Faszientraining: Nur ein Trend oder eine sinnvolle Schmerzbehandlung?

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Heute ist Faszientraining in aller Munde. Zahlreiche Physiotherapeuten, Yoga-Lehrer, Fitnessstudios und andere Bereiche der Gesundheitsbranche schwören neuerdings auf diese Methode. Auch die Vielzahl an Übungsvideos im Internet und auf DVD deutet auf die Popularität hin.

Was sind Faszien?

Faszien bezeichnen das elastische Bindegewebe, das Organe, Knochen, Nerven, Muskeln und Gelenke umschließt und miteinander verbindet. Sie dienen als Wasserspeicher und beinhalten Nervenenden und Rezeptoren. Lange Zeit wurden diese netzwerkartigen Bestandteile des Körpers von der Medizin kaum beachtet. Neuere Erkenntnisse gehen jedoch davon aus, dass Faszien Schmerzen verursachen können, wenn diese verkleben und die Muskeln dadurch nicht mehr richtig arbeiten können.

Wie Faszien schmerzen auslösen und was man dagegen tun kann

Langes Sitzen am Computer und andauernder Bewegungsmangel können dazu führen, dass die faserigen Faszien verkleben, starr werden und nicht mehr so elastisch sind. Eine Dehnung der Faszien soll die Verklebungen lösen und die dadurch ausgelösten Schmerzen lindern. Dr. Robert Schleip gilt als der deutsche „Faszien-Papst“, der die Forschung in den vergangenen Jahren massiv in diesem Bereich vorangetrieben hat. Der Humanbiologe arbeitet in einer speziellen Forschungsgruppe an der Universität Ulm und schwört auf die Anwendung von Faszien-Rollen. Mit diesen Schaumstoffrollen könne man die verklebte Bindegewebsstellen gezielter behandeln, als mit yogaartigen Dehnungen, sagte er in einem Interview in der ZDF-Sendung WISO. Mittlerweile gibt es die Rollen, wie zum Beispiel die „Blackroll“, in unterschiedlich harten Ausprägungen für verschiedene Anwendungsgruppen und Körperstellen.

Um die Schmerzen zu lindern, legt die Person sich mit der schmerzenden Körperregion, zum Beispiel dem Oberschenkel, auf die Rolle und gleitet unter Ausnutzung des Körpergewichts darüber. Das Vorgehen soll die Verklebungen durch den ausgeübten Druck lösen und so die Schmerzursache bekämpfen. Anstatt bewegungslos in einer statischen Dehnstellung zu verharren, wird für die Faszienfitness eine fließende Dehnung empfohlen. Dabei gibt es zwei unterschiedliche Formen, eine langsame und eine schnelle, dynamische Dehnung.

Faszienrollen – nur ein Trend?

Allerdings werfen Kritiker den Faszienrollen vor, dass deren Wirkung noch kaum durch unabhängige wissenschaftliche Studien aussagekräftig belegt sei. Zwar deute vieles auf die Wirksamkeit hin, jedoch fehle es an fundierten klinischen Ergebnissen. Eine Untersuchung durch „Öko-Test“ kommt beispielsweise zu dem Schluss, dass der Nutzen nach aktuellen Erkenntnissen nicht ausreichend belegt sei, wenngleich das Prinzip der Faszienrollen plausibel klinge. Darum ist unbedingt weitere Forschung notwendig, um die Wirksamkeit belastbar zu bestätigen oder zu relativieren. Nach derzeitigem Kenntnisstand schaden langsame Übungen mit Faszienrollen jedenfalls nicht.

Andere behaupten, dass das Faszientraining ein neumodischer „Hype“ sei. Physiotherapeuten oder speziell ausgebildete Masseure massierten schon seit langem verspannte Körperregionen und das Bindegewebe, um Schmerzursachen zu bekämpfen. Die Schaumstoffrollen hätten einen ähnlichen Effekt wie die manuelle Therapie mit den Händen. Die Massage per Hand würde auch das tieferliegende Gewebe erreichen, die Rollen hingegen nur die oberflächlichen Gewebsschichten. Auch Yoga-Übungen, wie der Sonnengruß, sind eine gute Möglichkeit das Bindegewebe zu dehnen.

In jedem Fall ist es wichtig, einen Ausgleich für langes Sitzen am Computer oder anderen bewegungsarmen Tätigkeiten zu finden. Ob dabei eine Faszienrolle, Yoga oder andere Bewegungsformen gewählt werden, muss jeder selbst für sich entscheiden. Hauptsache die Bewegung tut dem Körper gut.

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