Pflege in Deutschland: Bedarf an Fachkräften wird weiter steigen

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Deutschland steht vor einem großen Problem: Der Bedarf an Pflegekräften wächst stetig an. Während immer mehr Menschen pflegebedürftig werden, fehlt es an allen Ecken und Kanten an Fachkräften und Nachwuchs. Ausbildung und Beruf sollen daher attraktiver werden.

Selbst die größten Optimist*innen in Politik und Wirtschaft können es nicht mehr übersehen: Deutschland steht vor großen Problemen in Bereich Pflege und Betreuung. Die Zahl der Pflegebedürftigen lag in Deutschland bei 4,1 Millionen im Jahr 2019 und wird laut Prognosen auf über 4,6 Millionen im Jahr 2060 ansteigen. Zeitgleich mangelt es an nötigen Fachkräften. So kommen auf immer mehr Pflegebedürftige immer weniger Pfleger*innen.

Gründe für den Pflegenotstand

Die Gründe für den Pflegenotstand sind vielschichtig und haben in der Regel damit zu tun, dass viele Träger von Pflegeeinrichtungen und die Politik die wichtige Thematik und bereits stattfindende Entwicklungen „verpennt“ haben. So wurden nicht rechtzeitig genug Kapazitäten geschaffen, um einer steigenden Zahl an älteren Menschen genug Pflegeplätze und eine ausreichende Betreuung anbieten zu können.

Erschwerend kommt hinzu, dass gesetzliche Rahmenbedingungen in Deutschland entweder nur unzureichend oder teils gar nicht geschaffen wurden, um die Ausbildungsberufe zur Pflege und eine gezielte Zuwanderung von ausländischen Fachkräften zu schaffen.

Zusätzlich zu den verpassten Chancen im regulatorischen Bereich ist es auch nicht von der Hand zu weisen, dass der Pflegeberuf lange Zeit nur kaum die nötige Anerkennung in Gesellschaft und von Arbeitgeber*innen bekommen hat. Selbstverständlich gibt es hier Ausnahmen, jedoch betrifft es die breite Masse. Diese Entwicklung ändert sich nun seit einigen Jahren, da man sich endlich der Wichtigkeit und der Notwendigkeit der Pflege und Betreuung bewusst geworden ist.

Anpassung des Einwanderungsgesetzes

Im Jahr 2018 wurde erstmals ein speziell auf die Einwanderung von Fachkräften zugeschnittenes Einwanderungsgesetz verabschiedet. Dies sieht unter anderem vor, dass einwanderungswillige Fachkräfte künftig leichter an Visa kommen, diese längerfristig gültig sind und auch ein dauerhafter Aufenthaltsstatus wird ins Spiel gebracht.

Da der erhoffte „Boom“ an Fachkräften ausblieb, sollen von der Ampel-Koalition Nachbesserungen folgen. Man möchte gezielt die Bedingungen eines Aufenthaltes verbessern und den Standort Deutschland lukrativer gestalten. Wie die konkreten Ausarbeitungen dazu aussehen, bleibt abzuwarten. In einem weiteren essenziellen Bereich hat sich ebenfalls etwas getan: Ausbildung und Beruf in der Pflege.

Boost für die Ausbildung

Im Bereich der Ausbildung hat sich in den letzten Jahren viel getan und es wird sich zukünftig noch viel tun. 2020 wurden die Regelungen zur Attraktivität und zur Bezahlung angepasst. So wurde die Generalistikausbildung (an vielen Standorten der Euro Akademie verfügbar) bundesweit eingeführt. Das bedeutet, dass es keine separate Ausbildung mehr für Alten-, Gesundheits- und Krankenpfleger*innen geben wird. Stattdessen gibt es eine Ausbildung mit dem Abschluss
„Pflegefachfrau“ oder „Pflegefachmann“. Sie ist von der EU anerkannt und kann damit EU-weit genutzt werden.

Während früher Kosten für die Ausbildung anfallen konnten und damit Auszubildende draufzahlen mussten, ist die Generalistikausbildung deutschlandweit gratis und muss vergütet werden. Je nach Ausbildungsjahr werden monatlich 1.191 Euro bis 1.353 Euro gezahlt. Im Vergleich zu früheren Regelungen eine deutliche Verbesserung.

Pflegeberuf ist Zukunftsberuf

Der Pflegeberuf ist systemrelevant und zukunftssicher. Pflegeberufe sind unerlässlich und aufgrund des Fachkräftemangels in der Branche ergeben sich sichere Zukunftsaussichten. Als Pflegekraft wird man zurzeit und in Zukunft überall händeringend gesucht und kann sich den Arbeitgeber quasi aussuchen.

Da der Beruf sowohl körperliche Arbeit als auch soziale Kompetenzen voraussetzt, wird er auch trotz des technologischen Fortschritts auf unabsehbare Zeit von Menschen ausgeführt werden. Die Gefahr, von einer Maschine ersetzt zu werden, ist deshalb gering.

Bildquelle Beitragsbild: fizkes /Shutterstock

Autor

Stefan Ruhl

Bildung gehört zu den wichtigsten Errungenschaften unserer Gesellschaft. Ohne sie würden wir noch in Höhlen sitzen und Feuer als Magie betrachten. Deshalb schreibe ich unter anderem über die Themen Bildung, Ausbildung und Lehre.