Einen Monat lang abstinent – Fakten & Tipps zum „Dry January“

0

Zugegebenermaßen: Der Dezember war hart. An jeder Ecke lauerte ein Glühweinstand, das alljährliche Treffen mit den Schulfreund*innen inklusive des gemeinsamen Anstoßens auf gemeinsame Erinnerungen, das Weihnachtsessen, zu dem traditionell ein guter Rotwein gereicht wird – und dann der Gipfel des Alkoholrausches: die Silvesterparty. Anlass zu trinken gab es also allerhand. Während bestimmte Personenkreise wie Schwangere oder Autofahrer*innen immer problemlos begründen können, wieso sie lieber nüchtern bleiben wollen, werden alle anderen häufig kritisch beäugt, wenn sie ein alkoholisches Getränk ablehnen. 

Alkoholkonsum in Deutschland in Zahlen

Trinken ist – trotz der bekannten Risiken – immer noch gesellschaftlich akzeptiert (und aufgrund der damit einhergehenden Steuereinnahmen vielleicht sogar erwünscht): Der Pro-Kopf-Verbrauch von Reinalkohol der über 15-jährigen Bevölkerung in Deutschland liegt laut Alkoholatlas 2022 des Deutschen Krebsforschungszentrums bei 10,6 Litern und damit knapp über dem durchschnittlichen Alkoholkonsum der EU-Mitgliedstaaten von rund 10 Litern. Beim Bierkonsum ist Deutschland auch ganz vorne mit dabei: Im europäischen Vergleich stehen wir mit 5,6 Litern Reinalkohol pro Kopf an vierter Stelle.

Besoffene Bundesländer: Bei den Männern liegt Sachsen ganz vorne, bei den Frauen wird in Bayern am meisten Alkohol konsumiert.

Kampagne gegen Alkoholmissbrauch

Aber es gibt eine Gegenbewegung, die immer bekannter wird: der „Dry January“. Hierbei handelt es sich um einen Aktionsmonat, der den Verzicht auf Alkohol einer breiteren Menge schmackhaft machen soll. Die Teilnehmer*innen verpflichten sich, im ersten Monat des Jahres keinen Alkohol zu sich zu nehmen. Zum ersten Mal wurde dieser „trockene Januar“ während des Zweiten Weltkriegs durchgeführt, nämlich im Jahr 1942 in Finnland, um den zunehmenden Alkoholkonsum der Bürger*innen in den Griff zu kriegen. Damals trug der enthaltsame Monat den Namen „Sober January“. Den eingetragenen Markennamen „Dry January“ sicherte sich die gemeinnützige britische Organisation „Alcohol Change“ 2014, als sie ihre erste Kampagne startete. Seitdem breitete sich die Bewegung innerhalb Europas aus, befeuert durch die Präsenz in den sozialen Medien. 

Fünf Tipps zum Durchhalten

Hand auf’s Herz: Hast du dir in diesem Jahr schon ein Gläschen genehmigt? Oder machst du mit beim „Dry January“? Egal, ob du schon mit am Start bist oder dich das Thema zunächst nur interessiert – mit unseren Tipps wirst du es schaffen, für einen bestimmten Zeitraum ohne die Volksdroge der Deutschen auszukommen. 

Tipp 1: Sich die Risiken bewusst machen

Als allererstes solltest du dir klar machen, wie sehr auch der kleinste Tropfen Alkohol unserem Körper schadet. Die Mär über das tägliche Gläschen Rotwein, das unsere Arterien erweitert und so unsere Gesundheit erhält, ist mittlerweile durch Studien lange schon widerlegt. Dennoch hält sich diese überholte Behauptung hartnäckig. Vielmehr spricht alles dafür, dass Alkohol – wie jede andere Droge auch – absolut schädlich für unseren Organismus ist. Die Entstehung von über 200 Krankheiten lässt sich teilweise auf den Alkoholkonsum der Erkrankten zurückführen. Zu den durch Alkohol verursachten Krankheiten gehören psychische und Verhaltensstörungen, Schädigungen des Verdauungssystem wie Alkoholgastritis, Fettleber, Leberzirrhose oder alkoholinduzierte Pankreatitis, eine Degeneration des Nervensystems, Probleme mit dem Herz-Kreislaufsystem wie die alkoholische Kardiomyopathie oder weitere ernstzunehmende Krankheiten wie das Pseudo-Cushing-Syndrom oder die Alkoholmyopathie – von Vergiftungserscheinungen beim sogenannten „Koma-Saufen“ und den Auswirkungen auf  das ungeborene Leben durch Alkoholkonsum in der Schwangerschaft ganz zu schweigen. Die Liste der gesundheitlichen Auswirkungen ist schier unendlich. Alkoholkonsum kann weiterhin auch zu einem erhöhten Risiko von Krebserkrankungen im Darm, in der Leber oder der Bauchspeicheldrüse, Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie Bluthochdruck oder Schlaganfall führen und begünstigt Typ-2-Diabetes, Alzheimer, Depressionen und Epilepsie. Sich vor all diesen lebensbedrohenden Krankheiten durch Abstinenz schützen zu können sollte allein schon Motivation genug sein, einen Monat auf das Zellgift zu verzichten. 

Tipp 2: Sich über die Vorteile freuen

Doch es gibt eine gute Nachricht: Unser Körper kann sich von all diesen negativen Auswirkungen wieder erholen, wenn wir eine Zeit lang auf Alkohol verzichten oder unseren Konsum auf ein Minimum reduzieren. Es können sich beispielsweise alkoholbedingte Entzündungen der Leber und sogar eine Fettleber zurückbilden. Zudem hat die Abstinenz eine blutdrucksenkende Wirkung. Außerdem kannst du mit einem erholsameren Schlaf rechnen, weil dein Körper in der Nacht nicht mit dem Abbau des Alkohols beschäftigt ist. Wer Probleme mit dem Gewicht hat, kann auch aufatmen: Nicht nur, dass Alkohol eine wahre Kalorienbombe ist, er macht auch Appetit auf fettiges und kalorienreiches Essen – ein doppelter Dickmacher also, von dem du dich im „Dry January“ verabschieden kannst. Zudem entzieht der Alkohol dem Körper Wasser. Das bedeutet: Je weniger Alkohol, umso besser das Hautbild. Du brauchst die Ausschüttung der positiven Botenstoffe durch den Alkohol? Keinesfalls! Denn nach kurzer Zeit der Umstellung erholt sich auch dein Hormonaushalt wieder und du fühlst dich weniger matt und niedergeschlagen als während der Entgiftung. 

Tipp 3: Überall rumposaunen und Kompliz*innen suchen

Wenn niemand weiß, dass Du Alkohol „fastest“, ist es auch nicht so schlimm, wenn du „versagst“? Das ist die falsche Denkweise. Kehre sie um und mache sie dir zunutze: Wenn jede*r weiß, dass du gerade lieber nüchtern bleibst, hast du eine moralische Verpflichtung, dein Wort zu halten, und wirst so eher Erfolg haben. Oder gehe gleich noch einen Schritt weiter: Nimm deine*n Partner*in, Freund*innen, Arbeitskolleg*innen mit ins Boot! Du wirst sehen, dass nicht nur Trinken, sondern auch Nicht-Trinken in der Gemeinschaft mehr Spaß macht. 

Tipp 4: Mocktails mixen

Zusammen mit deinen Kompliz*innen kannst du dann auch direkt eine Mocktail-Party ausrichten. Mocktails sind Cocktails ohne Alkohol, „Pseudo-Cocktails“ sozusagen. Geschmacklich stehen sie alkoholhaltigen Getränken mittlerweile in nichts nach. Du verzichtest lediglich auf den Hangover am nächsten Tag. Schau dich einmal um bei Laori (bieten alkoholfreie Alternativen zu Aperol, Gin oder Rum), Easip (hier gibt es alkoholfreie botanische Destillate, die die perfekte Basis für alkoholfreie Cocktails bilden) oder bei Rebels 0.0% (neben fünf weiteren preisgekrönten Getränken findest du hier sogar einen alkoholfreien Whiskey)!

Tipp 5: Weitermachen

Wir nähern uns schon dem Ende des Januars und du hast gut durchgehalten? Wieso verlängerst du deinen gesunden Lebensstil nicht noch um ein paar Wochen? Oder legst mehrmals im Jahr eine Pause vom Alkohol ein? Die Zeit zwischen Aschermittwoch (also direkt nach dem nächsten Rausch namens Karneval/Fasching/Fasnacht) und Ostern ist dafür wie geschaffen. Im christlichen Brauch werden diese sieben Wochen zur bewussten Ausrichtung auf die bevorstehende Feier von Tod und Auferstehung von Jesus Christus genutzt. Man kennt diese Zeit unter dem Namen Fastenzeit. Einige Menschen verzichten in dieser Zeit auf Süßigkeiten, andere überdenken schlechte Angewohnheiten wie Meckern, Lästern, Grübeln und versuchen, diese zu vermeiden. Spannend ist auch die Kampagne „7 Wochen ohne“ der protestantischen Kirche für die Fastenzeit. Sie steht 2024 unter dem Motto „Komm rüber! Sieben Wochen ohne Alleingänge”. Warum nicht einfach den Alkoholverzicht damit kombinieren und sich im Team sieben schöne Wochen „ohne Alk“ machen? 

Titelbild: hatsak/shutterstock

Autor

Nadine Elbert

Seit August 2019 schreibt Nadine Elbert hier im Wechsel über Themen aus den Bereichen Ausbildung, Studium und Beruf – und schöpft dabei auch aus ihrem reichhaltigen persönlichen Erfahrungsschatz.