Wer finanziell das erste Mal auf sich allein gestellt ist, muss unweigerlich das Kalkulieren seiner Ausgaben lernen. Plötzlich haben Sie es mit Kostenpunkten zu tun, über die Sie sich noch nie Gedanken gemacht haben. Dabei ist es eine Kunst, noch genug Geld für private Wünsche übrig zu haben.
Wer diesen Schritt schon hinter sich hat, kennt die Situation: Mit Ihrem neuen Job oder der Ausbildungsstelle sind Sie von zu Hause ausgezogen und haben nun eine eigene Wohnung oder zumindest ein Zimmer. Sie spüren die neue Freiheit, Selbstständigkeit, Eigenverantwortlichkeit. Endlich haben Sie sich abgenabelt und stehen auf eigenen Beinen. Sie sind ja so erwachsen!
Doch nach fünf Minuten Ruhmesgefühl stellt sich heraus, dass das Leben einiges kostet. Und zwar wesentlich mehr, als Ihnen bis jetzt klar war. Zwar haben Sie mit dem Start ins Berufsleben auch ein Einkommen, aber gerade in der ersten Anstellung ist dieses noch sehr übersichtlich. Noch enger wird es für Auszubildende, die nur eine geringe oder gar keine Vergütung bekommen – oder sogar Schulgeld aufbringen müssen.
Vom Kind zum Sparfuchs in einem Wimpernschlag
Die Notwendigkeit, dass ab sofort streng gehaushaltet werden muss, wird nach einem kurzen Blick auf den Kontostand klar. Zwar ist das Gehalt, das Bafög oder die Unterstützung von der Familie angekommen, übrig ist davon trotzdem nichts. Das muss im nächsten Monat besser werden!
Wichtig ist dafür zunächst ein Überblick mit allen regelmäßigen Einnahmen und Ausgaben. Erstellen Sie am besten eine Excel-Tabelle oder benutzen Sie ganz klassisch ein Haushaltsbuch. Die passende App gibt es dazu natürlich auch schon längst. Unterm Strich steht dann ein Betrag, der Ihnen monatlich zur freien Verfügung steht.
Wenn möglich sollten Sie davon regelmäßig einen Teil auf Seite legen, zum Beispiel auf ein gesondertes Konto oder in das Sparschwein daheim. Damit können Sie unvorhergesehene Kosten wie Nachzahlungen auf eine Rechnung, Medikamente oder Reparaturen decken.
Finanzanalyse
Plötzlich ist die Kasse aber trotzdem leer und der nächste Geldsegen liegt noch in weiter Ferne. Dabei sollte nach Ihrer Rechnung doch alles im grünen Bereich sein. Nun wird es Zeit, Ihr Kaufverhalten genauer unter die Lupe zu nehmen. Legen Sie wieder Ihre App, Ihre Tabelle oder das Haushaltsbuch parat und notieren Sie wirklich alles, das Sie ausgegeben haben. Selbst wenn es nur 50 Cent für den Straßenmusiker oder die Reinigungsdame vor der Toilette waren.
Unter Umständen stellen Sie bereits im ersten Monat Ihrer Aufzeichnungen fest, dass Sie mit Ihren Geldmitteln länger auskommen. Denn allein dadurch, dass Sie alles aufschreiben müssen und die Zahlen ständig vor Augen haben, wird Ihr innerer Geizhals angestachelt. Zusätzlich stellt sich nach einer gewissen Zeit eine Art Wettbewerbsgefühl ein. Können Sie im nächsten Monat noch mehr sparen?
Das ist natürlich nicht bei jedem der Fall, aber zumindest kann derjenige, der immer noch zu knapp bei Kasse ist, feststellen, wohin das Geld fließt. Haben Sie wirklich pedantisch Ihre Ausgaben notiert, markieren Sie am Ende des Monats die Kostenpunkte, die Sie streichen oder verringern können. Dann heißt es nur noch: Konsequent umstellen!
Wenn Sie in der Ausbildung sind, denken Sie unbedingt daran, dass Sie vielerorts Rabatt bekommen. Das betrifft beispielsweise die Fahrkarte für die öffentlichen Transportmittel, den Handyvertrag und den Eintritt an zahlreichen Stellen. Auch einige Geschäfte und Online-Shops haben immer wieder Sonderaktionen für Azubis.
Wo geht das Geld hin?
Einige Kostenpunkte – leider häufig die größten – können Sie auch durch radikales Sparen nicht umgehen. Was im „Erwachsenenleben“ auf Sie zukommt, sollten Sie genau im Blick haben, um nicht von Rechnungen überrascht zu werden.
Viel Geld werden Sie bereits am Monatsanfang los, wenn Sie die Miete zahlen. Dass eine eigene Wohnung kostet, dürfte jedem klar sein, doch mit dem angegebenen Preis auf dem Wohnungsmarkt ist es noch nicht getan. Zusätzlich werden monatlich Nebenkosten für Wasser, Müllabfuhr sowie eventuell Hausmeister und Reinigungskraft fällig. Informieren Sie sich also vorher genau, wieviel Geld Sie regelmäßig allein für ein Dach über dem Kopf einplanen müssen.
Ein großer Unterschied zum Elternhaus fällt schnell auf: Der Kühlschrank ist leer. Kalkulieren Sie die Kosten für den Einkauf nicht zu knapp und achten Sie auf Sonderangebote. Sie brauchen nämlich nicht nur etwas im Bauch, sondern auch Wasch- und Putzmittel, Klopapier, Müllbeutel und so weiter.
Und wie kommen Sie zum Supermarkt? Oder zu Ihrer Ausbildungs- oder Arbeitsstätte? Vergessen Sie in Ihrer Planung nicht die Kosten, die ein Auto verursacht, beziehungsweise Ihre Fahrkarte.
Ein weiterer Punkt ist Ihre Verbindung zur Welt. Das Internet will ebenso bezahlt werden wie Ihr Kabelanschluss, Handy und gegebenenfalls Festnetz. Halten Sie vorweg Ausschau nach Tarifen, die alles verbinden und damit im Gesamtpreis billiger werden. Selbst für Radio und Satellitenfernsehen werden Sie von der GEZ zur Kasse gebeten.
Falls Sie schon über 18 Jahre alt und berufstätig sind, müssen Sie sich zusätzlich um eine Haftpflicht- und Unfallversicherung kümmern. Je nach Bank treffen Sie dann auch das erste Mal auf Kontoführungsgebühren, die monatlich abgebucht werden.
Und wo bleibt der Spaß?
Bei all den Ausgaben und dem exzessiven Sparen sollten Sie aber nicht vergessen zu leben. Schließlich möchten Sie sich nach der Arbeit nicht täglich alleine daheim verkriechen. Dabei muss nicht alles, was Spaß macht, teuer sein, aber ständig zu verzichten ist auf Dauer auch frustrierend. Planen Sie ruhig von Anfang an einen Fixbetrag für Ihre Freizeit ein. Wenn Sie in anderen Bereichen kürzergetreten sind, können Sie sich hier ab und zu mit einem kleinen Extra belohnen.
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