Nase voll von Mamas Rockzipfel – Ausziehen für Anfänger

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„Solange du unter meinem Dach wohnst …“ Na, dann eben nicht! Die meisten spüren nur zu deutlich den Moment, wenn sie daheim raus müssen. Wenn der Auszug schließlich mit dem Ausbildungs- oder Studienbeginn in die Lebenssituation passt, wollen sie es endlich anpacken. Bleibt die Frage, wie. Keine Sorge! Wir helfen.

Kennen Sie das? Immer häufiger geraten Sie mit den Eltern wegen ihrer Regeln und Konventionen aneinander. Das ständige Einbringen ihrer ungefragten erzieherischen Meinung ist dabei auch nicht hilfreich. Die Geschwister, mit denen Sie vielleicht das Bad, den Fernseher, die Spielekonsole, Bücher oder unfreiwillig sogar die Kleidung teilen müssen, strapazieren regelmäßig Ihren Geduldsfaden. Als hätten Sie mit diesen Scherereien und dem Lernpensum nicht schon genug zu tun, scheinen die häuslichen Pflichten zusätzlich ungerecht aufgeteilt. Sei das nun nur Ihre Wahrnehmung oder Realität: Irgendwann wird es einfach höchste Zeit, daheim auszuziehen!

Ein perfekter Zeitpunkt dafür ist der Ausbildungs- oder Studienbeginn oder der Antritt einer neuen Stelle. Dann ändert sich in Ihrem Leben ohnehin einiges, vielleicht müssen Sie täglich sogar an einen anderen Ort. Nutzen Sie die Gelegenheit und organisieren Sie parallel auch Ihre Wohnsituation neu.

Wie packe ich es an?

Einfacher gesagt, als getan. Trotz aller eventuellen Unannehmlichkeiten zuhause empfiehlt es sich, erst einmal die eigene Finanzlage zu überprüfen. Ihnen muss klar sein, dass Hotel Mama vielleicht keine fünf Sterne hat, aber dennoch das Kostengünstigste ist, das Sie kriegen können.

Verschaffen Sie sich am besten einen Überblick, wieviel Geld Ihnen monatlich zur Verfügung steht, welche regelmäßigen Ausgaben Sie ohnehin schon begleichen müssen, zum Beispiel für Ihren Handyvertrag, und welche Mittel Sie unbedingt noch für Ihr Privatleben benötigen. Vom Rest ziehen Sie nun noch den Betrag ab, den Sie Ihrer Meinung nach für die Haushaltsführung benötigen. Dazu zählen unter anderem Lebensmittel, Putzmittel und Hygieneartikel.

Was jetzt noch an Geld übrigbleibt, gibt Ihnen schon einmal eine Vorstellung davon, ob Sie nach einer eigenen Wohnung, einem Platz in einer Wohngemeinschaft oder vielleicht nur nach einem Zimmer suchen sollten. Alles werden Sie sich gerade zum Ausbildungsbeginn oder zum Berufseinstieg gar nicht leisten können. Das ist auch stark davon abhängig, ob Sie in die eher teurere Stadt, in Stadtnähe oder aufs günstige Land ziehen.

Gesucht: Dach über dem Kopf

Ist das Budget erst einmal geklärt, kommt der wirklich schwierige Part. Sie begeben sich auf Wohnungssuche. Sie und gefühlt halb Deutschland mit Ihnen. In zahlreichen Städten wird es zum wahren Kraftakt, eine Bleibe zu finden. Wie die Situation an Ihrem Wunschort aussieht, werden Sie sicher schnell feststellen. Doch selbst wenn es sich als schwierig gestaltet: Geben Sie nicht auf! Überlegen Sie sich vorher lieber noch einmal genau, was Ihre Prioritäten sind. Muss es wirklich ein bestimmter Stadtteil sein, brauchen Sie unbedingt einen Balkon, ist das Fenster im Badezimmer ausschlaggebend? Haben Sie auch mit Abstrichen keinen Erfolg, probieren Sie verschiedene Möglichkeiten der Wohnungssuche aus und variieren Sie vielleicht Ihren Anfragentext.

Viele Wege zum Ziel

Eine gängige Variante, an eine Unterkunft zu kommen, sind Wohnungsbörsen im Internet. Eine der größten ist www.wg-gesucht.de, wo sich neben einem Platz in Wohngemeinschaften auch Wohnungen und Zimmer zur Untermiete finden lassen. Zusätzlich hat jede größere Stadt eine eigene Homepage, wo Wohnraumangebote gelistet sind. Wer wenig Zeit zum Surfen hat und sich gut verkaufen kann, hat im Internet außerdem die Möglichkeit, ein Gesuch einzustellen. Ob sich aber in Städten bei der aktuellen schwierigen Wohnsituation viele melden werden, ist dabei fraglich.

Wer das ganze lieber vor Ort angeht, sollte samstags losziehen. Dann finden Sie in der Zeitung der Region die Wohnungsangebote, können schnell darauf reagieren und direkt einen Besichtigungstermin wahrnehmen. In diesem Fall ist es aber von Vorteil, wenn Sie mit dem Auto und Navi unterwegs sind oder sich leicht in dem öffentlichen Verkehrsnetz zurechtfinden.

Vielfach unterschätzt, aber häufig erfolgreich ist die Methode, eine eigene Annonce in der Tageszeitung zu schalten. Das kostet Sie zwar etwas Geld, aber wenn Sie sich in einem guten Licht präsentieren, gelangen Sie auf diese Weise an Wohnungen, die Sie anders gar nicht zu Gesicht bekommen.
Nicht wenige Vermieter wollen nämlich keine Internetanzeige aufgeben, auf die sich wahre Massen zurückmelden, sondern durchforsten gezielt die Zeitung nach vertrauenswürdigen Menschen. Erwähnen Sie es, wenn Sie arbeitstätig, ruhig oder sportlich sind. Auch ein angesehener Beruf – eventuell auch der Ihrer Eltern – ist nennenswert. Es sollte aus dem kurzen Text ersichtlich sein, dass Sie zuverlässig, verantwortungsbewusst und liquide sind.

Egal wie Sie es angehen, fangen Sie rechtzeitig an, denn der Kampf um Wohnraum ist hart. Sind Sie aber erst einmal in Ihrem neuen Zuhause angekommen, werden Sie es nicht bereuen. Die Freiheit, die Lebensgestaltung nach Ihren Wünschen und das Erwachsenenleben haben einiges Gute für sich. Wir wünschen viel Erfolg!

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Autor

Katharina Boyens

Katharina Boyens ist Germanistin und Anglistin mit einem Faible fürs Schreiben. Von März 2016 bis Januar 2021 bereicherte sie das Euro Akademie Magazin mit lesenswerten Beiträgen in verschiedenen Rubriken.