Schlecht Luft zu bekommen, davor fürchten sich alle Menschen. Die Atemtherapie bietet, neben einer häufig notwendigen medikamentösen Behandlung, wichtige Unterstützung bei der Bewältigung eines Atemwegsinfektes. Dabei ist es nicht ausschlaggebend, welches Virus Ihnen zu schaffen macht. Nur eine Sache wird bei einer Infektion mit dem Coronavirus als besonders wichtig angesehen.
Mit Techniken aus der physiotherapeutischen Atemtherapie können Sie Ihre Atmung verbessern. Durch den Einsatz bestimmter Atemtechniken, Körperhaltungen und -lagerungen wird die Lunge stärker belüftet und durchblutet, das Atmen fällt leichter.
Atemübungen aus der physiotherapeutischen Atemtherapie
Jede*r kennt das: Bei einem Atemwegsinfekt kann man nicht so tief ein- und ausatmen wie sonst. Das liegt zum einen daran, dass der Widerstand durch entzündete Bronchien erhöht ist und zum anderen behindert Sekret die tiefe Atmung. Die Folge: Man atmet immer flacher. Dadurch wird die Lunge schlechter belüftet, das Sekret staut sich. Die Gefahr: eine Lungenentzündung.
In vielen Fällen kann mit wenigen, regelmäßig durchgeführten Atemübungen die Atemsituation entspannt und der Heilungsprozess beschleunigt werden. Die erste Übung, die wir Ihnen heute vorstellen möchten, ist die Lippenbremse. Die hilft übrigens auch Asthmatiker*innen bei Anfällen, die Atemwege zu weiten und wieder mehr Luft in die Lunge zu bekommen.
Am besten erlernen Sie die Atemübungen bei ausgebildeten Physiotherapeut*innen. Da man aber in einem akuten Fall oft nicht so schnell einen Termin bekommt und im Coronafall auch gar nicht zur ambulanten Therapie gehen kann, haben wir Ihnen ein paar einfache aber wirkungsvolle Übungen zusammengestellt.
Lippenbremse – die Ausatmung macht’s
Die Lippenbremse können Sie überall und in jeder Position durchführen. Wenn es möglich ist, schließen Sie zunächst Ihre Augen und lassen die Schultern locker fallen. Wenn das nicht gleich klappt – oder Sie gar nicht spüren, ob ihre Schultern nun locker sind oder nicht – ziehen Sie diese einfach ein- bis zweimal nach oben in Richtung Ohren und lassen Sie dann ganz bewusst fallen.
Dann legen Sie Ihre Lippen locker aufeinander, atmen langsam (um einen Hustenreiz zu vermeiden) etwas tiefer durch die Nase ein, halten kurz inne und lassen die Luft dann langsam durch die leicht geschlossenen Lippen wieder ausströmen, so als würden sie die Flamme einer Kerze mit Ihrem Atem bewegen wollen. Tipp: Für dosiertes Ausatmen mit der Luft beim Ausatmen die Backen füllen.
So entsteht eine möglichst lange Ausatmung, die durch den leichten Druck im Mundraum die Atemwege weitet und auch eine längere Einatmung möglich macht. Die Lunge wird wieder besser belüftet, das Sekret lockert sich, das Abhusten wird leichter.
Bei einer akuten Atemwegsinfektion sollten Sie die Lippenbremse mehrmals am Tag durchführen. Pro Übungseinheit wiederholen Sie das ganze fünf bis sieben Mal.
Blubbernd ausatmen
Fällt es Ihnen schwer, die richtige Dosierung beim Pusten zu finden, gibt es eine Alternative zur klassischen Lippenbremse: das Blubbern. Auch hier wird ein kleiner Widerstand beim Ausatmen erzeugt, um die Atemwege weit werden zu lassen. Diese Übung ist übrigens auch für Kinder sehr gut geeignet.
Sie nehmen ein Glas, füllen es ungefähr zu drei Viertel mit Wasser und hängen dann einen Strohhalm ins Glas. Jetzt atmen Sie wie oben beschrieben durch die Nase ein und pusten Ihre Luft durch den Strohhalm langsam wieder raus. Je länger es blubbert, umso besser.
Achtung: Der Widerstand darf nicht so groß sein, dass Sie anfangen die Luft auszupressen – falls Ihnen die Übung mit einem dünnen Strohhalm zu schwerfällt, nehmen Sie einen mit einem größeren Durchmesser. Auch diese Übung wiederholen Sie mehrmals täglich, fünf bis sieben Atemzüge lang.
Wechseln Sie die Position – vergessen Sie die Bauchlage nicht
Eine zweite wichtige Sache in der physiotherapeutischen Atemtherapie ist der Lagewechsel. Wenn Sie sitzen, sind die oberen Bereiche der Lunge am besten belüftet. In der Rückenlage bekommen hingegen die vorderen Bereiche der die meiste Luft ab.
Gerade Coronapatienten mit Atemproblemen wird empfohlen, sich mehrmals täglich in Bauchlage zu begeben. Dann werden auch die hinteren und unteren Bereiche der Lunge gut belüftet. Eine wichtige Maßnahme, um die Lunge auch bei einer Infektion überall ausreichend zu belüften und so einer Lungenentzündung vorzubeugen.
Atemerleichternde Körperhaltungen
Um die erschwerte Atemarbeit zu erleichtern, gibt es Körperhaltungen, die durch die Abgabe des Gewichtes der Arme und des Schultergürtels, die Atemhilfmuskulatur entlasten und das Ein- und Ausatmen leichter machen.
Der Kutschersitz
Setzen Sie sich auf einen Stuhl, die Füße weit auseinander, breitbeinig. Stützen Sie sich dann mit Ihren Unterarmen auf Ihren Knien ab und lassen den Rücken rund werden.
Sitz mit Armen auf Tisch oder Stuhllehne
Setzen Sie sich an einen Tisch, legen Sie Ihre Unterarme auf den Tisch und legen Ihren Kopf darauf ab. Das Gleiche geht auch nur mit einem Stuhl: Setzen Sie sich verkehrt herum auf einen Stuhl und legen die Arme auf der Stuhllehne ab.
Stand mit einer Hand an der Wand
Sie stellen sich mit etwas Abstand seitlich zu einer Wand. Die eine Hand nehmen Sie in Ihre Taille, mit der anderen stützen Sie sich in Schulterhöhe an der Wand ab.
Dehnen, Trinken, Bewegen
Damit sich das Sekret besser lösen lässt und Sie bald wieder richtig durchatmen können, hilft es auch, sich sanft zu dehnen (Beispielsweise mit einer Drehdehnlage oder der Mondlage). Wenn Sie auf dem Weg der Besserung sind, ist auch moderate Bewegung – ohne dass Sie sich körperlich verausgaben – wichtig, um die Lunge gut zu belüften, die Muskulatur zu kräftigen und den Kreislauf zu stärken. Außerdem natürlich: trinken, trinken, trinken – am besten Wasser.
Bei Atembeschwerden oder Verdacht auf Corona sprechen Sie mit Ihrem Hausarzt oder Ihrer Hausärztin. Sie möchten eine physiotherapeutische Anleitung, Beratung zur Atemtherapie und Behandlung? Ihr*e Ärzt*in kann Ihnen bei Bedarf eine Verordnung dafür ausstellen.
Auf der Seite der Deutschen Atemwegsliga e.V. finden Sie weitere Informationen zum Thema Atemtherapie.
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