Wohngemeinschaft oder Singlewohnung?

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Endlich raus von zu Hause. Hotel Mama ade! „Welt, ich komme!“ Wer die ersten eigenen vier Wände anmietet, ist in Aufbruchsstimmung. Wenn man den bequemen Schoß der Familie räumlich verlässt, hat man selbst noch keine Ahnung von unterschiedlichen Wohnformen. Zum Glück haben wir da schon etwas Erfahrung. Das Beste daran: wir teilen Sie mit Ihnen! Auf welcher Seite stehen Sie? Wohngemeinschaft oder Singlewohnung?

Ist da wer? Na klar!

Tanja Höfling
Tanja ist überzeugte WG-lerin. Gute Gespräche und interessante Charaktere machen das Leben bunt.

Ich liebe Wohngemeinschaften. Und ich habe in einigen gelebt. Keine davon glich der anderen, zu unterschiedlich waren Städte, Mitbewohner*innen und Anzahl der Wohnenden – 8 Männer und Frauen plus Minka, die Katze, war räumlich gesehen meine größte WG-Erfahrung. Pedantisch darf man natürlich nicht sein, wenn Lena mal wieder ihre Kaffeetasse auf der Küchenfensterbank stehen lässt und sich drum herum ein wenig appetitlicher brauner See bildet. Oder wenn Malte zum dritten Mal in der Woche sein abendfüllendes Wellnessprogramm im Bad durchzieht. Aber es gibt doch nichts Herrlicheres, als sich ganz zwanglos auf ein Käffchen in der Küche zu treffen oder einen gemeinsamen Filmabend zu genießen – ganz ohne lästigen Nachhauseweg. Und die Kosten fürs gemeinsame Netflixen können Sie sich auch teilen.

Nie musste ich mich in diesen Zeiten langwierig verabreden, es war ja ganz oft jemand da, mit dem ich einen kurzen – oder auch längeren – Plausch halten konnte. Wo sonst hat man schon die Möglichkeit, Spontanität mit Bequemlichkeit zu verbinden?

Interessante Begegnungen zwischen Küche und Bad

Wenn ich keine Lust auf Gesellschaft hatte, schloss ich hinter mir die Zimmertüre und hatte meine Ruhe. Zugegeben, ich wohnte nie in Party-WGs, die jede Woche mindestens einmal ein rauschendes Fest feiern müssen, weil sie finden, das gehört sich so in einer Wohngemeinschaft. Dafür gab es interessante, schräge, lustige, traurige, nächtelange Gespräche mit ganz unterschiedlichen Menschen. Wenn man hier nicht zu einem toleranten Menschen wird, dann nirgendwo.

Wohngemeinschaften sind viel mehr als reine Zweckgemeinschaften – sie prägen einen persönlich und machen Lust auf mehr. Wenn meine Kinder groß sind und das Hotel Mama verlassen, werde ich mir möglicherweise wieder eine WG suchen. Vielleicht ohne Katze und mit weniger Leuten, zwei Bädern und einem eigenen Balkon. Bis dahin genieße ich die Zeit mit meinen beiden aktuellen Mitbewohner*innen in vollen Zügen.

Ein bisschen Frieden

Anna liebt ihre Freiheit und schmeißt ihre Freund*innen einfach raus, wenn sie lästig werden.

Ja, das Leben in einer WG kann toll sein: gemeinsam die neue Stranger Things-Staffel bingen, nachts auf dem Balkon bei einem Gläschen Rotwein über das Leben philosophieren, die schrägsten Rezepte ausprobieren oder den neuen Lieferservice testen und sich mit Sushi vollstopfen, bis keiner mehr kann… Das Zusammenwohnen ist wie ein spannender gemeinsamer Urlaub – zumindest am Anfang. Aber auch die beste Wohngemeinschaft wird irgendwann vom Alltag eingeholt und langjährige Freundschaften werden auf eine harte Probe gestellt, wenn schon wieder jemand mit Schuhen übers frisch gewischte Laminat gelatscht ist, in der Küche ein Topf munter vor sich hinschimmelt und wer hat hier eigentlich schon wieder meine Schokolade gegessen, verdammt?!?! Wer also von der gemeinsamen Wohnung mit Freund*innen träumt, dem lass gesagt sein: „Ihr werdet euch streiten. Ganz sicher. Und das ziemlich oft.“

Keine Unbekannten in der Wohnung!

„Nein, nein“, sagen Sie jetzt, „ich will doch gar nicht mit Freunden in eine WG ziehen. Aber ich bin neu in der Stadt und möchte schnell Anschluss finden und die Leute in der Wohnung sind so cool, keine Zweck-WG und jeden Tag kochen sie alle zusammen.“ Das ist – ohne Ihnen zu nahe treten zu wollen – eine richtig dumme Idee. Das eigene Zuhause, der privateste Ort, an dem man sich eigentlich wohl fühlen sollte, bevölkert von Unbekannten! Und eine Mitbewohner*in ist immer dabei, deren Riesengecko plötzlich in Ihrem Bett liegt („Keine Angst, der will nur spielen.“), deren Partner auf wundersame Weise nun auch hier wohnt („Das ist doch so viel günstiger und stört euch ja nicht.“) oder deren neu entdecktes DJ-Hobby Ihre Ohren und Ihren Schlaf in Mitleidenschaft zieht („Utz Utz Utz.“).

Deshalb kann ich Ihnen nur raten: Holen Sie sich eine schnuckelige Single-Wohnung und genießen Sie die neugewonnene Freiheit, den Frieden und die geschonten Nerven. Freund*innen können Sie ja trotzdem einladen – aber bei Bedarf auch jederzeit freundlich rauswerfen.

Welche Lebensform Sie auch immer bevorzugen – Wohngemeinschaft oder Singlewohnung – wir wünschen Ihnen viel Erfolg bei der Suche nach der richtigen Bleibe.

Bildquelle Beitragsbild: © Halfpoint /shutterstock.com

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