Kritik annehmen ohne persönliche Betroffenheit

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„Die meisten Menschen wollen lieber durch Lob ruiniert als durch Kritik gerettet werden.“ An dieser amerikanischen Redensart ist was dran!

Kritik wird von vielen Menschen als etwas Negatives wahrgenommen. Warum eigentlich? Kritik kann durchaus zwei Seiten haben. Zum einen muss Kritik nicht immer verletzend sein und demotivieren oder auch vielleicht zur Verschlechterung der Beziehung zwischen zwei Personen führen. Kritik kann auch, wenn man sie für sich akzeptiert, helfen sich zu verbessern oder sich weiterzuentwickeln.

Was ist eigentlich Kritik?

Zunächst einmal ist Kritik nichts anderes als die subjektive Meinung der Person, die uns kritisiert. Der Kritiker vermittelt uns sein Feedback zu unseren Handlungen oder unserer Arbeit. Natürlich ist es nicht immer leicht Kritik zu ertragen, insbesondere, wenn sich der Kritiker nicht an gewisse Spielregeln hält oder seine Kritik persönlich wird und sich z. B. auf Ihr Aussehen konzentriert.

Für einen selbst ist es wichtig sich immer wieder zu fragen, aus welchem Grund man kritisiert wurde. Bewertet mein Kritiker mich als Person, meine Handlung oder vielleicht ein bestimmtes Verhalten?

Wann wird man kritisiert?

Viele Menschen kritisieren andere, wenn ihnen bestimmte Verhaltensweisen nicht gefallen. Dieses Verhalten ist an sich nichts Schlimmes. Es kommt nur immer darauf an, wie man und wer die Kritik anbringt. Welche Worte benutzt der Kritiker? In welchem Verhältnis stehen wir zu ihm? Je enger das Verhältnis, desto härter trifft uns die Kritik. Wir können nicht glauben, dass jemand, der uns nahesteht, uns den Spiegel vorhält. Ist der Kritiker unser Chef, so dürfen wir meistens davon ausgehen, dass die Kritik sich auf unsere Handlungen bei der Arbeit bezieht. Damit will er erreichen, dass sich ein Ergebnis verbessert. Kritik, die wir von Menschen erhalten, die wir nicht kennen und die uns in keiner Weise nahestehen, sollte uns eigentlich kalt lassen.

Kritisiert Sie eine Person, die Ihnen nahesteht, versuchen Sie einfach die Kritik unter Beachtung folgender Spielregeln anzunehmen:

Finden Sie in der Kritik etwas Positives. Fragen Sie sich ruhig: Welcher Teil der Kritik kann mir helfen mich zu verbessern? Versuchen Sie Ihren Fokus darauf zu lenken und verstehen Sie in diesem Fall die Kritik nicht als persönliche Attacke gegen Ihre Person. Fangen Sie an die Kritik anzunehmen und daran zu arbeiten sich stetig zu verbessern.

Kritik hat unterschiedliche Beweggründe

Wenn Kritik geäußert wird, um Ihnen die Chance zu geben, sich zu verbessern, dann ist das prima! Ist das Motiv für Kritik allerdings Neid oder Wichtigtuerei, um anderen zu schaden, so ist sie mehr als unangemessen.

Egal ob Kritik berechtigt oder unberechtigt ist, man sollte niemanden vorführen oder schlechtmachen, um sich selbst damit ins bessere Licht zu rücken. Kritik ist für den, der kritisiert immer berechtigt, sonst würde er keine Kritik aussprechen. Wichtig ist, dass Sie für sich lernen konstruktive Kritik anzuwenden.

Wie immer im Leben macht der Ton die Musik. Kritik sollte deshalb immer sachlich und auf der Inhaltsebene erfolgen. Lassen Sie ruhig Ihren Kritiker ausreden. Überlegen Sie, ob Sie sich immer rechtfertigen müssen. Rechtfertigung wirkt manchmal wie ein Schuldeingeständnis. Mitunter muss man auch gar nichts zu der Kritik sagen. Bleiben Sie ruhig und geben Sie sich 24 Stunden Zeit, um darüber zu schlafen. Der Dalai-Lama sagte bereits, dass Schweigen manchmal die bessere Antwort sein kann.

Versetzen Sie sich in die andere Person hinein

Wenn Sie selbst der Kritiker sind, versetzen Sie sich in die Lage Ihres Gegenübers. Wie möchten Sie selbst Kritik erfahren? Wie möchten Sie sich nicht fühlen? Möglicherweise kommen Ihnen Erinnerungen in den Sinn, welche Gefühle in Ihnen hochgekocht sind, als sie kritisiert wurden. Hat es Ihnen die Sprache verschlagen, hatten Sie einen Kloß im Hals, fühlten Sie sich verletzt? Handlungsunfähig? Das ist eine ganz normale Reaktion. In dem Moment schießt Adrenalin durch unseren Körper und warnt uns „Achtung Gefahr“, ein Relikt aus der Evolution. Wenn Sie genau wissen, wie Sie sich selbst bei Kritik fühlen, fällt es Ihnen vielleicht leichter, den anderen mit einer konstruktiven Art und Weise zu begegnen.

Finden Sie den richtigen Zeitpunkt

Kritik sollte nicht unter Zeitdruck oder zwischen Tür und Angel geäußert werden. Wählen Sie ein geeignetes Umfeld, einen anderen Raum, wo Sie ungestört reden können.

Beginnen Sie das Gespräch immer positiv und konstruktiv

Kritik ist auf eine gewisse Art auch ein Feedback: „Klasse, dass Sie mir die Unterlagen so zeitnah reingereicht haben. Ich habe Sie geprüft und mir ist aufgefallen, dass das Ergebnis nicht ganz stimmig ist. Könnten Sie die Unterlage bitte nochmals prüfen?“ Das hört sich doch viel besser an als wenn Sie ihrem Gegenüber sagen: „Mein Gott, sind Sie dumm? Wie können Sie mir solche Unterlagen einreichen, hier stimmt doch gar nichts.“

Verzichten Sie auf Du-Sätze

Sätze in der Du-Ansprache wirken wie ein Angriff, klagen an und zeigen mit erhobenem Zeigefinger. „Du hast schon wieder …“ Setzen Sie lieber Ich-Botschaften ein. Ich-Botschaften wirken weniger bedrohlich und klagen niemanden an. Mit Ich-Botschaften vermitteln Sie der anderen Person, wie Sie sich fühlen, ohne den anderen anzugreifen. Sie beschreiben am besten die konkrete Situation, die sie stört, teilen mit, welche Gefühle damit verbunden sind und welches Bedürfnis Ihnen in diesem Zusammenhang wichtig ist. Zum Schluss formulieren Sie einen Wunsch oder eine Bitte, wie Sie sich die Zusammenarbeit in Zukunft wünschen.

Merken Sie den Unterschied in der Kommunikation

Anstatt zu sagen, „Sie geben mir keine Infos“ sagen Sie „Ich bin verunsichert, weil ich keine Infos von Ihnen erhalte.“ Sie merken hier den Unterschied in der Kommunikation.

Kritik kostet Überwindung

Denken Sie daran, egal ob Sie kritisiert werden oder selber kritisieren, es kostet jeden Überwindung ein schwieriges Thema anzusprechen. Es erfordert viel Mut etwas Unangenehmes zur Sprache zu bringen. Eine gute Art und Weise bei Kritik ist, dem Kritiker entgegenzukommen und nachzufragen: Was genau habe ich nicht richtig gemacht? Was genau habe ich übersehen? Was hätte ich wie anders machen können? Mit diesen offenen Fragen helfen Sie dem Kritiker gemeinsam mit Ihnen eine Lösung für das Problem zu finden. So erfahren Sie, was der Auslöser für die Kritik war.

Autor

Enisa Romanic

Enisa Romanic ist Trainerin und bietet unter Bürotrainingplus Seminare zum Office Management. Parallel dazu ist sie täglich in der Praxis als Assistentin tätig. Sie spricht Englisch, Französisch, Spanisch, Serbisch und Kroatisch und blickt nebem ihrem Studium als "International Management Assistant" an der AMA (Euro Akademie Lippstadt) auf zahlreiche Aus- und Weiterbildungen zurück. Für das Euro Akademie Magazin schreibt sie Kolumnen aus ihrer 18-jährigen Berufspraxis als Assistentin in unterschiedlichsten Branchen und Unternehmensbereichen.