Welt-Alzheimertag 2016: „Jung und Alt bewegt Demenz“

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Den Schlüssel verlegen, einen Termin vergessen, sich nicht mehr an den Namen des neuen Nachbarn erinnern: Das gehört zur normalen Vergesslichkeit, die jeder von uns kennt. Eine Demenz hingegen, ausgelöst beispielsweise durch eine Alzheimer-Erkrankung, geht mit länger andauernden Störungen des Kurzzeitgedächtnisses, der Konzentration oder der Orientierung einher und betrifft in Deutschland derzeit fast 1,6 Millionen Menschen.

Fast 50 Millionen Betroffene weltweit

Um die Öffentlichkeit auf die Situation der insgesamt etwa 46 Millionen Demenzkranken weltweit und ihrer Angehörigen aufmerksam zu machen, finden seit 1994 am 21. September in aller Welt vielfältige Aktivitäten statt. Ins Leben gerufen wurde der Welt-Alzheimertag vor 22 Jahren von Alzheimer’s Disease International (ADI) mit Unterstützung der Weltgesundheitsorganisation (WHO).  Die ADI veröffentlicht jedes Jahr zu diesem Tag einen aktuellen Welt-Report, der auf die dramatische Entwicklung der Erkrankung hinweist.

Das Motto für den heutigen Welt-Alzheimertag und die Woche der Demenz 2016 in Deutschland lautet  „Jung und Alt bewegt Demenz“. Die Woche der Demenz findet in diesem Jahr vom 19. bis 25. September statt. Sie wird von der nationalen „Allianz für Menschen mit Demenz“ ausgerufen. In Deutschland organisieren die örtlichen Alzheimer-Gesellschaften und Selbsthilfegruppen jedes Jahr eine Reihe von regionalen Veranstaltungen rund um das Thema.

Fachkompetenz bei Pflegekräften gefragt

Auch wenn gegenwärtig eine Heilung der Krankheit nicht möglich ist, kann durch medizinische Behandlung, Beratung, soziale Betreuung, fachkundige Pflege und vieles mehr den Kranken und ihren Angehörigen geholfen werden.

Hier wird deutlich, wie wichtig es ist, dass ausgebildete Pflegefachkräfte, wie Altenpfleger und Altenpflegehelfer, sich gut mit dem Umgang mit Demenzpatienten auskennen. Um das in der Ausbildung erworbene Grundlagenwissen zu erweitern, bieten die Euro Akademien verschiedene Fort- und Weiterbildungen rund um die Krankheit Demenz an. Dabei richten sich die Seminare jedoch nicht nur an Fach- und Führungskräfte im Gesundheitswesen, sondern grundsätzlich an alle, die sich für die Themen interessieren.

Die Zahl der Demenzkranken steigt kontinuierlich

Laut Angaben der „Deutschen Alzheimer Gesellschaft e.V. – Selbsthilfe Demenz“ leben in Deutschland gegenwärtig fast 1,6 Millionen Demenzkranke. Zwei Drittel von ihnen sind von der Alzheimer-Krankheit betroffen.

Jahr für Jahr treten etwa 300.000 Neuerkrankungen auf. Da aufgrund der demografischen Veränderungen mehr Menschen neu erkranken als unter den bereits Erkrankten sterben, wächst die Zahl der Demenzkranken stetig.

Bisher keine Heilung möglich

Die Zahl der Erkrankten nimmt zu und die Zeit drängt, denn Demenz wird zu einer der größten Belastungen für das Gesundheits- und Sozialwesen nicht nur in Deutschland.
„Bislang gibt es kein Medikament, das die Alzheimer-Krankheit heilen kann. Irgendwann wird eine wirksame Therapie zur Verfügung stehen“, so Frau Prof. Isabella Heuser, Berlin, vom Vorstand der Hirnliga e. V. „Die Forschung geht intensiv voran und es gibt vielversprechende Ergebnisse, aber auch Ernüchterungen, so ist etwa die Euphorie über eine baldig verfügbare ursachenbezogene Behandlung verflogen. Als Forscher können wir nur immer wieder dringend empfehlen, alle heute schon vorhandenen Möglichkeiten zur Vorbeugung und Behandlung zu nutzen. Es ist bekannt, dass beispielsweise die Behandlung von Diabetes und Bluthochdruck das Risiko, an einer Demenz zu erkranken, senkt.“

Vielfältige Maßnahmen erforderlich

Die Alzheimer-Krankheit und mit ihr andere Demenzen sind eine Herausforderung nicht nur für die von der Diagnose Demenz betroffenen Menschen und ihre Angehörigen, sondern wegen des hohen und langen Pflegeaufwandes auch für unsere solidarisch finanzierten sozialen Sicherungssysteme.

Eine frühzeitigen Diagnose und somit ein rechtzeitiger Beginn der Demenz-Therapie spielen daher eine wichtige Rolle. Dabei sollen Medikamente, nichtmedikamentöse Therapien und pflegerische Maßnahmen in einem therapeutischen Gesamtkonzept eingesetzt werden. Die Therapien bewirken eine Verlangsamung der Krankheitsentwicklung. Sie ermöglichen den Betroffenen und ihren Angehörigen, über einen längeren Zeitraum in Selbstbestimmung und Würde zu leben.

Zunehmende Bedeutung der Gerontopsychiatrie

Besser als im Bericht an die Gesundheitsministerkonferenz der Länder 2012 kann diese Notwendigkeit kaum formuliert werden: „Um auch in Zukunft mit den internationalen Entwicklungen Schritt halten zu können, ist für die adäquate und kompetente Versorgung psychisch kranker älterer Menschen in Deutschland der Aufbau eines Schwerpunkts Gerontopsychiatrie im nervenärztlichen Fächerkanon dringend geboten.“

Großer Bedarf besteht weiterhin auch an individuell passenden Angeboten zur Unterstützung und Versorgung von Menschen mit Demenz und zur Entlastung ihrer Angehörigen. „Wir begrüßen die Neudefinition von Pflegebedürftigkeit, die mit dem Pflegestärkungsgesetz II jetzt eingeführt wird“, erklärt Monika Kaus, 1. Vorsitzende der Deutschen Alzheimer Gesellschaft. „Wichtig wird nun sein, dass die Veränderungen sich auch in der Praxis wiederfinden, dass ein deutlicher Qualitätssprung stattfindet in der ambulanten und in der stationären Versorgung von Menschen mit Demenz. Zentral ist es hierbei, die Fähigkeiten und Ressourcen der Betroffenen zu erkennen und sie in geeignetem Umfang und in geeigneter Weise gezielt an den Stellen zu unterstützen, wo dies nötig ist.“

Mangel an Pflegekräften

„Ein großes Problem, das auch das Pflegestärkungsgesetz II nicht lösen kann, ist der Mangel an Pflegekräften, der in Zukunft weiter zunehmen wird. Hier wird es ohne bessere Bezahlung und mehr Wertschätzung nicht gehen“, so Monika Kaus weiter.
„Doch angesichts der immer größeren Zahl von Menschen mit Demenz ist es darüber hinaus wichtig, eine breite Öffentlichkeit für das Thema Demenz zu sensibilisieren. Denn die meisten Menschen möchten trotz Demenz möglichst lange selbstständig sein und zu Hause leben. Oft sind es nur Kleinigkeiten, die nötig sind, damit sie und ihre Angehörigen es im Alltag leichter haben. Jeder kann dazu beitragen, indem er lernt, was eine Demenz ist und wie man Menschen mit Demenz richtig begegnen kann. Über das Projekt „Demenz-Partner“, das die Deutsche Alzheimer Gesellschaft Anfang September gestartet hat, können sich Interessierte in 90-minütigen Kursen auf den Kontakt mit demenzkranken Menschen vorbereiten.“

Informationen und Beratung

Wer sich zu den Veranstaltungen am Welt-Alzheimertag oder aber generell über die Erkrankung informieren möchte, findet auf den Seiten der Deutschen Alzheimer Gesellschaft ein umfassendes Serviceangebot bis hin zur fachkundigen Beratung.

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