Giftige Gewächse für Zwerge – Teil 2

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Wenn die Temperaturen steigen und die Sonne strahlt, drängt es Groß und Klein nach draußen. Immerhin muss man das schöne Wetter ja ausnutzen und man möchte die Natur genießen. Nachdem wir uns im letzten Teil die Gefahren für Kinder bei giftigen Pflanzen angeschaut haben, nehmen wir nun einen weiteren Gefahrenpool ins Visier: Pilze. 

Gefährdung bei Laien und Kindern sehr hoch 

Beim Spielen im Garten oder im Rahmen eines Wandertags im Wald lässt eine Begegnung mit Pilzen nicht lange auf sich warten. Vor allem an schattigen und feuchten Orten fühlen sie sich sehr wohl. Während Naturkenner*innen oft giftige Pilze von essbaren Pilzen unterscheiden können, sind Laien oft damit überfordert.  

Vor allem Kinder können mit einer Unterscheidung wenig anfangen und erkennen darin nur die leckeren und essbaren Varianten der Champignons aus ihrem letzten Mittagessen. Da passiert es schnell, dass der Pilz in den Händen und schließlich auch im Mund landet. Deshalb ist Vorbeugung und im Notfall die richtige Handlungsweise sehr entscheidend. 

Verhalten und Vorkehrungen bei Giftpilzen 

Um Gift-Vorfälle und das Eintreten eines medizinischen Notfalls zu vermeiden, ist es sehr wichtig, vorbeugende Maßnahmen zu treffen. Dazu zählen das Ausstechen und Vernichten von wild wachsenden Pilzen im Garten und die Sensibilisierung der kleinen Naturliebhaber*innen für drohende Gefahren bei Pilzen. Am besten redet man ihnen ein, sich von Pilzen fernzuhalten und gar nicht erst in ihre Nähe zu gehen, allem Forscherdrang zum Trotz. Beim Ausstechen oder Abpflücken der Pilze sollte man stets Handschuhe tragen oder danach gründlich die Hände waschen, um eine Eigengefährdung auszuschließen.

Da giftige Pilze vor allem ungekocht meist bitter und nicht sehr gut schmecken, spucken Kinder diese schnell wieder aus. Dadurch kommt es lediglich zu sehr geringen eingenommenen Mengen, sodass sich die Vergiftungserscheinungen auf Übelkeit oder Erbrechen beschränken. Nur äußerst selten kommt es bei Kindern zu Todesfällen. Um vorbeugende Maßnahmen optimal umzusetzen, stellen wir für Eltern und Erzieher*innen nachfolgend die wichtigsten und bekanntesten giftigen Pilze vor. 

Potenziell giftige Pilze im Überblick 

Kartoffelbovist 

Anders als der Name vielleicht vermuten lässt, sollte man diesen Pilz nicht verzehren. Seine Gifte können Magen-Darm-Beschwerden auslösen und sogar zur Ohnmacht führen. Kinder sollten definitiv nicht in seinen „Genuss“ kommen. 

  • Blütezeit: ganzjährig 
  • Merkmale: knollige und einer Kartoffel ähnelnde Form und mit „Warzen“ bedeckt, gelb-bräunlich oder Ocker-Färbung, wächst auf saurem Boden 

Glimmertintling 

Charakteristisch für diesen Pilz ist das Auftreten in Gruppen. Mögliche Vergiftungserscheinungen beim Glimmertintling treten größtenteils nur in Verbindung mit Alkohol auf, eine Antabusvergiftung ist die Folge. Auch wenn Kinder keinen Alkohol trinken, sollte man trotzdem den Pilz von ihnen fernhalten.  

  • Blütezeit: Frühjahr bis Herbst 
  • Merkmale: dünner Stiel, weiße bis gräulich-braune Färbung, Innenraum ist hohl, wächst in Gruppen 

Satans-Röhrling 

Nein, man wird aufgrund dieses Pilzes nicht in Hölle kommen, aber der Verzerr des Satans-Röhrlings kann trotzdem gesundheitliche Beeinträchtigungen nach sich ziehen. Vor allem Magen-Darm-Probleme sind die Folgen. Magenschmerzen, Übelkeit und Erbrechen können als Symptome auftreten. 

  • Blütezeit: ganzjährig 
  • Merkmale: 25 cm großer kugelförmiger Schirm, grauer und ledriger Schirm, rote Poren 

Karbol-Egerling 

Der Karbol-Egerling gehört der Gruppe der Champignons an und ist deshalb leicht mit einem essbaren Exemplar zu verwechseln. Bei einem Verzerr drohen Durchfall und Sehstörungen. Man kann ihn jedoch leicht enttarnen, indem man seinen Schirm anschneidet. Läuft die angeschnittene Stelle chromgelb an, so sollte man den Pilz entfernen oder Kinder von ihm fernhalten. 

  • Blütezeit: ganzjährig 
  • Merkmale: helles Weiß am Schirm, unterhalb des Schirms Lamellen, wächst oft in Gestrüpp 

Grünblättriger Schwefelkopf 

Dieser Pilz kommt gerne in Gruppen vor und wächst als „Busch“ zusammen mit anderen seiner Gattung. Er ist vor allem auf morschem Holz anzutreffen und kann ganze Rinden bewuchern. Der Verzerr ist giftig und kann Durchfall und Magenschmerzen verursachen. 

  • Blütezeit: Mai bis Dezember 
  • Merkmale: maximal 7 cm breit und 10 cm hoch, kommt in Gruppen vor, gelblich-grüne bis braune Färbung 

Potenziell tödliche Pilze im Überblick 

Grüner Knollenblätterpilz 

Entdeckt ein Kind einen leicht grünlich schimmernden Pilz, ist Vorsicht geboten. Denn dann kann es sich um den Grünen Knollenblätterpilz handeln. Bereits kleinste Mengen können schwere Vergiftungserscheinungen auslösen. Man darf nicht vergessen, wenn diese Mengen bereits bei einem gesunden Erwachsenen weitreichende Folgen haben können, wie sehr dann der Körper eines Kindes in Mitleidenschaft gezogen werden kann. Auch wenn eine Vergiftung nur selten zum Tod führen kann, so sind die Begleiterscheinung nicht zu vernachlässigen: Unwohlsein, Erbrechen und Durchfall. Da sein Gift in größeren Mengen zum Tod in Form von Leberversagen führen kann, ist er berechtigterweise unter den tödlichen Pilzen einzuordnen. 

  • Blütezeit: ganzjährig 
  • Merkmale: olivgrüne Färbung, 16 cm langer Stiel, glockenförmiger Schirm, riecht nussig 

Weißer Knollenblätterpilz 

Ein Upgrade zum Grünen Knollenblätterpilz stellt im negativen Sinne der Weiße Knollenblätterpilz dar. Auch dieser kann bereits bei kleinsten Mengen zu schweren Vergiftungserscheinungen führen. Während sein Namensvetter eher den Magen-Darm-Trackt angreift, richtet das Gift dieser Variante vor allem an Niere und Leber großen Schaden an. Teilweise kann der Schaden sogar irreparabel sein und es droht der Verlust der Organfunktion. Dementsprechend ist vor allem für Kinder sein Gift tödlich, in dem es das Amatoxin-Syndrom auslöst. Dieses Syndrom beschreibt das kollektive Versagen von wichtigen Organfunktionen und führt zu einer „Vergiftung“ des Körpers.  

  • Blütezeit: Juni bis September 
  • Merkmale: weiße Färbung, 10 cm Durchmesser des Schirms und leicht eiförmig, Verwechslungsgefahr mit dem Champignon, riecht angenehm 

Frühlings-Knollenblätterpilz 

Bekanntlich sind aller „guten“ Dinge drei. So auch beim Knollenblätterpilz, der in einer dritten Variante daherkommt. Auch dieser Pilz ist tödlich. Zwar benötigt es diesmal größere Mengen, etwa 30 Gramm, jedoch können bereits vorher Schädigungen an der Leber auftreten. 

  • Blütezeit: Mai bis September 
  • Merkmale: konvexer Schirm, ockerfarben, 10 cm breit und 15 cm hoch 

Fliegenpilz 

Einer der bekanntesten Giftpilze ist der Fliegenpilz. Trotz seines schönen Anblickes sollte man absolute Vorsicht walten lassen und Kinder über die Auswirkungen dieses Pilzes informieren. Denn der oft in Disney-Filmen vorkommende und deshalb vor allem von Kindern unterschätzte Pilz, kann die Atmung und das Kreislaufsystem schädigen. Im schlimmsten Fall kann es zur Lähmung der Atmung kommen und zum Tod durch Ersticken.

  • Blütezeit: Juli bis Oktober 
  • Merkmale: roter 30 cm breiter Schirm mit weißen Punkten, orange bis gelb gefärbte Pilzhaut, angenehmer Geruch 

Kahler Kempling 

Der Kahle Kempling, oder aufgrund seiner glänzenden Schicht auf dem Schirm auch Speckpilz genannt, wirkt anders als viele Giftpilze nicht kurz- oder mittelfristig tödlich, sondern nur, wenn man ihn regelmäßig über einen längeren Zeitraum verzehrt. Auch wenn damit das einmalige Vernaschen seitens Kinder nicht direkt in einem medizinischen Notfall mündet, so sollten trotzdem Eltern und Erzieher*innen darauf achten, dass sich die Kleinen davon fernhalten. Sollte ein Kind den Pilz gegessen haben, unbedingt einen Arzt konsultieren! Bei langfristigem Verzehr kann es zu einer Antigen-Antikörper-Reaktion kommen, welche das Immunsystem nachhaltig schädigt und im schlimmsten Fall zum Tod führen kann. 

  • Blütezeit: Juni bis November 
  • Merkmale: glänzende Oberfläche, 15 cm großer Schirm, 20 cm hoch, weiß-gelbliche oder braun-rötliche Färbung 

Pantherpilz 

Ganz im Sinne seines Namensgebers kommt der Pantherpilz in einem dunklen Farbton und mit hellen Punkten daher. Bei einem Verzerr von etwa 100 Gramm treten die heftigsten Vergiftungserscheinungen auf. Diese reichen von Übelkeit, Erbrechen bis zu Durchfall. Besonders prekär ist ein sich einstellendes Rauschgefühl. Betroffene berichten von einem drogenähnlichen Rausch und dem Verlust von Sinneskräften. Etwas, was man Kindern unbedingt ersparen sollte. Am Ende eines solchen Rausches steht ohne medizinische Behandlung eine Atemlähmung und der Tod durch Ersticken. 

  • Blütezeit: Juli bis Oktober 
  • Merkmale: helle bis dunkle braune oder graue Färbung, 12 cm breit, helle Punkte auf dem Schirm (welche abwaschbar sind) 

Ziegelroter Risspilz 

Ein noch wenig erforschter Zeitgenosse ist der Ziegelrote Risspilz. Über Vergiftungssymptome ist wenig bekannt. Expert*innen gehen davon aus, dass eine Menge zwischen 40 und 100 Gramm sogar tödlich wirken kann, da das Nervensystem angegriffen wird. Aufgrund der tödlichen Auswirkungen und der geringen Bekanntheit sollten man die Kleinen einen großen Bogen um den Übeltäter machen lassen oder diesen am besten direkt vernichten. 

  • Blütezeit: Mai bis August 
  • Merkmale: häufig in Parks und Gärten, 10 cm breit und 8 cm hoch, weiß bis gelb oder ocker in der Färbung, der Schirm ist glockenförmig oder scheibenförmig 

Gift-Häubling 

Der Name ist hier Gesetz! Die Gifte des Gift-Häublings wirken schnell und direkt. Es kann zu abfallendem Blutdruck, Übergeben, Anstieg des Pulses und Leberschädigung kommen. 100 bis 150 Gramm können eine tödliche Dosis darstellen und zu Organversagen führen. Das Gift ist vor allem auf dem Schirm stark konzentriert. Deshalb sollte bereits der Kontakt mit ihm vermieden werden, da die Gifte auch über die Handflächen zum Mund und somit in den Organismus geführt werden können. Die klare Ansage an die Kinder seitens der Eltern oder Erzieher*innen sollte lauten: Hände weg! 

  • Blütezeit: Juli bis November 
  • Merkmale: 7 cm hoch und 4 cm breit, hellbraun bis ocker gefärbt, glockenförmiger Schirm 

Erste-Hilfe-Maßnahmen und Notrufe 

Was tun, wenn ein Kind beim Spielen und Erforschen mit einem der oben genannten Giftpilze in Kontakt gekommen ist? Zunächst sollten Sie dem Kind Flüssigkeit in Form von Wasser, Tee oder Saft geben, um durch das „Verwässern“ die Giftwirkung zu lindern. Auf keinen Fall sollte die betroffene Person Milch zu sich nehmen, da dadurch die Aufnahme von fettlöslichen Giftstoffen im Körper sogar noch beschleunigt werden kann. Am besten ist es, sich umgehend Rat bei Expert*innen einzuholen. Giftnotruf-Zentralen gibt es in allen Bundesländern. Meist gehören Sie zu den Universitätskliniken. Telefonischen Rat bei Giftunfällen oder dem Verdacht auf eine Vergiftung erhalten Sie hier rund um die Uhr. Seit 2013 gibt es die App „Vergiftungsunfälle bei Kindern“ des Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR). Auch diese verspricht im Ernstfall Unterstützung. Denken Sie trotz aller Hektik daran, eine Probe des Pilzes einzupacken, wenn Sie mit dem Kind in die Notaufnahme fahren. So kann das Gift zweifelsfrei einem Pilz zugeordnet werden und die Behandlung ist effektiver.  

Im ersten Teil ging es um giftige Pflanzen

Bilderquellen

Titelbild:

  • Jacob Lund/shutterstock.com

Beitragsbilder:

  • Kartoffelbovist = Shutterstock/ R.Knapp
  • Glimmertintling = Shutterstock/ Fullframe Factory
  • Satans-Röhrling = Shutterstock/ bob.leccinum.Robert Kozak
  • Karbol-Egerling = Shutterstock/ alessia_penny90
  • Grünblättriger Schwefelkopf = Shutterstock/ weinkoetz
  • Grüner Knollenblätterpilz = Shutterstock/ Jaroslav Machacek
  • Weißer Knollenblätterpilz = Shutterstock/ Vlad Siaber
  • Frühlings-Knollenblätterpilz = Shutterstock/ lurri_A
  • Fliegenpilz = Shutterstock/ Marek Rybar
  • Kahler Kempling = Shutterstock/ Adam J.
  • Pantherpilz = Shutterstock/ Bukhta Yurii
  • Ziegelroter Risspilz = Shutterstock/ New Africa
  • Gift-Häubling = Shutterstock/ weinkoetz

Autor

Stefan Ruhl

Bildung gehört zu den wichtigsten Errungenschaften unserer Gesellschaft. Ohne sie würden wir noch in Höhlen sitzen und Feuer als Magie betrachten. Deshalb schreibe ich unter anderem über die Themen Bildung, Ausbildung und Lehre.