Stress im Job? Entdecken Sie die Kraft der Rituale!

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Erst gestern ist wieder eine Lawine über Sie hereingebrochen. Dabei waren Sie nicht auf der Piste mit zwei Brettern unter Ihren Füßen unterwegs. Nein, Sie saßen ganz fleißig in Ihrem Büro und taten das, was zu tun war – als plötzlich Ihr Chef in der Tür stand. Er hatte eine gute und eine schlechte Nachricht im Gepäck. Die Gute: Ihr aktuelles Projekt durfte weiterlaufen und Sie waren zur Koordinatorin des Ganzen erkoren worden. Die Schlechte: Sie bekamen gleich noch ein neues und viel größeres Projekt dazu. Ihnen wurde zugleich heiß und kalt, denn Sie wussten, Ihre Kollegin wird demnächst für vier Wochen durch Australien cruisen, während Ihr Mitstreiter im Nachbarbüro in ein paar Tagen seine Elternzeit antreten würde. Unterstützung? Fehlanzeige!

Jetzt nur nicht den Kopf verlieren – Sie schaffen das! Im Leben gibt es immer wieder turbulente Zeiten – privat und beruflich. Da müssen Sie durch. Mit festen Gewohnheiten schaffen Sie es leichter, im Gleichgewicht zu bleiben und auch buckelige Pisten mit sicheren Schwüngen zu meistern. Denn wo ein Berg, da auch ein Tal – oder zumindest eine Ebene zum Verschnaufen.

Mehr Kapazitäten durch automatisierte Abläufe

Vielleicht denken Sie jetzt, Sie hätten gar keine Rituale, an denen Sie sich festhalten könnten. Ich sage Ihnen, Sie haben welche! Beobachten Sie zum Beispiel einmal, wie Sie Ihren Arbeitstag beginnen – schalten Sie immer zuerst den Computer an, öffnen das Fenster und checken zunächst die E-Mails? Oder stehen Sie zuerst am Kaffeeautomaten, um dann Ihren Terminkalender zu durchforsten und Ihren Schreibtisch von den Spuren der gestrigen Snacks zu befreien? Ich sehe Ihren entgeisterten Gesichtsausdruck und höre Ihren Aufschrei: „Was soll das denn bringen, wenn mich das Pensum der anstehenden Arbeiten überrollt?!“ Ich sage Ihnen: „Das bringt eine ganze Menge!“ Denn über diese automatisierten Abläufe müssen Sie keine Sekunde lang nachdenken, die laufen ab wie das Schnellprogramm Ihrer Waschmaschine. Der Vorteil: Sie können gewohnte Tätigkeiten schnell erledigen und Ihr Gehirn hat eine Menge Kapazitäten für andere, kompliziertere Aufgaben frei. Und das Beste daran: Routinen geben Ihnen Sicherheit – die brauchen Sie nämlich gerade in turbulenten Zeiten unbedingt, um einen klaren Kopf zu behalten und die Aufgaben besonnen und konzentriert anzugehen.

Rituale machen glücklich

Außerdem fühlen wir uns mit Ritualen einfach wohler. Schokoladenliebhaber*innen wissen, wie glücklich sorgfältig ausgesuchte Pralinen nach einem gemütlichen Abendessen machen. Auch wenn es uns gut geht, sind wir konzentrierter und somit leistungsfähiger. Zum täglichen Wohlfühlprogramm gehört für viele zum Beispiel der heiße, duftende Kaffee am Morgen oder die Gutenachtgeschichte vorm Schlafengehen. Welche Gewohnheiten tatsächlich Ihre Produktivität und Ihr Wohlbefinden steigern, können allerdings nur Sie beantworten.

Rituale, die Ihnen im Alltag helfen

Morgenrituale – für einen entspannten Start in den Tag:

Sie brauchen morgens unbedingt Ihre heiße Dusche, um aufzuwachen und duftend wie ein Frühlingstag aus dem Haus zu gehen? Oder fangen Sie Ihren Tag am liebsten mit einem Espresso in der Sizilianischen Kaffeebar um die Ecke an? Was auch immer Sie glücklich und entspannt in den Tag starten lässt – tun Sie es. Umso besser können Sie später auch unliebsame Aufgaben angehen.

Bürorituale – vom Essen bis zum Kicker

Wer lästige Arbeiten gerne vor sich herschiebt, sollte es sich zur Gewohnheit machen, diese zuallererst zu erledigen. Ist die doofe Ablage geschafft, können Sie sich erbaulicheren Aufgaben widmen und schwungvoll in den übrigen Tag starten.

Sind Sie auch nach dem Essen immer so schrecklich müde? Dann stellen Sie im Büro auf leichte Kost um – erlaubt sind Salate, Obst, Gemüse und eine Handvoll Nüsse. Bewegen Sie sich gleich nach dem Essen für 10 Minuten an der frischen Luft.

Auch wenn Sie viel zu tun haben, bleiben Sie nicht starr auf Ihrem Bürostuhl sitzen, wie das Häschen vor der Schlange. Bewegen Sie sich regelmäßig nach von Ihnen festgelegten Zeitintervallen konzentrierten Arbeitens. Holen Sie sich eine Tasse Tee, lassen den Blick einmal durch den Raum schweifen oder strecken Sie mal ordentlich die Arme in Richtung Decke. All das hilft eine allzu starre Haltung, die die Durchblutung auch im Gehirn drosselt, zu vermeiden. Auch eine kurze Besprechung mit Kollegen – immer um die gleiche Zeit – oder das regelmäßige Tischkicker-Match erfrischen Körper und Geist und erhalten die Leistungsfähigkeit.

Rituale für den Feierabend

Der Tag ist vorbei – jetzt heißt es Lustprinzip vor Pflichterfüllung! Gönnen Sie sich gerade in anstrengenden Phasen im Job einen ruhigen Feierabend. Treffen Sie sich mit Freunden, lesen ein spannendes Buch oder fahren mit Ihren Kindern eine Runde Rad. Zeit, um die Küche auf Vordermann zu bringen oder den Müll rauszubringen, bleibt dann trotzdem noch. Es muss ja nicht alles perfekt sein.

Doch bei aller Ritualliebhaberrei – bleiben Sie offen für kleinere oder größere Veränderungen in Ihrem Tagesablauf, denn zwanghaft sollten die Gewohnheiten nicht werden. Außerdem ist es natürlich sinnvoll, sich von Zeit zu Zeit darüber Gedanken zu machen, welche liebgewonnen Gewohnheiten überhaupt wohltuend sind und auf welche Sie lieber verzichten sollten. Ganz nach Grönemeyer: „Bleibt alles anders.“

Bildquelle Beitragsbild: © Likoper/shutterstock.com

Autor

Tanja Höfling

Von Juli 2017 bis Juli 2022 informierte die ehemalige Online-Redakteurin des Euro Akademie Magazins regelmäßig über Aktuelles und Wissenswertes zu den Themen Ausbildung, Studium und Beruf.