Homeoffice für alle – auch für Schüler der Online-Schule

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Ist eine Online-Schule die Lösung der bekannten Probleme in der Bildung? Überfüllte Klassenzimmer, veraltete Gebäude und Anfahrtsschwierigkeiten mit Bus oder Bahn wären kein Thema mehr.

Jüngst forderte die Agentur für Arbeit, dass Unternehmen ihren Angestellten ermöglichen sollten, von zu Hause aus zu arbeiten. Mehr Flexibilität, weniger Stress durchs Pendeln und ein einfacheres Management des Familienlebens neben der Arbeit stehen dabei auf der Plusseite.

Könnte, was für die Erwachsenen gut ist, nicht auch bei Kindern schon funktionieren? Gerade sind durch Schneechaos einige Schulen in Südbayern nicht erreichbar und der Unterricht fällt aus. In überfüllten Klassen sieht es mit Ruhe und Konzentration miserabel aus. Der einzelne Schüler muss sein Lerntempo immer der Masse anpassen oder hat verloren. Eine Online-Schule, deren komplettes Angebot im Internet abläuft, könnte solche Probleme lösen.

Deutschlands einzige Online-Schule

So etwas gibt es in Deutschland bereits. Wie der Artikel „Kinderzimmer statt Klassenzimmer. Diese Schule unterrichtet nur online“ auf faz.net vom 6. Januar 2019 berichtet, wird die bundesweit einzige Web-Schule in Bochum betrieben.

Die Schüler chatten mit den Lehrern und verfolgen den Unterricht per Videotelefonie. Die Materialien werden heruntergeladen und bearbeitete Aufgaben per Mail an die Lehrkraft geschickt. Außerdem gehen die Pädagogen auf den individuellen Stand der Kinder ein und folgen nicht wie in den üblichen Schulen stur dem Lehrplan und Benotungsraster. Jeder Schüler hat ein eigenes, individuelles Programm.

Genau dieser Aspekt hat allerdings auch zur Folge, dass die Online-Schule nicht anerkannt ist. Sie dient lediglich der Vorbereitung, die Abschlussprüfung müssen die Lernenden am Ende woanders ablegen. Dennoch haben laut Zitat der Schulleiterin Lichtenberger im faz-Artikel bisher alle Schüler ihren Abschluss gemeistert.

Unterricht im Internet – aber nicht für alle

Besucht werden kann die Online-Schule nur mit einer dauerhaften Krankschreibung oder einem Gutachten, das von der Schulpflicht entbindet. Unter den Kursteilnehmern befinden sich daher Kinder, die aufgrund von psychischen Störungen, wie beispielsweise Autismus, nicht im Schulsystem zurechtkommen. Auch bei Schulangst kann der Internetunterricht das Richtige sein. Schulverweigerer, Mobbingopfer und jugendliche Stars wie Musiker, Schauspieler oder Sportler mit straffen Terminplänen sind dort willkommen.

Bald nur noch Schulen im Web?

Für diese Fälle scheint das Konzept der Online-Schule perfekt zu sein, doch wie sieht es mit den restlichen Lernenden Deutschlands aus? Könnte so die Zukunft in der Bildung aussehen? Auf den Kontakt zu Mitschülern müsste dann verzichtet werden, ebenso auf Sportunterricht. Doch wenn letztlich alle Schulgebäude einsturzgefährdet sind und es keine Räume mehr gibt, die alle zu unterrichtenden Kinder fassen, bleibt vielleicht nur noch die Lösung einer Online-Schule für alle. Ohne die dringend benötigten Investitionen in das Bildungswesen ist das gar nicht so abwegig.

Autor

Katharina Boyens

Katharina Boyens ist Germanistin und Anglistin mit einem Faible fürs Schreiben. Von März 2016 bis Januar 2021 bereicherte sie das Euro Akademie Magazin mit lesenswerten Beiträgen in verschiedenen Rubriken.