Besser lesen – für Leseanfänger*innen, Lesemuffel und Vielleser*innen

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Können Sie sich noch an die Geschichten erinnern, die Ihre Eltern oder Großeltern Ihnen als Kind vorgelesen haben? Oder welche Bücher Ihnen Trost gespendet, Sie zum Lachen gebracht oder schwer beindruckt haben? Bestimmt erinnern Sie sich.

Am 23. April ist der Welttag des Buches – das alljährliche große Lesefest. An diesem Tag steht das Buch in vielen Schulen, Buchläden und anderen bücherfreundlichen Institutionen im Mittelpunkt. Zu Recht! Immerhin ist das Schmökern in und zwischen den Zeilen eine der schönsten Beschäftigungen der Welt. Zumindest für echte Bücherwürmer. Für die anderen kann das Lesen aber auch eine Hürde, eine täglich wiederkehrende Herausforderung oder sogar eine Qual sein. Wie Kinder oder Erwachsene Gefallen am geschriebenen Wort finden und was sie dafür tun können, erfahren Sie jetzt.

Sprache verbindet Menschen. Sie ist unser wichtigstes Kommunikationsmittel, mündlich oder schriftlich. Da wir aber Geschichten und Wissen, dank der Erfindung des Buchdrucks von Gutenberg vor über 500 Jahren, heute nicht mehr mündlich weitergeben, ist das Lesen heute das Werkzeug zur Informations- und Wissensbeschaffung schlechthin.

Wer gut lesen kann, Gelesenes rasch versteht und das Geschriebene mühelos aufnehmen kann, hat viele Vorteile. Lesen beflügelt die Fantasie, fördert die Konzentration, erhöht die Chancen auf eine gute Ausbildung und erschließt neue Denkräume. Und das Beste: Leser*innen sind nie alleine – weil das Leben und die Figuren der Bücher sie immer begleiten, Mut machen und sie sich manchmal mit den Bücherheldinnen identifizieren können. Oder aber, weil sie Sachthemen in Ausbildung, Studium und beim lebenslangen Lernen leichter in den Kopf bekommen.

Lesetipps für Leseanfänger*innen – von einzelnen Buchstaben zur Geschichte

Lesen ist ein ziemlich komplexer Prozess und richtiges Jogging fürs Gehirn. Schon wenn man ein einzelnes Wort lesen will, muss das Gehirn blitzschnell die Buchstaben erkennen und diese dann auch noch fix zusammensetzen – von Sätzen und ganzen Texten ganz zu schweigen. Hier heißt es geduldig sein und den*die Leseanfänger*in immer wieder motivieren und kleine Erfolgserlebnisse anerkennen. Und natürlich Vorbild sein. Kinder, die noch nie ein Buch von innen gesehen haben, können noch keinen Bezug dazu aufgebaut haben. Vorlesen ist eine prima Vorbereitung, um in die Welt des Lesens einzusteigen.

Das wichtigste beim Lesestart – ganz gleich, ob als Kind oder Erwachsene*r – ist aber der Spaß am Lesen. Eine Anlauttabelle, wie beispielsweise auf ekidz.eu hilft, die Buchstaben, ihre Aussprache und Schreibweise kennenzulernen.

Ein ganzes Wort kann man am Anfang noch nicht lesen, das würde die meisten Leseanfänger*innen überfordern. Deshalb fangen Sie am besten mit dem Lesen und Klatschen von Silben an. Klappt das gut und die Buchstaben haben sich eingeprägt, ist das Lesen einfacher Wörter dran, dann folgen die ersten kurzen Sätze. Danach kommen ganz allmählich schwierigere Wörter und Sätze.

Für das Leseverständnis ist es wichtig, immer wieder über die Texte zu sprechen und auch Fragen zum Gelesenen zu stellen. Dann merken Sie schnell, wenn es Verständnisprobleme gibt. Auch das gemeinsame Lesen, zum Beispiel aus der Buchreihe „Erst ich ein Stück, dann du“, ist eine richtig schöne Sache für Leseanfänger*innen und ein super Konzept, um gemeinsam zu lesen.

Lesetipps für Lesemuffel – konzentrierter lesen, besser verstehen

Sie können schon lesen, es fällt Ihnen aber nicht gerade leicht, einen längeren Text konzentriert zu lesen und die Inhalte zu verstehen? Dadurch haben Sie eigentlich auch gar keine richtige Lust, etwas zu lesen und schauen lieber Filme oder hören Podcasts oder Hörbücher, statt sich in der Bücherei einen Roman auszuleihen oder in der Buchhandlung um die Ecke einen spannenden Krimi zu erwerben. Und auch beim Lesen von Fachtexten für die aktuelle Weiterbildung laufen Sie tagelang um die Lektüre herum, wie die Katze um den heißen Brei.

Um einen besseren Lesefluss zu erreichen, hilft vor allem eines: lesen, lesen und nochmals lesen. Nehmen Sie sich am Anfang immer etwas Geschriebenes vor, das Sie wirklich brennend interessiert. Neugierde und echtes Interesse sind die beste Motivation, die Sie haben können. Denn wenn Sie aus sich heraus etwas unbedingt lesen wollen, also intrinsisch motiviert sind, dann werden Sie auch nicht so schnell aufgeben und die Freude über das neue Wissen oder die neuen Eindrücke werden groß sein.

Tipps bei sehr viel Lesestoff in kurzer Zeit – Überblick bekommen

Gerade in der Ausbildung, bei einer Weiterbildung oder im Studium hat man oft wenig Zeit für stapelweise Lese- und Lernstoff. Dann nutzt es nichts, wenn Sie Seite für Seite, Kapitel um Kapitel, chronologisch und sorgfältig durchlesen. Das Zauberwort heißt in diesem Fall: Überblick.

Während es bei einem Roman ziemlich doof wäre, bei Kapitel fünf zu starten, ist es bei Fachliteratur ratsam, sich erstmal die Inhaltsangabe anzusehen und dann gezielt Kapitel rauszupicken, die besonders wichtig sind. Auch Zwischenüberschriften, Grafiken und Tabellen im Buch können hilfreich sein. In manchen Fachbüchern gibt es am Ende jedes Kapitels außerdem eine kurze Zusammenfassung des Inhaltes, die hilft enorm, wenn Sie nicht nur ein einziges Buch, sondern viele nach relevanten Inhalten durchforsten müssen.

Außerdem hilft es, wenn Sie die Inhalte im Buch markieren – falls es ihr eigenes ist – oder wichtige Stichpunkte rausschreiben. Durch das Schreiben merken Sie sich die Fakten besser und Sie können schnell noch einmal die Kernpunkte eines Themas nachlesen.

Wenn Sie Probleme mit der Konzentration plagen, versuchen Sie es doch einmal mit der Pomodoro-Technik. Die Zeit ist knapp und Sie wollen Ihre Lesegeschwindigkeit erhöhen? Dann lesen Sie fix mal unseren Beitrag „Turboleser sind beim Lernen klar im Vorteil“.

Atmosphäre und Umgebung

Lesen ist schön. Sie und Ihre Bücher haben es verdient, dass Sie es sich gemütlich machen. So kuschelig, dass Sie gleich einschlafen, sollte es freilich nicht sein. Wenn Sie lernen wollen, ist ein aufgeräumter Schreibtisch oder Esstisch mit einem Bürostuhl vielleicht passender als ein durchgesessenes Sofa.

Aber letztendlich wissen Sie selbst am besten, wo Ihre Lese- und Lernorte sind. Das kann auch das eigene Bett oder der reservierte Platz im ICE sein. Eine gute Lichtquelle, die die Augen nicht anstrengt und eine entspannte Sitzhaltung tragen natürlich auch zum Lese- und Lernerfolg bei. Für das rein private Lesevergnügen richten Sie sich Ihren Lieblingsplatz in der Wohnung gemütlich ein, stellen ein leckeres Getränk bereit, schalten Ihre Leselampe an und sorgen dafür, dass Sie in der nächsten Stunde niemand stört. Oder kurz gesagt: Zelebrieren Sie das Lesen und die ruhigen Stunden für sich – für Ihr persönliches alltägliches Lesefest zu Hause.

Bildquelle Beitragsbild: ©Mladen Mitrinovic /shutterstock.com

Autor

Tanja Höfling

Von Juli 2017 bis Juli 2022 informierte die ehemalige Online-Redakteurin des Euro Akademie Magazins regelmäßig über Aktuelles und Wissenswertes zu den Themen Ausbildung, Studium und Beruf.