Von wegen Erzieher sind bessere Kindermädchen – Bildung findet auch im Kindergarten statt!

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Erzieher sind wahre Wundertüten – sie sind kreativ, einfühlsam, verständnisvoll, kommunikativ und vor allem lärmresistent. Außerdem haben Erzieher eine Ausbildung, die sie zu pädagogischen Fachkräften macht – je nach Bundesland und Vorbildung kann diese bis zu fünf Jahre dauern. Trotzdem gibt es in vielen Köpfen noch Zweifel, ob Erzieher die Kompetenz besitzen, zu fördern und zu bilden.

Hier kommt die Frage auf, was Eltern unter Bildung und Förderung eigentlich verstehen. Für manche Eltern ist Bildung die Fähigkeit, sich in der Schule zurechtzufinden und gute Voraussetzungen für das Schreiben, Lesen und Rechnen mitzubringen. Erzieher im Kindergarten leisten weit mehr.

Sozialverhalten und Persönlichkeit

Erzieher sind nur bessere Kindermädchen? Von wegen!Kinder in Kindergartenalter sind wie Schwämme – sie sind wissbegierig, erkunden ihre Welt über Bewegung, Rollenspiele und vieles mehr. In diesem Alter steht die Persönlichkeitsentwicklung durch spielerisches Lernen an erster Stelle. Interessen und Neigungen der Kinder werden sichtbar. Erzieher kennen ihre Schützlinge in der Regel ganz genau. Sie haben ein geschultes Auge dafür, welches Kind am liebsten als Anführer vorneweg marschiert und wer sich am liebsten mit einem Buch alleine in die Leseecke verkrümelt.

Die ausgebildeten Pädagogen sehen die Kinder ganz individuell, kennen aber auch ihre Rolle in der Gruppe und können so auf die Bedürfnisse des Nachwuchses eingehen. Sie helfen ihnen, ihre Position in der Gruppe zu finden und sie selbstbewusst zu vertreten. Hier wird der Grundstein für das Sozialverhalten gelegt, der für das spätere Leben – privat und beruflich – wichtig ist. Auch das ist Bildung.

Kinder werden selbstständig

Erzieher unterstützen Kinder in ihrer Selbstständigkeit – im Kindergarten gibt es nämlich niemanden, der einem 4-Jährigen die Schuhe anzieht. Alle Eltern können bestätigen: Sobald die Kleinen in den Kindergarten gehen, werden sie selbstständiger. Das liegt zum einen natürlich am Alter, zum anderen aber auch an der pädagogischen Unterstützung von Erziehern, weil sie den Kindern eben nicht alles abnehmen.

Kreativität ausleben – Neues entdecken

Wo ist mehr Kreativität gefragt als im Kindergarten? Genau, nirgendwo! Hier lernen die Kinder mit verschiedensten Materialien etwas zu schaffen. Sie arbeiten mit Holz, Papier und Stoff – sie kleben, schneiden und malen. Kreativität ist allen Kindern angeboren und wird im Kindergarten von den Pädagogen stark gefördert.

Dabei beinhaltet das schöpferische Tun weit mehr, als schöne Weihnachtskarten und Sankt-Martins-Laternen zu gestalten. Es geht auch über die feinmotorische Förderung des Nachwuchses hinaus. Kreativ zu sein heißt anders zu denken und wahrhaft Neues zu entdecken. Alle großen Erfindungen und Errungenschaften entstanden aus einem kreativen Moment heraus. In der Arbeitswelt der Zukunft werden wir mehr denn je davon brauchen.

Lernen durch Bewegung

Das Außengelände der meisten Kindergärten ist besser ausgestattet als jeder Spielplatz, vom heimischen Garten ganz zu schweigen. Erzieher beobachten auch hier ihre Schützlinge genau und geben eventuellen Förderbedarf an die Eltern weiter. Sie lassen die Kinder die eigenen Grenzen austesten und greifen nicht sofort ein, wenn der 3-Jährige sich zum ersten Mal am Klettergerüst eine Stufe höher wagt. In den meisten Kindergärten gibt es zudem Turnstunden, in denen die Kinder ihre motorischen Fähigkeiten an Sprossenwand und Co. zusammen mit den Erziehern testen und schulen können.

Mach doch, was du willst!

Kinder lieben es, unter Eltern wird es heiß diskutiert – das Freispiel. Das ist die Zeit am Tag, in der die Kinder das spielen dürfen, was sie möchten. Erzieher halten sich in dieser Zeit im Hintergrund – eine gute Gelegenheit übrigens, die Schützlinge einmal genau und ungestört zu beobachten. Für viele gilt das Freispiel als verplemperte Zeit, ohne zielgerichtete Förderung. Doch gerade in dieser „freien“ Zeit entdecken die Kinder mit großer Freude und Begeisterung Neues und probieren sich daran aus. So können sie sich selbst in ihren Fähigkeiten fördern und bestärken – sie spüren, was sie schon alles alleine schaffen können. Die Lust am Spielen ist gleichzeitig auch die Lust am Lernen. Wie wunderbar!

Bessere Förderung der Weiterbildung

Die Erzieherausbildung ist schon heute qualitativ hochwertig. Letztendlich bekommt man mit einer Ausbildung immer einen soliden Grundstock vermittelt – was der Einzelne daraus in seiner beruflichen Laufbahn macht, ist sehr unterschiedlich. Eine verstärkte Förderung der Fort- und Weiterbildung für frühpädagogische Fachkräfte wäre hier ein sinnvoller Schritt. Ebenso würde ein höherer Personalschlüssel zur Verbesserung der Betreuungsqualität in unseren Kitas beitragen.

Erzieher, die sich weiter qualifizieren möchten, haben beispielsweise die Möglichkeit, den Studiengang Kindheitspädagogik und Management zu absolvieren. Die Ausbildung generell an eine Hochschule zu verlagern, ist sicher kein Garant für bessere Pädagogen. Vielmehr brauchen wir Erzieher, die gerne mit Kindern arbeiten, die verständnisvoll, empathisch, kreativ und geduldig sind.

An dieser Stelle möchten wir uns bei allen Erziehern bedanken, die ihre Arbeit lieben und unseren Nachwuchs darin bestärken, selbstständig, kreativ, selbstbewusst und sozial zu sein.

Autor

Tanja Höfling

Von Juli 2017 bis Juli 2022 informierte die ehemalige Online-Redakteurin des Euro Akademie Magazins regelmäßig über Aktuelles und Wissenswertes zu den Themen Ausbildung, Studium und Beruf.