: Ungeteilte Aufmerksamkeit.

2. Schalten Sie Push-Nachrichten aus

Wenn Sie die Push-Funktion aktiviert haben, werden Sie über eingehende Nachrichten informiert, auch ohne eine App geöffnet zu haben. So wichtig ist keine Nachricht, dass sie nicht ein bisschen warten kann. Wenn etwas wirklich Bedeutendes passiert ist, wird Sie jemand anrufen oder persönlich auf Sie zukommen. Wahnsinnig dringende E-Mails gibt es höchstens mal im Job, privat nutzt man andere Kommunikationskanäle, wenn’s brennt.

3. Vergessen Sie Ihr Smartphone doch einfach mal

Lassen Sie Ihr Telefon einfach mal in der Schublade und gehen ganz mutig ohne ihr digitales Kommunikationsmittel aus dem Haus. Nehmen Sie sich stattdessen ein Buch mit in die Bahn oder unterhalten sich mit einem netten Sitznachbarn.

4. Bestimmen Sie Smartphone-freie Zonen

Es ist einfach nervig, wenn jemand am Esstisch sitzt und immer wieder Nachrichten tippt. Gemeinsame Mahlzeiten sind die beste Gelegenheit, um miteinander ins Gespräch zu kommen. Auch das Schlafzimmer sollte tabu sein für elektronische Geräte – hier ist Ruhe angesagt. Das Wecker-Argument zählt übrigens nicht. Besorgen Sie sich einfach eine analoge Variante, die stört Sie sicher nicht bei Ihrer Nachtruhe.

5. Absolute Kontrolle – Digital Detox Apps

Es klingt erstmal paradox, aber es gibt tatsächlich Apps, die Sie von der Smartphone-Sucht befreien sollen – zumindest zeitweise. Die App „Offtime“ zum Beispiel sperrt bestimmte Programme und Anrufe für eine gewisse Zeit. Am Ende des Tages zeigt Ihnen Offtime, wie oft und wie lange Sie trotzdem auf Ihr Handy geschaut haben.

Eine andere App geht spielerisch an das Problem ran. Nach einigen Fragen, wie Sie Ihr Smartphone nutzen, erstellt „Space“ ein persönliches Nutzerprofil – vom Langeweile-Bekämpfer bis zum Social-Media-Junkie. Sie legen dann fest, wie oft das Mobilgerät entsperrt werden soll. Als Belohnung für Ihre Tapferkeit bekommen Sie immer einen Planeten geschenkt und bauen sich so eine eigene virtuelle Galaxie auf.

Digitale Medien schenken uns eine fast unbeschränkte Freiheit in der Kommunikation. Wir kennen uns aus in der digitalen Welt, knüpfen neue Kontakte über virtuelle Netzwerke, posten Stories und informieren Freunde und Bekannte über den ganzen Planeten hinweg über das, was uns wichtig ist. Jetzt ist es an der Zeit, unsere physische Freiheit wieder zurückzugewinnen. Fangen Sie heute damit an! Ganz nach dem Motto „Kopf hoch. Das Handy kann warten“, der ausgezeichneten Aktion des Radiosenders N-JOY (NDR).

Autor

Tanja Höfling

Von Juli 2017 bis Juli 2022 informierte die ehemalige Online-Redakteurin des Euro Akademie Magazins regelmäßig über Aktuelles und Wissenswertes zu den Themen Ausbildung, Studium und Beruf.