Fahrrad? Ja, aber nicht hier

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Strecken mit dem Fahrrad zurücklegen ist mal was richtig Gutes für die Umwelt und das Klima. Leider schneiden die deutschen Städte in Umfragen extrem schlecht ab, wenn es um die Bewertung der Sicherheit und Tauglichkeit für Radler geht.

Die Diskussionen um Klima- und Umweltschutz sind in vollem Gange. Was kann man tun? Was will man tun? Wie weit sollten wir Unternehmen zu Maßnahmen zwingen? Dieses Nachdenken findet durchaus auch bei jedem daheim statt, wobei die Krux an der Sache immer der Balanceakt zwischen Engagement und Bequemlichkeit ist.

Nie wieder Fleisch aus Massentierhaltung? Das ist für einen Großteil der Deutschen kaum vorstellbar. Aber was tatsächlich viele umsetzen würden: Kurze Wege einfach mal mit dem Fahrrad fahren. Wenn das nicht ganz so schlimm war – vielleicht auch längere: Zum Einkaufen, zur Ausbildung, zur Schule und zum Sport radeln oder das Kind auf zwei Rädern in den Kindergarten bringen. Fortgeschrittene, die eine Dusche auf der Arbeitsstelle haben, könnten so auch zum Job kommen.

Der Haken am Fahrrad: die Sicherheit

Dass wir dann alle mit Helm und natürlich der nötigen – übrigens auch vorgeschriebenen – Ausstattung am Drahtesel losdüsen, ist klar. Aber reicht Ihnen das? Anders als beim Auto haben Sie keine schützenden Blechwände um sich herum. Entweder verschafft Ihnen das ein Gefühl der Freiheit oder der Unsicherheit.

Laut einer aktuellen Umfrage des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs (ADFC) sehen die Radler deutsche Städte alles andere als fahrradfreundlich. 170.000 Teilnehmer bewerteten beim sogenannten Fahrradklima-Test mit Schulnoten, wie gut oder schlecht man sich in 683 diversen Orten auf dem Bike bewegen kann. Der ernüchternde Durchschnitt: 3,9.

Kleiner ist besser

Gute Nachrichten gibt es für Landeier: Je kleiner die Städte sind, umso wohler fühlen sich die Befragten auf dem Fahrrad. Dennoch wird insgesamt zu wenig in dieser Sparte getan. Die Radwege sind zu eng oder nicht vorhanden, die Regelungen an Kreuzungen sind zu gefährlich und häufig blockieren parkende Autos oder Baustellen ohne Wegersatz die sowieso mickrige Spur.

Deutsche Städte haben also noch einen langen Weg vor sich. Denn selbst die Gewinner der Umfrage haben sich nicht unbedingt mit Ruhm bekleckert. In der Kategorie der Städte mit mehr als 500.000 Einwohnern lag Bremen mit der Note 3,55 auf Platz eins, gefolgt von Hannover (3,77) und Leipzig (3,85). Besuchen Sie die Euro Akademie Hannover? Nehmen Sie zur Ausbildung immer das Fahrrad?

Gefährlich ist subjektiv

Es ist traurig, dass die Situation für diejenigen so schwierig ist, die ihr Auto gerne stehen lassen würden. Letztendlich müssen Sie selbst für sich bewerten, ob es Ihre Route zulässt, in die Pedale statt aufs Gas zu treten. Vielleicht sind Sie ja am Stadtrand unterwegs, wo die Lage ganz anders aussieht. Oder Sie zählen zur glücklichen Bevölkerung einer kleinen Ortschaft, wo es etwas ruhiger zugeht – wie zum Beispiel Reken. Die Stadt in Nordrhein-Westfalen mit etwa 14.000 Einwohnern hat mit 1,97 die beste Note der Umfrage ergattert.

Wenn Sie sehen wollen, wie Ihre Stadt abgeschnitten hat, klicken Sie sich durch die Karte des ADFC. Checken Sie mal, ob Ihr Bauchgefühl mit dem der Befragten übereinstimmt.

Autor

Katharina Boyens

Katharina Boyens ist Germanistin und Anglistin mit einem Faible fürs Schreiben. Von März 2016 bis Januar 2021 bereicherte sie das Euro Akademie Magazin mit lesenswerten Beiträgen in verschiedenen Rubriken.