Mit der richtigen Kleidung ins Bewerbungsgespräch

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„Von dem Äußeren auf den Charakter zu schließen ist so, als beurteilten wir ein Bild nach dem Rahmen.“ Kennen Sie dieses Zitat von Anke Maggauer-Kirsche? Eigentlich eine zu beherzigende Weisheit. Haben Sie allerdings ein Bewerbungsgespräch vor sich, vergessen Sie den Spruch schnell wieder. Denn kaum jemand beurteilt Sie so sehr nach Ihrer Kleidung wie ein Personaler.

Endlich ist es geschafft: Die Bewerbungsunterlagen sind vollständig und verschickt. Die ersten Unternehmen haben sich zurückgemeldet und Sie sind sogar zu einem Vorstellungsgespräch eingeladen. Mit möglichen Fragen und Antworten beschäftigen Sie sich schon seit Tagen. Was allerdings selten in den Bewerbungstrainern steht: Was ziehen Sie eigentlich an?

Es sollte nicht so schwer sein. Die Qualifikation eines Menschen sollte nicht an der Farbe seiner Hose festgemacht werden. Ebenso sollte dem Anzugträger nicht automatisch mehr Respekt entgegengebracht werden, als dem Herrn in Jeans und Hemd. Doch so oberflächlich tickt unsere Welt nun einmal – ganz besonders, wenn es um die Karriere geht. Daher lohnt es sich auf jeden Fall, die Kleidung für das Bewerbungsgespräch sorgfältig auszuwählen.

Wie ausschlaggebend ist die Kleidung wirklich?

Fakt ist, dass einige Bewerber schon rein nach dem Aussehen aussortiert werden – so sehr die Unternehmen das auch dementieren. Auf manche Stellen bekommen Personaler so viele Zuschriften von Kandidaten mit guten Noten und einschlägigen Praktika, dass sie sich nicht anders zu helfen wissen, als nach den Fotos zu gehen.

In den Vorstellungsgesprächen ist die Konkurrenz ebenso hart. Gibt es mehrere qualifizierte Bewerber, die auch menschlich überzeugen konnten, wird eher derjenige eingestellt, der sein Erscheinungsbild am besten dem Unternehmensgeist angepasst hat. Er zeigt, dass er mehr bieten kann als eine Reihe von Kompetenzen und Fähigkeiten. Er ist über die Anforderungen hinaus engagiert und ihm liegt auch persönlich viel an der Position. Es ist zu erwarten, dass er das auch in Zukunft bei seiner Arbeit zeigen wird. Ein absoluter Pluspunkt!

Erst recherchieren, dann anziehen

Informieren Sie sich vorher gründlich, was in Ihrer Branche üblich ist. Während Beschäftigte im Finanzsektor beispielsweise vorrangig konservativ mit Anzug und Kostüm auftreten, ist die Garderobe in kreativen Bereichen eher leger. Auch die Art des Unternehmens gibt Ihnen Aufschluss darüber, was dort üblich ist. Alteingesessene Firmen mit steilen Hierarchien legen generell mehr Wert auf ein gepflegtes Äußeres. Auch in Berufen mit direktem Kundenkontakt sollte Ihr Erscheinungsbild angemessen sein. In jungen Start-up-Unternehmen hingegen steht häufig die Wohlfühl-Atmosphäre mit bequemer und praktischer Kleidung im Vordergrund.

Das sind allerdings nur Anhaltspunkte. Um eine detaillierte Recherche kommen Sie nicht herum. Schauen Sie sich dafür den Internetauftritt Ihres Wunsch-Arbeitgebers genau an. Ist er farbenfroh, locker und persönlich oder doch seriös, formell und distanziert? Auch die Stellenausschreibung ist ein Anhaltspunkt: Ist diese bereits in der Du-Form und sehr locker geschrieben, erwartet wohl niemand, dass Sie mit Schlips zum Vorstellungsgespräch kommen.

Doch Vorsicht bei lässigem Auftreten. Das Schlimmste, was Sie tun können, ist, völlig underdressed zu erscheinen. Auch eine kreative Werbeagentur kann einen gehobenen Dresscode haben. Gehen Sie bei Ihrem ersten persönlichen Treffen mit dem Unternehmen lieber mit besserer Kleidung auf Nummer sicher. Wenn Sie den Job bekommen, können Sie sich immer noch hinterher an Ihre Mitarbeiter anpassen und das Niveau nach unten korrigieren.

Zu viel des Guten

Natürlich können Sie auch in die andere Richtung ins Fettnäpfchen treten. Der Chef einer Marke für Streetwear könnte überrascht sein, wenn Sie als möglicher neuer Angestellter in Hemd, Anzughose und Lederschuhen beziehungsweise Kostüm und Pumps erscheinen. Das zeugt nicht gerade von Verständnis für den Unternehmergeist.

Haben Sie außerdem ein Auge darauf, was in Ihrer Position zu erwarten ist. Geht es um einen Praktikumsplatz oder Ihren Berufseinstieg, wirkt es merkwürdig, wenn Sie sich in teuren Designermarken oder mit einer goldenen Uhr vorstellen. Frauen sollten generell darauf achten, nicht zu viel Schmuck zu tragen, da das in fast jeder Branche leicht unseriös wirkt.

Das gilt auch bei Parfüm beziehungsweise Aftershave. Weniger ist hier auf alle Fälle mehr, denn möglicherweise teilt Ihr Gegenüber Ihren Geschmack nicht und schnell wirkt zu viel Duft in einem geschlossenen Raum unangenehm und aufdringlich. Vor allem im Gesundheits- und Pflegebereich ist es besser, komplett darauf zu verzichten.

Der Feinschliff

Ist schließlich die passende Kleidung ausgewählt, probeweise getragen, sauber und gebügelt, sollten Sie sich auch um das darunter kümmern. Duschen und Haarewaschen am Tag des Vorstellungsgesprächs sind ein Muss. Achten Sie auch auf Ihre Fingernägel! Und kurz vorher schadet ein Blick in den Spiegel nicht, um eventuelle Essensreste aus den Zähnen zu beseitigen.

Natürlich geht es bei dem Gespräch nicht nur um Ihr Aussehen, aber die richtige Kleidung und ein gepflegtes Erscheinungsbild geben Ihnen Sicherheit. Ist Ihr Gegenüber schon davon beeindruckt, können Sie mit mehr Selbstbewusstsein verdeutlichen, warum Sie der Richtige für die Stelle sind.

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Autor

Katharina Boyens

Katharina Boyens ist Germanistin und Anglistin mit einem Faible fürs Schreiben. Von März 2016 bis Januar 2021 bereicherte sie das Euro Akademie Magazin mit lesenswerten Beiträgen in verschiedenen Rubriken.