Meine Ausbildung zur Sozialassistentin – Umso steiniger der Weg, umso wertvoller das Ziel

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Mein Name ist Katrin Boccarius, ich bin 41 Jahre jung, habe zwei Kinder und lebe seit fünf Jahren getrennt von meinem Mann. Sehr viele Jahre, um genau zu sein waren es elf Jahre, arbeitete ich selbstständig als musikalischer Trainer. Ich habe Kinder unterrichtet in Melodika und Akkordeon.

Vor zwei Jahren spürte ich den inneren Drang, mich weiterbilden zu wollen und entschloss mich, eine Ausbildung zur Sozialassistentin an der Euro Akademie Görlitz zu beginnen. Mein innerer Drang, diese Ausbildung anzufangen, war so groß, dass ich alle Hebel in Bewegung gesetzt habe, um den Ausbildungsplatz an dieser Schule zu bekommen. Auf unzähligen Ämtern habe ich mich darüber informiert, wo ich Unterstützung (auch und vor allem finanziell) erhalten könnte, um den Spagat zwischen Familie und Schule hinzubekommen. Leider habe ich die magische 30 schon überschritten und meine Kinder waren zu groß, um BAföG zu erhalten. Ich bin oft in mich gegangen und habe mich gefragt, ob ich das alles zeitlich und finanziell schaffen werde.

Familie, Arbeit und Schule: eine große Herausforderung

Ich weiß noch, wie glücklich ich war, als ich mein Vorstellungsgespräch hatte und meinen Vertrag unterschreiben konnte. Am 7. August 2017 startete ich nun endlich meine Ausbildung. Für mich war es erstmal eine große Umstellung, auf einmal mit Jugendlichen zwischen 17 und 20 Jahren auf einer Schulbank zu sitzen und zu lernen. Sie kamen frisch von der Schule und ich aus dem Arbeitsalltag. Noch bis vor einem Jahr bewältigte ich durch meine parallel weiterlaufende Selbstständigkeit eine 50-Stunden-Woche. Täglich bin ich von 8 bis 15:10 Uhr in die Schule gegangen, ab 16 Uhr habe ich selbst unterrichtet und ab dem Abend konnte ich für meine eigenen Kinder da sein. Das war für mich schon eine große Herausforderung, sich erst einmal acht Stunden auf die Schulbank zu setzen, intensiv den Lehrern zuzuhören und das ganze Wissen aufzunehmen, dann selbst zu unterrichten, für meine Familie da zu sein und am späten Abend noch für die Schule zu lernen. Auch das fiel mir nicht immer leicht. Beim Lernen habe ich gemerkt, dass ich keine 20 mehr bin. Ich hatte manches Mal Angst, nicht alles unter einen Hut zu bekommen.

Die Lehrer haben sich wirklich große Mühe gegeben, ihr Wissen zu vermitteln. Teilweise hatten wir im Selbststudium Aufgaben zu lösen, was mich persönlich sehr vorangebracht hat.

Besonders toll waren die Praktika

Was ich an der Ausbildung besonders toll fand, waren die verschiedenen Praktika. Wir waren in der Kita, in der Altenpflege und in der Heilerziehungspflege. Ich muss sagen, ich finde es ganz großartig meine Erfahrungen zu machen. Ich war immer der Annahme, mit Kindern zu arbeiten würde mich total erfüllen. Als ich aber in der Altenpflege war, habe ich gespürt, dass mein Herz dahin gehört, weil die Menschen so viel zurückgeben, wovon ich selber ganz viel profitieren kann. Auch in der Heilerziehungspflege tätig zu sein hat mir große Freude bereitet. Ich konnte die Menschen in ihrem Leben unterstützen, sie so nehmen, wie sie sind, auf sie eingehen und mit ihnen gemeinsam den Alltag bestreiten, damit sie glücklich und zufrieden sind. Für mich war es eine große Bereicherung, in den drei verschiedenen Praktika arbeiten zu können und meine Erfahrungen zu sammeln.

Ich bin sehr glücklich, dass ich diesen Weg eingeschlagen habe, obwohl es nicht immer einfach war. Vor einem Jahr hatte ich einen Bandscheibenvorfall und musste operiert werden. Viele Wochen konnte ich nicht in die Schule gehen, meine Selbstständigkeit musste ich aufgeben, was für mich ein sehr großes finanzielles Loch bedeutete. Nur durch die Unterstützung der Mitschüler und vor allem der Lehrer der Euro Akademie Görlitz, welche mich immer wieder motiviert haben, war es mir überhaupt möglich, meine Ausbildung fortzuführen. Dafür bin ich sehr dankbar. Ich habe es geschafft und werde ab September 2019 in der Pflege arbeiten. Ich kann nur jeden dazu ermutigen, seine Ziele zu verfolgen. Wenn man den Drang hat, sich zu verändern und dies das erneute Drücken der Schulbank bedeutet, dann sollte man sich dahinter klemmen, auch wenn der Weg manchmal steinig ist.

Text: Katrin Boccarius

Autor

Schüler*innen der Euro Akademie

In dieser Rubrik schildern Schüler*innen der Euro Akademien ihre persönlichen Erfahrungen zum Thema Ausbildung, berichten über Projekte, Praktika oder Veranstaltungen und geben anderen Lernenden wertvolle Tipps. Sie gehen dabei auf Fragen ein, auf die sie vor und in ihrer Ausbildungszeit selbst gern Antworten gehabt hätten.