Gesundheit versus Gewinnsucht
Die Humanmedizin verwandle sich in einen profitorientierten Industriezweig, mahnt Hontschik. Das Wohl der Patienten komme dabei zu kurz. Beispielsweise kritisiert er die Änderung der Krankenhausfinanzierung: Bis 1999 wurden Krankenhäuser noch nach Liegezeit der Erkrankten bezahlt. Seitdem dieses System aber durch die Fallpauschalen abgelöst wurde, ist die Schwere der Diagnose Grundlage der Bezahlung. Das habe dazu geführt, dass Krankenhäuser die Patienten möglichst schnell abfertigen wollen, meint Hontschik. Auch am Personal werde gespart, um die Kosten einzudämmen. Sein Buch sei als Appell an die Medizin gedacht, zu ihrer ursprünglichen Bestimmung zurückzukehren – nämlich, den Patienten bestmöglich zu helfen.
Für mehr Menschlichkeit
Außerdem bemängelt Hontschik das Menschenbild der hochtechnisierten Medizin. Die Patienten seien keine Maschinen, bei denen man nur einen Schalter umlegen müsse, bemerkt er im Interview mit dem Deutschlandfunk Kultur. Je nach Stimmung oder Tageszeit könne die Wirkung einer Maßnahme auf einen Patienten ganz unterschiedlich sein. Wichtig sei es also, den Fokus auf den Menschen und seine komplexen Vorbedingungen und Bedürfnisse zu legen.
Ein Hoch auf das Pflegepersonal!
Für Hontschik sind es die Pflegekräfte, die mit ihrem Einsatz und ihrem Berufsethos das System vor dem Zusammenbruch bewahren. So betont er im Interview: „Wenn es in unserem Gesundheitswesen jemanden gibt, der jeden Morgen mit ganzem Herzen und einem ganz hohen Ethos zur Arbeit geht, dann sind das auch die Ärzte, aber in erster Linie die Schwestern und Pfleger. Wenn es das nicht gäbe, könnten wir den Laden schon lange zumachen.“
Das Buch verzichtet auf hochtrabende Fachbegriffe und ist damit auch für Laien gut zu verstehen. Die Fragen, die es aufwirft, regen zum Nachdenken an – hat unser Gesundheitssystem tatsächlich ein Problem? Die Thematik ist kontrovers und es gibt sicher einige Ärzte, die Hontschik widersprechen würden. Insgesamt ist sein Wunsch nach einer menschlichen Medizin, die in erster Linie für den Patienten da ist, ein guter Ansatz – damit jeder die Behandlung bekommt, die er benötigt.
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