Heilerziehungspflege: Interview mit Dozentin und Schülerin

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In einem Interview sprachen wir mit einer Dozentin und einer Schülerin aus dem Fachbereich Heilerziehungspflege an der Euro Akademie Meißen. Sie verrieten uns die Freuden und die Herausforderungen, die einem in diesem Berufsfeld begegnen.

Wir begannen das Gespräch mit Frau Wetzka-Sufraga, Lehrgangsleitung und Dozentin für Heilerziehungspflege. Sie legt großen Wert darauf, ihren Schülern den Blick für die besonderen Bedürfnisse des einzelnen Menschen zu vermitteln. Oftmals machen spezielle Situationen im Beruf ganz individuelle Maßnahmen erforderlich, denn „nicht alles kann man in einem Lehrbuch finden“.

Frau Wetzka-SufragaFrau Wetzka-Sufraga, Sie unterrichten die angehenden Heilerziehungspfleger. Welchen Bezug haben Sie denn zum Thema Heilerziehungspflege?

Ich habe selbst viele Jahre mit Menschen mit Behinderungen gearbeitet, kann auf einige Jahre an Berufserfahrung zurückblicken und habe daher einen recht großen Bezug zur Praxis. Meine eigenen Erfahrungen lasse ich natürlich mit in meinen Unterricht einfließen und kann somit die Theorie mehr „beleben“.
Bedeutet das, dass Sie in Ihrem Unterricht mal vom Lehrbuch abweichen?
Die Arbeit mit Menschen ist immer ganz individuell. Egal ob diese eine Behinderung haben oder nicht. Jeder Mensch ist etwas ganz Besonderes und daher entstehen auch immer wieder ungewöhnliche Situationen, die dann natürlich auch mal ungewöhnliche Maßnahmen fordern. Nicht alles kann man in einem Lehrbuch finden, aber das sind Kompetenzen, die ich auch in meinem Unterricht vermittle.

Findet denn auch mal Unterricht außerhalb des Klassenzimmers statt?

Wir haben eine Vielzahl von Einrichtungen der Behindertenhilfe als Kooperationspartner, wo natürlich auch mal der Unterricht stattfindet. Das ist auch wichtig, denn genau dort trifft die Theorie auf die Praxis. Außerdem finden wir verschiedene Möglichkeiten wie zum Beispiel eine Keramikwerkstatt oder Snoezelräume, die wir für unseren Unterricht nutzen können. In unserer Fachschulausbildung setzen wir auf eine abwechslungsreiche Gestaltung des Unterrichts und sind dann gern mal „draußen“.
Die verschiedenen Praktika geben aber auch die Möglichkeit, die Theorie in die Praxis mit einfließen zu lassen. Durch Mentoren der Einrichtung und uns Dozenten werden die Schüler sehr gut auf das Berufsleben vorbereitet.

Erfolgreich in eine neue Richtung

Sandra Tzscharnke ist Schülerin im zweiten Ausbildungsjahr zum staatlich anerkannten Heilerziehungspfleger an der Euro Akademie Meißen. Und das, obwohl ihr ursprünglicher Berufsweg in eine ganz andere Richtung führte.

Frau TzscharnkeUrsprünglich haben Sie  den Beruf der Automobilkauffrau erlernt und bereits mehrere Jahre gearbeitet. Warum haben Sie sich jetzt für eine Ausbildung zum Heilerziehungspfleger entschieden?


In meinem vorherigen Beruf standen andere Dinge im Vordergrund. Gerade die sozialen Aspekte, die ja in der Heilerziehungspflege im Vordergrund stehen, habe ich vermisst. Das war eigentlich der Grund, mich nochmal beruflich neu zu orientieren, und meine Wahl fiel dann auf die Ausbildung zum Heilerziehungspfleger.
Was mich noch so reizte, war die hohe Abwechslung im Beruf. Als Heilerziehungspfleger findet man eine unwahrscheinlich große Auswahl an Einsatzmöglichkeiten.

Und welcher Bereich liegt Ihnen am meisten?

Das ist eine schwere Frage. Bisher habe ich mit den verschiedensten Altersgruppen gearbeitet und eine Vielzahl von Menschen mit unterschiedlichsten Besonderheiten und Hilfebedarfen kennengelernt. Die Arbeit mit erwachsenen Menschen, die psychische Erkrankungen haben, hat mich bisher am meisten positiv geprägt.

Haben sich nun Ihre Vorstellungen erfüllt?

Ja, auf jeden Fall. Gleich nach kurzer Zeit in der Ausbildung konnte ich mich davon überzeugen, dass ich die richtige Entscheidung bezüglich meiner beruflichen Neuorientierung getroffen habe.

Wie gelingt es Ihnen, Familie und Ausbildung unter einen Hut zu bekommen?

Gerade bei der Wahl der Praxiseinsätze findet man viele Einrichtungen, in denen man nicht im Drei-Schicht-System arbeitet. Das war mir von Anfang an wichtig. Nicht nur für die Praktika, sondern auch für die Arbeit als Heilerziehungspflegerin nach meiner Ausbildung.
Das Lernen an der Fachschule fällt mir nicht schwer. Wir arbeiten mit unseren Dozenten sehr eng zusammen und die Vorbereitungen auf Tests und Praktika sind sehr gut. Wenn wir etwas nicht verstanden haben oder wenn es andere Probleme gibt, haben unsere Dozenten immer ein offenes Ohr und nehmen sich die entsprechende Zeit für unser Anliegen.

Was wünschen Sie sich persönlich für Ihre Zukunft?


Natürlich stehen da die Gesundheit und das Wohlergehen der Familie an erster Stelle. Ich möchte nächstes Jahr einen guten Abschluss machen und im Beruf ankommen. Sicherlich werde ich mich in ein paar Jahren wieder auf die Schulbank setzen, und eine der vielen Weiterbildungsmöglichkeiten für die Heilerziehungspfleger nutzen.

Da drücken wir Ihnen die Daumen und wünschen Ihnen alles Gute. 
Vielen Dank, dass Sie sich die Zeit für unser Interview genommen haben.

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