Schon lange ist bekannt, dass grüner Tee besonders gesund ist. Es wird ihm sogar nachgesagt, er könne Alzheimer behandeln. Doch ganz so einfach ist es leider nicht.
In Japan ist grüner Tee das Nationalgetränk und allgemein setzen im asiatischen Raum viele Menschen auf seine heilenden beziehungsweise präventiven Kräfte. Die Camilla Sinensis, deren Blätter zu dieser Teesorte verarbeitet werden, gilt seit über 5000 Jahren als Heilpflanze. Früher konsumierten Chinesen und Japaner den Trank tatsächlich nur aus gesundheitlichen Gründen. Auch bei uns ist man zunehmend davon überzeugt, dass er die Gesundheit stärken kann.
Wirkung auf die Gesundheit
Die Liste der positiven Effekte auf die Gesundheit ist lang. Unter anderem verbessert grüner Tee den Stoffwechsel, die Verdauung und das Immunsystem. Er steigert die Fettverbrennung, hilft beim Abnehmen und wirkt entgiftend. Karies und Krebs macht er das Leben schwer, er hilft vorbeugend gegen Herz-Kreislauf-Erkrankungen und senkt den Cholesterinspiegel. Wie effektiv das Gebräu tatsächlich wirkt, ist allerdings abhängig von der Art, der Qualität und der Zubereitung.
Es könnte nun sogar möglich sein, dass grüner Tee
Alzheimer bekämpft, was eine bahnbrechende Entdeckung wäre. Bis heute ist die Krankheit nicht heilbar. Ihr Verlauf kann lediglich verlangsamt und Begleiterscheinungen können gelindert werden. Doch leider ist die Forschung noch nicht soweit, um das Getränk als Heilmittel sicher zu bestätigen.
Alzheimer und EGCG in der Forschung
Verantwortlich für die gesundheitsfördernde Wirkung im grünen Tee sind die Catechine, sekundäre Pflanzeninhaltsstoffe. Besonders das Epogallocatechin-3-gallat (EGCG) soll Gehirnfunktionen verbessern.
Während dabei aber eher die Anregung von Gedächtnis, räumlichem Lernvermögen und Ähnlichem im Vordergrund stehen, machte Molekularbiologe Erich Wanker vor einigen Jahren noch eine andere Entdeckung: Richtig eingesetzt könnte EGCG seiner Meinung nach auch Alzheimer heilen. Die Krankheit entsteht sehr wahrscheinlich dadurch, dass in den Nervenzellen im Gehirn Eiweiße verklumpen und auf diese Weise die Zelle zerstören. Ein Ansatzpunkt zur
Behandlung von Alzheimer wäre also das Entfernen dieser Proteinbündel.
Im Labor gab Wanker EGCG in lebende, tierische Zellen. Tatsächlich lösten sich die Eiweiße darin auf. Ist das also die sehr einfache Lösung eines großen Problems der Menschheit? Kann grüner Tee Alzheimer heilen?
Grüner Tee als Heilmittel?
Leider lautet die Antwort darauf aus unterschiedlichen Gründen erst einmal nein. Prinzipiell steht noch gar nicht zu hundert Prozent fest, dass Alzheimer tatsächlich durch verklumpte Eiweiße in den Nervenzellen entsteht. Es ist lediglich die wahrscheinlichste der aktuellen Theorien.
Der zweite Knackpunkt liegt darin, dass der Versuch geklappt hat, als Wanker EGCG unter dem Mikroskop direkt zum Eiweiß gegeben hat. Wenn ein Patient allerdings eine Tasse mit grünem Tee zu sich nimmt, ist das EGCG lediglich ein Teilbestand des Getränks und nicht gefiltert. Natürlich könnte man das Catechin isolieren und beispielsweise als Kapsel schlucken. Allerdings besteht dann noch das Problem – wie beim Teetrinken auch –, dass der Stoff noch ins Gehirn muss. Die Behandlung kann nur erfolgreich sein, wenn sie direkt bei den betroffenen Nervenzellen ansetzt.
Wenig Geld für die Forschung
Bisher gibt es noch kein ausgereiftes Medikament mit EGCG, das auch noch an die richtige Stelle im Körper gelangt. Dafür geht es in der Forschung zu langsam voran. Ein Grund dafür ist die Finanzierung. Wird ein Medikament entwickelt, müssen Pharmaunternehmen enorme Kosten auf sich nehmen. Damit sich das lohnt, werden neue Wirkstoffe patentiert, haben somit in den ersten Jahren keine Konkurrenz auf dem Markt und einen entsprechend hohen Preis.
Wie sähe das nun aus, würden Forscher herausfinden, dass mit korrekter Dosierung und Zubereitung grüner Tee als Heilmittel ausreicht? Der Pharmakonzern ginge leer aus. Auch bei Medikamenten auf der Basis von grünem Tee ist der Profit hinterher nicht hoch genug, weswegen von vornherein gar nicht erst in die Forschung investiert wird.
Uns bleibt also nur zu hoffen, dass Wanker und seine Nachfolger auch ohne gigantisches Kapital in ihrer Forschung Fortschritte erzielen. Bis dahin gönnen Sie sich doch eine Tasse grünen Tee – schaden tut es bestimmt nicht.]]>