Überfliegerin im Interview – mit Traumschnitt in die Ausbildung

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Von einem Spitzenabitur mit der Abschlussnote 1,0 träumen viele Schüler. Vor allem wer ein Fach studieren will, dessen Zulassung durch einen Numerus Clausus beschränkt ist, benötigt einen hervorragenden Schnitt in der Hochschulzugangsberechtigung. Lena Röhrich hat diese Traumnote in ihrem Abizeugnis tatsächlich erreicht.

Trotz der hervorragenden Noten entschied sich die 20-Jährige im September 2016 gegen ein Studium und für die Ausbildung zur Kaufmännischen Assistentin mit der Fachrichtung Fremdsprachen und Korrespondenz an der Euro Akademie Hannover. Ein ungewöhnlicher Schritt, der auf den ersten Blick stutzig macht. Was sie dazu bewogen hat, erzählt sie im Interview mit dem Euro Akademie Magazin.

 

Lena Röhrich – Euro Akademie HannoverFrau Röhrich, erst einmal herzlichen Glückwunsch zur 1,0 im Abschlusszeugnis! Wie fühlt man sich denn, wenn man so etwas geschafft hat?

Da fühlt man sich natürlich erstmal sehr, sehr glücklich. Jeder ist stolz auf einen und man sieht auch, was man geschafft hat und was man geleistet hat in all den Jahren.

Haben Sie speziell darauf hingearbeitet, diesen Schnitt zu erreichen, oder fiel Ihnen das Lernen besonders leicht?

Als ich gemerkt habe, dass ich den erreichen kann, habe ich natürlich gezielt darauf hingearbeitet, aber das Lernen fällt mir allgemein sehr leicht […].

Haben Sie dazu vielleicht ein paar Tipps für andere Auszubildende oder Schüler, die lernen müssen?

Ja, jeder lernt natürlich selbst, muss seine Methode selber finden. Ich persönlich bin nicht so ein Mensch, der drei Stunden am Tag am Stück lernen kann. Deshalb fange ich immer schon zwei Wochen vor einer Klausur an zu lernen und mir das einzuprägen. Und dann sind das pro Tag nur zehn Minuten pro Fach und man hat noch sehr viel Freizeit dabei.

[…] Es ist relativ einfach, aber man muss natürlich die Disziplin haben, das durchzuziehen und das ist halt nicht jedermanns Sache.

Für die Berufsvorbereitung nah an der Realität bleiben

Was war ursprünglich Ihr Plan mit dem „Super-Abi“?

Ja, ursprünglich war mein Plan natürlich, […] studieren zu gehen. Und als ich mich dann erkundigt habe, was man so studieren kann, ist mir aufgefallen, dass mir das alles nicht wirklich gefiel. Und deshalb habe ich dann nach Alternativen gesucht und bin so auf die Euro Akademie gekommen, die […] alles verbindet, was ich wollte.

Was war es denn, das Sie wollten?

Also meine Spezialitäten sind Sprachen und ich habe mich auch irgendwann sehr für Wirtschaft interessiert. Deshalb fand ich so eine kaufmännische Ausbildung mit Korrespondenz und Fremdsprachen natürlich toll und vor allem: Es wird Englisch gefördert und Spanisch noch zusätzlich angeboten und das war natürlich genau das Richtige für mich.

Und ein Studium einer dieser Sprachen wäre nichts für Sie gewesen?

Nein, das wäre wirklich nichts für mich gewesen, denn ich suche ja auch den Realitätsbezug. Und da man jetzt […] diese Ausbildung noch dabei hat, hat man genau diesen Realitätsbezug, anstatt im Studium einfach irgendeine Sprache zu studieren und dann im Job damit klarzukommen. Man hat ja hier die Kombination und das fand ich gerade so super.

Wenn man Abiturient mit der allgemeinen Hochschulzugangsberechtigung und so einem guten Schnitt in der Tasche ist, spürt man dann nicht trotzdem ein wenig Druck, studieren zu müssen?

Das habe ich nie so gesehen. Ich wollte von Anfang an studieren, aber ich hätte es natürlich auch anderen sehr, sehr gegönnt, bei denen ich dann gesehen habe, dass sie vielleicht nicht ihren Traumschnitt erreicht haben. Denen hätte ich das viel, viel mehr gegönnt als mir, als ich dann gemerkt habe, dass ich eigentlich gar nicht so einen guten Schnitt brauche.

Aber ich würde sagen, Druck herrscht da eigentlich nicht. […] Ich kann das nur empfehlen, dass man vorher etwas Anderes ausprobiert, anstatt gleich zu sagen: „Ich habe Abitur und gehe jetzt studieren.“

Sie sind offensichtlich sehr talentiert und haben super Noten erreicht. Denken Sie nicht auch, Sie könnten beispielsweise in der Forschung noch viel bewegen?

[…] Je nachdem, in welcher Forschung ich sein würde. Biologie hat mich zwar auch immer interessiert, aber ich denke, das überlasse ich wirklich den Menschen, die dafür geschaffen sind und die sich […] von Anfang an dafür interessiert haben. Auch wenn ich viele verschiedene Interessen habe, denke ich, dass ich eher im sprachlichen Bereich punkten kann als in der Forschung.

Erst nach der Praxis tiefer in die Theorie

Sie haben gesagt, das erste Mal kam Ihnen der Gedanke, dass Sie in die Ausbildung gehen könnten, als Sie sich mit einem möglichen Studium beschäftigt haben. Wann war das etwa?

Ich habe schon vor meinem Abitur angefangen zu suchen, also schon wirklich ein Jahr vorher, um mich zu informieren, damit ich genau weiß, wo ich nach dem Abitur hingehe. Und da habe ich dann verschiedene Studiengänge angeguckt, Unis angeguckt, aber das war alles nicht das Richtige. Und dann habe ich letztendlich das gefunden. Dann war ich auch ziemlich stolz darauf, dass ich endlich etwas hatte.

Was war der Knackpunkt bei den Studiengängen? Nur die Realitätsferne oder hat Sie noch etwas Anderes gestört?

Der Knackpunkt war letztendlich, dass ich schon immer ein duales Studium machen wollte mit Unternehmensbezug, dass man also arbeiten und studieren kann. Deshalb war eine normale Uni […] für mich eigentlich keine Alternative. Und beim dualen Studium kam dann einfach auch dazu, dass es stellenweise sehr, sehr stressig ist, dass man sehr, sehr wenig Freizeit hat. Das spricht natürlich für die normale Uni.

Deshalb habe ich jetzt […] diesen Mittelweg genommen, dass ich eine Ausbildung mache […] mit dem Studium hintendran. […]

Wie sind Sie dann überhaupt auf die Ausbildung gekommen? Wo haben Sie gesucht und wie?

Ich habe hauptsächlich im Internet gesucht, habe auch mit vielen Studenten gesprochen, aber die sind natürlich immer auf die klassische Uni gegangen. Deshalb habe ich mich wirklich informiert und intensiv gesucht und habe dann auch das gefunden. Also hauptsächlich Internetrecherche.

Waren Sie auch zum persönlichen Gespräch vor Ort?

Ja, ich war dann auch später, als ich mich dort beworben habe, zum persönlichen Gespräch vor Ort. Aber vorher habe ich eigentlich mit keinem gesprochen, der diese Ausbildung gemacht hat. […]

Wieso haben Sie sich genau für die Fachrichtung kaufmännische Assistenz entschieden?

Das ist dieser Wirtschaftsbezug. Ich wollte schon immer im kaufmännischen Bereich tätig sein. Ich liebe es, mit Menschen zu arbeiten und Dinge […] zu verkaufen und deshalb war kaufmännisch für mich von Anfang an klar. […] Das hat mich eigentlich so begeistert, dass ich das an der Euro Akademie machen kann.

[…] Die Sprachen waren ein super Bonus, vor allem, da ich Spanisch schon vorher hatte. Da kann ich das dann auffrischen und noch Wirtschaftsspanisch hinzupacken. Das war wirklich der Pluspunkt, der […] entscheidend war.

Familiäre Lernumgebung

Wie kamen Sie auf die Euro Akademie Hannover?

Es gab natürlich auch einige Alternativen, aber […] ich wollte generell […] nach Hannover. Da gibt es ja auch noch andere Angebote in der Art und da bin ich dann auf die Euro Akademie gestoßen. Und im Nachhinein betrachtet war das auch eine wunderbare Idee.

Hat sich denn die Euro Akademie irgendwie hervorgehoben?

Ja, vor allem beim persönlichen Gespräch. Bei den Angeboten habe ich da zunächst keinen Unterschied gesehen, aber beim persönlichen Gespräch wusste ich dann letztendlich genau, dass ich hierhin gehöre, wie das präsentiert wurde und wie familiär das auch erschien. Also, dass man nicht in irgendwelchen großen Hörsälen wie in der Uni sitzt, sondern dass man wirklich eigentlich jeden Dozenten kennt, mit jedem reden kann, man Hilfe hat. Und das hat mich letztendlich auch überzeugt. […]

Was gefällt Ihnen besonders an der Ausbildung?

An der Ausbildung gefällt mir vor allem die persönliche Betreuung. Wenn man wirklich Hilfe braucht, kann man zum Dozenten gehen. Man geht nicht unter in der Menge und man kennt eigentlich jeden […]. Und das gefällt mir an der Ausbildung vor allem, dass man einerseits dem nachgehen kann, was man möchte, also Sprachen studieren, und andererseits, dass man auch wirklich mit den Menschen zusammenarbeitet und nicht einfach einer von vielen in irgendwelchen Hörsälen ist.

Festes Ziel im Auge

In anderthalb Jahren ist Ihre Ausbildung zu Ende. Wie geht es danach für Sie weiter?

Danach habe ich mir dann überlegt, dass ich einen Bachelor als Top-up in England mache. Also, das steht fest, dass nach dieser Ausbildung noch ein Studium angeschlossen wird und vor allem im Ausland, denn das macht sich erstens immer gut und ich habe mich schon immer für das Ausland interessiert. Und wenn mir die Gelegenheit geboten wird, dann möchte ich die natürlich auch ergreifen.

Welcher Studiengang wäre das dann?

Dann würde ich vermutlich Business Communication studieren, da das auch an vielen Universitäten in England angeboten wird und man […] neben dem Englischen auch noch mit anderen Sprachen weitermachen kann.

Dann studieren Sie aber ja doch wieder. Wäre dann für Sie nicht von Anfang an ein Studium im Ausland eine Option gewesen?

Ein Studium im Ausland ist insofern keine Alternative gewesen, weil ich natürlich erst einmal überlegen musste, was ich machen wollte. Und als ich dann die Ausbildung gefunden habe, ist mir eigentlich auch aufgefallen, in welche Richtung ich überhaupt gehen möchte. Und da bietet ja die Ausbildung viele verschiedene Möglichkeiten – ob man jetzt in Richtung Tourismus geht oder doch eher in Richtung Marketing – und da muss ich mich noch […] spezialisieren.

Wäre ich jetzt direkt an die Uni ins Ausland gegangen, hätte ich vielleicht den Studiengang auch abgebrochen, wenn das nicht das Richtige gewesen wäre. Und jetzt habe ich noch Zeit, […] das Richtige für mich zu finden.

Käme es für Sie überhaupt nicht in Frage, nach der Ausbildung direkt in den Beruf einzusteigen?

Das wäre natürlich eine Alternative, aber ich möchte […] eine höhere Qualifikation erreichen, um noch andere Berufe ausüben zu können. Ausbildung ist zwar schön und gut, aber ich bin eher so der schulische Typ und würde gern noch mein Wissen vertiefen, bevor ich dann wirklich ins Berufsleben gehe, damit ich mit all meinem Wissen da was bewegen kann […].

Vielen Dank, Frau Röhrich, für das Interview und weiterhin noch viel Erfolg auf Ihrem Ausbildungsweg.

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Autor

Katharina Boyens

Katharina Boyens ist Germanistin und Anglistin mit einem Faible fürs Schreiben. Von März 2016 bis Januar 2021 bereicherte sie das Euro Akademie Magazin mit lesenswerten Beiträgen in verschiedenen Rubriken.