Einer der bekanntesten Hirnforscher Deutschlands ist Professor Dr. Gerald Hüther. Er hat es sich zur Aufgabe gemacht, verständlich zu erklären, wie wir unser Gehirn am besten benutzen. Damit wir unsere Möglichkeiten in Schule, Beruf, Studium und Freizeit – also jederzeit und unabhängig vom Inhalt – optimal ausschöpfen können.
Viel Stoff in kurzer Zeit – das gehört zum Alltag von Schülern und Studenten. Denn Leistung ist Arbeit durch Zeit. Das heißt: Wer schnell lernt, hat eine gute Leistung erbracht. Kurzfristig schon. Aber vergessen wir nicht ganz schnell wieder, was wir uns in kurzer Zeit in unser Gehirn gehämmert haben?
Zeit und Emotionen – zwei wichtige Faktoren für das Lernen
Ob wir uns das Gelernte merken oder nicht, hängt auch davon ab, wie intensiv wir den Stoff erworben haben. Vor Prüfungen haben wir nicht die Zeit, uns tiefgehend mit den Lerninhalten auseinanderzusetzen. Laut Hüther bleiben diese schnell abgespeicherten Informationen oberflächlich und maximal ein halbes Jahr im Gehirn. Dann verschwinden sie so schnell, wie wir sie aufgenommen haben. Außer der Zeit gibt es aber noch einen wichtigeren Faktor für nachhaltiges Lernen: die Emotion.
Damit uns Dinge lange im Gedächtnis bleiben, müssen sie uns emotional berühren – das ist der dann der Fall, wenn uns etwas interessiert. Brennen Sie für etwas, saugen Sie es förmlich in sich auf. Ebenfalls eine gute Methode etwas im Kopf zu behalten, ist es laut Hüther, jemandem gefallen zu wollen. Belohnung und Bestrafung helfen dem Gehirn jedoch wenig auf die Sprünge. Die innere und nicht die äußere Motivation ist also der Schlüssel zum erfolgreichen Lernen.
Auch ein älterer Mensch kann noch eine Fremdsprache lernen, wenn er einen Grund dafür hat, die Sprache zu beherrschen. Lernen Sie einen spanischen Mann kennen und möchten sich mit seiner Familie in seinem Heimatland verständigen, werden Sie sehr wahrscheinlich leichter lernen.
Lernen Sie, was Sie wollen!
Die Freude am Lernen bringen Kinder mit auf die Welt. Mit drei Jahren ist die Frage nach dem „Warum“ ein fester Bestandteil des Lernens. Fragen zu stellen ist überaus wichtig, denn dadurch begreifen wir unsere Umwelt. Leider trainieren wir den Kindern den natürlichen Wissensdrang gerne ab, indem wir uns an jeder Stelle bemühen, dem Nachwuchs etwas beizubringen. Hier eine Fördermaßnahme, dort ein Workshop – Kinder möchten und müssen ihren eigenen Lernprozess leben. Durch Eingriffe von außen werden sie eher demotiviert.
In dem Interviewbeitrag mit Gerald Hüther gibt es 10 Lerntipps für jedes Alter:
- Nur wer mit Freude lernt, kann Inhalte später lösungsorientiert anwenden.
- Am besten speichern wir Langzeiterinnerungen im Schlaf – also kurz vor dem zu Bett gehen den Stoff noch einmal durchgehen.
- Lieber häufiger und kürzer üben – das fördert die Lerntiefe.
- Bleiben Sie bei der Sache, Multitasking stört beim Lernen.
- Haben Sie keine Angst vor Neuem – Sie ist ein schlechter Begleiter beim Lernen.
- Bewegen Sie sich – ihr Gehirn braucht Sauerstoff, wenn es etwas aufnehmen soll.
- Gehen Sie immer mal wieder anders an ein Thema heran – Stumpfsinn blockiert das Lernen.
- Gehen Sie direkt ans Werk – je frischer die Informationen, desto leichter fällt das Lösen von Aufträgen.
- Immer schön nach links und rechts schauen, je mehr Sie über ein Themenfeld wissen, desto besser können Sie Inhalte verstehen und einordnen.
- Sprechen Sie über die Lerninhalte, so festigt sich das Gelernte und Sie merken, wo es noch hakt.
Egal, was Sie lernen möchten – unabhängig davon, wie jung oder alt Sie sind – Lernen funktioniert nur dann nachhaltig, wenn Sie Freude daran haben und motiviert sind. Die Basis dafür ist die Lebensfreude. Denn positive, optimistische Menschen sind meist neugierig und haben Spaß, etwas Neues zu lernen. Bliebe nur noch die Frage, ob man Lebensfreude lernen kann.
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