Internationaler Tag der Pflegenden: „Schluss mit Ausreden – mehr Personal!“

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Alleine in Deutschland sind etwa 1,7 Millionen Menschen sozialversicherungspflichtig in der Pflege tätig. Weltweit sind rund 28 Millionen Pflegekräfte im Einsatz. Zum Internationalen Tag der Pflegenden am 12. Mai treffen sich Pfleger*innen quer über den Erdball, um sich auszutauschen, zu vernetzen, die Arbeit zu würdigen und auf Missstände aufmerksam zu machen. Auch Politiker*innen, Wissenschaftler*innen und Prominente beteiligen sich an Aktionen und Diskussionen zum Thema.

Dass Pflegekräfte immens viel leisten, ist bekannt. Trotzdem – oder gerade deswegen – gibt es viele Dinge in der Pflege, die besprochen, anerkannt und verbessert werden müssen. Am Internationalen Tag der Pflegenden entsteht Raum und Zeit für Austausch und Vernetzung von Praxis, Wissenschaft und Politik. Den Aktionstag gibt es seit 1965, er wurde vom International Council of Nurses (ICN), einem Zusammenschluss von 130 Pflegeverbänden, ins Leben gerufen. Der Aktionstag geht übrigens auf den Geburtstag der Pionierin der modernen Krankenpflege, Florence Nightingale, zurück.

Wertschätzung von außen und innen

Im Mittelpunkt des diesjährigen Tages der Pflege steht unter anderem die Anerkennung und Wertschätzung von Pflegekräften in der Gesellschaft. Die Menschen in Deutschland haben gerade in den letzten zwei Jahren begriffen, wie wichtig ein funktionierendes Gesundheitssystem und eben gerade auch eine gute Pflege ist. Die Politik hat viel versprochen, Arbeitgeber sträuben sich in vielen Fällen noch gegen Tarifverträge. Der Mangel an Pflegepersonal ist aber nicht alleine mit dem Fachkräftemangel zu begründen. Auch die Regelungen zur Krankenhausfinanzierung, die Krankenhäuser dazu anhält, Kosten zu senken und Stellen im Pflegedienst abzubauen oder Arbeitsbereiche unterzubesetzen, ist eine Ursache für eine schlechte Personalpolitik.

Dazu kommt, dass Pfleger*innen ihre Kompetenzen selbst oft geringer einschätzen, als es tatsächlich der Fall ist. „Studien haben gezeigt, dass Pflege- und Altenpflegefachkräfte ihre Tätigkeit häufig negativ und ihre fachliche Expertise nicht angemessen darstellen. Diese Befunde entsprechen vielfach auch der Selbstwahrnehmung der Pflegefachkräfte, wie eine Auswertung der Aktion „Mehr-Pflege-Kraft“ gezeigt hat“, ist auf der Projektseite „Kompetenzkommunikation und Wertschätzung in der Pflege“ zu lesen.

Selbstbewusstsein stärken

Die Frage des Selbstbewusstseins der Pflegekräfte ist eine wichtige. Seiner Arbeit selbst einen hohen fachlichen und gesellschaftlichen Stellenwert einzuräumen, hat auch eine starke Wirkung nach außen. Eine angemessene Entlohnung wiederum würde der Pflege in vielerlei Hinsicht den Rücken stärken. Pflegekräfte bekämen dadurch eine monetäre Anerkennung, die auch in der Gesellschaft nicht unbemerkt bleiben würde. Sicher ein Anreiz für junge Menschen, sich für eine Ausbildung in der Pflege zu entscheiden und für so manche*n Pflegeaussteiger*in ein Grund zurückzukehren.

Schluss mit Ausreden – mehr Personal muss her!

Die Gewerkschaft Verdi hat die Mitarbeitenden in Krankenhäusern, Pflegeeinrichtungen und Psychiatrien dazu aufgerufen, am Tag der Pflegenden mit Aktionen auf Missstände aufmerksam zu machen. In ganz Deutschland gehen Pflegekräfte unter dem Motto „Schluss mit Ausreden – mehr Personal!“ auf die Straße. Auf dem Gelände der Universitätskliniken in Frankfurt am Main werden 1.300 Angestellte eine Petition mit der Forderung nach einem Tarifvertrag und verbindlichen Personalregelungen an die Klinikleitung übergeben. In Berlin wird es am Nachmittag einen „Walk of Care“ im Invalidenpark geben.

Aber woher das Personal nehmen, wenn rund 100.000 Pflegekräfte fehlen? Immerhin gab es im Jahr 2021 unter den Pflegekräften einen Zuwachs von rund 3 Prozent, das reicht aber bei weitem nicht aus, um eine gute Versorgung und ein vernünftiges Arbeiten zu gewährleisten. „Patientinnen und Patienten sowie pflegebedürftige Menschen haben ein Anrecht auf eine gute Versorgung. Die Beschäftigten müssen wissen, dass sie durch ihre Arbeit für andere nicht selbst krank werden“, so Gisela Neunhöffer, stellvertretende Verdi-Landesfachbereichsleiterin in einer Mitteilung.

Sie können selbst nicht an Aktionen vor Ort teilnehmen? Auf der Website des Pflegenetzwerk Deutschland gibt es Aktionen zum Mitmachen und einen Livestream ab 13 Uhr.

Bildquelle Beitragsbild: ©Monkey Business Images /shutterstock.com

Autor

Tanja Höfling

Von Juli 2017 bis Juli 2022 informierte die ehemalige Online-Redakteurin des Euro Akademie Magazins regelmäßig über Aktuelles und Wissenswertes zu den Themen Ausbildung, Studium und Beruf.