Mit Kindern über den Krieg sprechen – mit Ängsten umgehen

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Wir leben in einer medialen Welt voller Bilder. Besonders in der Kriegsberichterstattung sind die visuellen Eindrücke durch Videos und Fotos oft beängstigend und verstörend. Gerade im Fernsehen und in den sozialen Medien ist das Thema Krieg in der Ukraine täglich präsent. Kinder und Jugendliche sind plötzlich mit Bildern konfrontiert, die sie nicht wirklich einordnen können. Wie kann man erklären, was unerklärlich ist? Wie offen sollte man mit den Kindern sprechen, ohne sie zu weiter zu verunsichern? Oder ist es vielleicht sinnvoll, möglichst wenig über diesen Krieg mitten in Europa sprechen? Wir haben konkrete Vorschläge, wie eine Kommunikation mit Kindern gelingen kann und was im Alltag gegen Ängste hilft.

Überall auf der Welt gibt es immer wieder Kriege. In den letzten Jahrzehnten waren wir in Europa von größeren Kriegsgeschehen verschont. Seit dem 24. Februar 2022, mit dem Überfall der russischen Truppen auf die Ukraine, dem flächenmäßig zweitgrößten unabhängigen Staat nach Russland, ist der Krieg zurück. Der Krieg ist für uns plötzlich ganz nah, betrifft uns, greift unsere freiheitlich, demokratischen Werte an. Wir fühlen mit, gehen zu Demonstrationen, versuchen zu helfen, wo es nur geht. Und das ist gut so, denn damit helfen wir nicht nur den Ukrainern und Ukrainerinnen, sondern auch uns selbst. Denn sobald wir ins Tun kommen, fühlen wir uns nicht mehr ganz so ohnmächtig und ausgeliefert.

Ängste und Sorgen ernst nehmen

Wie bei anderen Gesprächsthemen auch, ist es wichtig, die Kinder mit all ihren Bedenken und Ängsten ernst zu nehmen. Kinder versetzen sich oft schnell in die Lage anderer und fragen sich auch, ob es auch in Deutschland Krieg geben könnte. Beschwichtigen und verdrängen des Themas führt nur zu größeren Ängsten und dazu, dass sich Kinder alleine fühlen mit ihren Gedanken und Nöten.

Ein offenes Ohr, Verständnis und kindgerechte Erklärungen helfen, Bilder und Nachrichten zu verarbeiten. Für Kinder ab 6 Jahren gibt es auf ZDFtivi die Nachrichtensendung „logo!“. Dort wird, wie bei den Nachrichten für Erwachsene auch, Aktuelles über den Krieg in der Ukraine berichtet. Außerdem gibt es Sondersendungen zum Krieg und ein Interview mit Bundeskanzler Scholz. In dem Gespräch stellt die junge Reporterin Paulina im Auftrag von anderen Kindern Herrn Scholz Fragen zum Krieg in der Ukraine. Auf zdf.de kann man sich alle Sendungen auch über die Mediathek ansehen.

Erst zuhören, dann antworten

Bevor Sie mit dem Erklären loslegen, ist es auch zu Hause oder in der Kita sinnvoll, sich die Fragen der Kinder ersteinmal anzuhören. Sie müssen das Thema Krieg nicht von A bis Z erklären, sondern gehen damit direkt auf die Wissensbedürfnisse der Kinder ein. Mit einer bedachten Sprache und dem gezielten Beantworten der Fragen, vermeidet man Überforderungen.

Wenn Sie als Pädagog*in oder Elternteil unsicher sind, wie Sie das Thema kindgerecht erklären sollen, helfen pädagogisch gut aufbereitete Sendungen, die Sie entweder zuerst alleine oder gemeisam mit den Kindern schauen können. Mit einem Gespräch im Anschluss merken Sie, wo es noch Klärungsbedarf gibt und haben die Möglichkeit, nochmal näher auf Fragen einzugehen. Geben Sie ruhig zu, dass Sie auch nicht alles wissen oder verstehen. Kinder haben ein gutes Gespür für Unausgesprochenes – und Ehrlichkeit währt immer am längsten und schafft Vertrauen.

Wie wir über den Krieg sprechen können, hängt natürlich stark vom Alter des Kindes ab. Kindergartenkinder bekommen meist noch nicht viel mit vom Weltgeschehen. Ab dem Schulalter sieht das schon anders aus. Kindgerechte Erklärungen zum Thema Krieg in der Ukraine mit Fragen, die von Kindern selbst eingeschickt wurden, bekommt man bei der Sendung mit der Maus auf wdr.de.

3 Dinge, die Sie direkt gegen Angst tun können

Jeder Mensch hat immer wieder Ängste im Leben. Auslöser gibt es viele – die Folgen der Angst sind ähnlich: Schweißausbrüche, hohe muskuläre Anspannung bis hin zu Herzrasen. So können Sie sich und Kindern helfen.

Atmen

Wenn wir Angst haben, wird die Atmung flach und wir verkrampfen uns. Das signalisiert dem Körper Gefahr. Wenn die Angst kommt, atmen Sie zusammen mit dem Kind ganz tief ein, sodass sich der Bauch beim Einatmen nach vorne bewegt und dicker wird. Legen Sie ruhig die Hände auf den Bauch, dann fällt die Übung leichter. Wiederholen Sie die vertiefte Atmung fünf bis sechs Mal. Diese Atemübung können Sie an jedem Ort, zu jeder Zeit in kritischen Situationen einbauen. Je öfter geübt, desto wirkungsvoller.

Gemeinsames Singen ist übrigens auch ein sehr gutes Mittel für gute Stimmung und gegen die Angst. Und nebenbei die beste Atemtherapie der Welt.

Ablenken

Es passieren jeden Tag schlimme Dinge auf der Welt. Würden wir deshalb keine Freude mehr zulassen, wäre das ein tristes Leben – und würde die Welt doch kein bisschen besser machen. Genießen Sie auch in schweren Zeiten immer wieder schöne Momente, tun Sie Ihren Kindern etwas Gutes. Unternehmen Sie tolle Dinge. Ablenkung tut gut und schenkt uns neue Energie – positive Energie

Reden

Reden Sie mit jemandem über die Angst, sie muss weder Kindern noch Erwachsenen peinlich sein. Wenn man sich verbunden fühlt mit anderen, wird die Angst meist kleiner.

Bildquelle Beitragsbild: © Sharomka /shutterstock.com

Autor

Tanja Höfling

Von Juli 2017 bis Juli 2022 informierte die ehemalige Online-Redakteurin des Euro Akademie Magazins regelmäßig über Aktuelles und Wissenswertes zu den Themen Ausbildung, Studium und Beruf.