Tarifvertrag Pflege: Klatschen Pflegekräfte bald beim Blick auf die Gehaltsabrechnung?

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Anfang des Jahres 2020 haben wir alle geklatscht, weil die Pflegekräfte auch in Zeiten der Corona-Krise, während des Lockdowns an vorderster Front standen. Wenn es gut läuft, und der aktuell diskutierte Tarifvertrag Wirklichkeit wird, hätten die Pflegekräfte allen Grund zum Applaudieren. Dann nämlich wären die Verdienstaussichten um einiges höher als im Moment.

Lange schon wird darüber diskutiert, dass wir bessere Gehälter in den sozialen Berufen brauchen – allen voran in der Pflege. Das hat einen ganz praktischen Grund: Den Fachkräftemangel. Um qualifizierte Altenpfleger*innen, Krankenpflegehelfer*innen und bald auch ausgebildete Pflegefachmänner und Pflegefachfrauen für die sinnvollen und krisensicheren Berufe zu gewinnen, sind bessere Arbeitsbedingungen ein Muss. Dafür gibt im Wesentlichen zwei Möglichkeiten: ein höheres Gehalt und einen besseren Personalschlüssel. Es liegt nämlich oft nicht an den Aufgaben, dass sich so manch einer gegen einen sozialen Beruf entscheidet. Die Zufriedenheit beispielsweise von Altenpfleger*innen ist hoch – was die Tätigkeit an sich betrifft, das Drumherum empfinden die meisten als weniger zufriedenstellend. Aber nun zurück zur aktuellen Diskussion.

Flächendeckender Tarifvertrag für bessere Gehälter

Die Gewerkschaft verdi, Politiker*innen und einige Träger von Pflegeeinrichtungen diskutieren schon seit einiger Zeit über einen flächendeckenden Tarifvertrag. Die Vereinbarungen zur Konzentrierten Altenpflege, kurz KAP, von Familienministerin Franziska Giffey (SPD), Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) und Arbeitsminister Hubertus Heil (SPD) gemeinsam initiiert und verabschiedet, liegen vor. Dort ist auch die Forderung der höheren Entlohnung und besseren Arbeitsbedingungen festgehalten. Einen Mindestlohn in der Pflege gibt es zwar bereits (11,05 Euro brutto in Westdeutschland (einschließlich Berlin) und 10,55 Euro brutto in Ostdeutschland). Da ist aber noch ordentlich Luft nach oben, die Lohnunterschiede sind je nach Träger groß und auch in Ost- und Westdeutschland gibt es ein deutliches Gefälle beim Gehalt. Pflegekräfte, die in der Altenpflege arbeiten, verdienen per se weniger als jene in der Krankenpflege. All diese Unterschiede könnte ein flächendeckender Tarifvertrag beheben.

Private Arbeitgeber stellen sich quer – trotzdem gute Aussichten

Doch vor allem den privaten Trägern gefällt die Idee eines einheitlichen Tariflohnes nicht – sie stellen sich quer. Der Tarifvertrag, der ab Juli 2021 greifen soll, wird wahrscheinlich trotzdem kommen. Verdi, Bundesregierung und die Bundesvereinigung der Arbeitgeber in der Pflegebranche (BVAP), zu dem vor allem Wohlfahrtsverbände wie die Arbeiterwohlfahrt (AWO) und der Arbeiter-Samariter-Bund (ASB) zählen, sind von der Notwendigkeit eines flächendeckenden Tarifvertrags überzeugt. Sogar die zunächst skeptischen kirchlichen Träger sind zu Gesprächen bereit – es ist davon auszugehen, dass sie den Weg mitgehen werden.

Tarifvertrag Pflege - das ist geplant

Bei einem flächendeckenden Tarifvertrag könnte nicht mehr jeder Arbeitgeber sein eigenes Süppchen kochen, sondern wäre an allgemeingültige Tarife gebunden. Ein solcher verbindlicher Vertrag wäre für die Pflegekräfte tatsächlich ein Grund zum Klatschen – auf Applaus von anderen könnten sie dann getrost verzichten.

Sie möchten einen sinnvollen Beruf mit guten Gehaltsaussichten? Wir bilden Sie zum*r Pflegefachmann*frau, zum*r Altenpflegehelfer*in oder Krankenpflegehelfer*in und in vielen weiteren Berufen aus.

Bildquelle Beitragsbild: © ASDF_MEDIA /shutterstock.com

Autor

Tanja Höfling

Von Juli 2017 bis Juli 2022 informierte die ehemalige Online-Redakteurin des Euro Akademie Magazins regelmäßig über Aktuelles und Wissenswertes zu den Themen Ausbildung, Studium und Beruf.