Osteopathie – den Körper ins Gleichgewicht bringen

0

Wenn das Knie wehtut, kann die Ursache der Schmerzen durchaus auch an einer ganz anderen Stelle des Körpers liegen. Was auf den ersten Blick vielleicht wie Hokuspokus wirkt, ist in Wirklichkeit eine ganzheitliche Heilmethode, die auf genauen Kenntnissen der Anatomie des menschlichen Körpers beruht. Osteopathen spüren Ungleichgewichte in Organen, Muskeln und Faszien auf und versuchen diese zu beheben. 

Der menschliche Körper ist äußerst komplex. Das ist auch der Grund, weshalb die Ausbildung zum Osteopathen berufsbegleitend mindestens vier Jahre dauert. Sie wird an speziellen Schulen für Osteopathie angeboten. Wenn Sie die Ausbildung zum Physiotherapeuten abgeschlossen haben, können Sie sich zum Osteopathen weiterqualifizieren. Auch Ärzte und Heilpraktiker nutzen die  von dem amerikanischen Arzt Andrew Taylor Still  Ende des 19. Jahrhunderts entwickelte, sanfte Methode des Heilens.

Alles ist in Bewegung

„Leben ist Bewegung“, das ist der Grundsatz der Osteapathie. Im Körper muss alles in Bewegung bleiben, gerät ein Teil ins Stocken, ist blockiert oder verhärtet, hat das großen Einfluss auf den restlichen Körper. Bewegungsketten sind im Zusammenspiel der Organe genauso wichtig, wie innerhalb des Skelettsystems. Die Lunge beispielsweise kann den Körper nur dann mit genügend Sauerstoff versorgen, wenn unser Herz ausreichend sauerstoffarmes Blut Richtung Lunge pumpt. Der Tennisspieler kann nur dann seinen Aufschlag kraftvoll und schmerzfrei spielen, wenn Muskeln und Faszien frei beweglich und im Gleichgewicht sind.

Wie arbeitet ein Osteopath?

Osteopathen tasten sich förmlich an das Problem heran. Sie spüren mit ihren Händen Spannungen im Gewebe auf, erkennen Bewegungseinschränkungen und Muskelverhärtungen. Auch die Haltung eines Patienten und die Atemweise können Hinweise auf den Auslöser der Beschwerden geben. Bei der Osteopathie geht es um die Beseitigung der Ursache, nicht um eine Symptombekämpfung.

Hat ein Patient Probleme mit Schwindel, kann die Ursache dafür durchaus im Beckenbereich zu finden sein. Denn das Becken nimmt eine zentrale Funktion ein – es verbindet den Rumpf mit unseren Beinen und sorgt für einen festen und aufrechten Stand.

Wenn Sie zum ersten Mal zu einem Osteopathen in die Praxis kommen, sollten Sie etwa eine Stunde Zeit mitbringen. Er wird sie ausführlich zu Ihrer Krankheitsgeschichte befragen – also eine gründliche Anamnese machen – und Sie genau unter die Lupe nehmen. Erst dann beginnt der Osteopath mit der Behandlung.

Bereiche der Osteopathie

Osteopathie kann immer dann zum Einsatz kommen, wenn der Körper ins Ungleichgewicht geraten ist – das spüren wir durch Schmerzen und Bewegungseinschränkungen. Dabei werden Rücken-, Schulter- und Knieprobleme genauso behandelt wie Migräne oder Schwindel.

  • Viszerale Osteopathie – Organhüllen, Nerven , Lymphe, Gefäße
    Die viszerale Osteopathie beschäftigt sich mit Organen und ihrer Fixierung im Körper. Die Organe stehen durch Bindegewebe miteinander in Verbindung und haben eine Organhülle, durch die Blutgefäße und Nerven verlaufen. Sie sind außerdem mit Knochen, Muskeln und anderen Organen verbunden. Durch Entzündungen oder Narben nach Operationen oder Unfällen kann es zu Spannungserhöhungen kommen, die das Gleichgewicht dieses Systems stören. Der Osteopath baut Spannungen ab, um dem Körper eine Hilfestellung beim Wiedererlangen des Gleichgewichtes zu geben.
  • Parietale Osteopathie – Knochen, Muskeln, Gelenke, Bänder
    Die parietale und fasziale Osteopathie therapiert im Wesentlichen Muskeln, Knochen, Gelenke und Bindegewebe. Verspannungen und Bewegungseinschränkungen beeinflussen die Muskeln und Faszien. Dadurch kommt es zu Fehlhaltungen und Schmerzen. Der Osteopath stellt Spannungen fest und löst diese mit bestimmten manuellen Techniken auf.
  • Cranio-Sacrale Osteopathie – Schädelknochen, Kreuzbein, Hirnhäute
    Die Cranio-Sacrale Osteopathie geht von bestehenden Rhythmen im Körper aus, die sich im   Nervensystem vom Schädel bis zum Kreuzbein, das zum knöchernen Becken gehört, erstrecken. Der Cranio-Sacral-Therapeut ertastet die rhythmischen Bewegungen und versucht sie zu harmonisieren. Verspannungen und Schmerzen lösen sich. Auch das Immunsystem soll dadurch positiv beeinflusst werden.

Kosten und Dauer der Behandlung

Die Kosten für eine osteopathische Einheit von etwa 60 Minuten liegen zwischen 60 und 150 Euro. Von vielen Krankenkassen wird heute ein Teil der Behandlungskosten übernommen. Eine Behandlung dauert im Durchschnitt zwischen 30 und 60 Minuten.

Oftmals sind mit osteopathischen Behandlungen verblüffende Ergebnisse zu erzielen. Wunderheiler sind Osteopathen dennoch nicht – sie schaffen bessere Bedingungen im Körper, die den Menschen wieder in Richtung Gleichgewicht bringen und seine Selbstheilungskräfte aktivieren.

Autor

Tanja Höfling

Von Juli 2017 bis Juli 2022 informierte die ehemalige Online-Redakteurin des Euro Akademie Magazins regelmäßig über Aktuelles und Wissenswertes zu den Themen Ausbildung, Studium und Beruf.