Das Leben mit Demenz lebenswert gestalten – Pflege, Therapie & Freizeit

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Vergessen den Herd auszustellen, den Geburtstag von der besten Freundin verpassen, die Gesichter der Liebsten nicht erkennen – all das sind Zeichen einer Demenzerkrankung in verschiedenen Stadien. Damit Menschen mit Demenz, deren Gedächtnis nicht mehr richtig funktioniert, ein lebenswertes Leben führen können, ist es wichtig zu wissen, was an Demenz Erkrankte brauchen. Wir haben uns umgesehen und einige wissenswerte und ermutigende Informationen für Sie gefunden. Jetzt lesen und ansehen.

Eine Demenz ist keine exotische Krankheit, die nur wenige betrifft. Je höher nämlich unsere Lebenserwartung, desto häufiger erkranken Menschen an Demenz. Das liegt in der Natur der Sache, denn dement würde wahrscheinlich jeder Mensch irgendwann werden – die Frage ist nur, ob er das erlebt. Auf der Seite wegweiser-demenz.de des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend ist zu lesen, dass etwa einer von zehn der über 65-Jährigen, rund zwei von zehn der über 80-Jährigen und nahezu jeder Dritte der über 90-Jährigen an Alzheimer oder einer anderen Form von Demenz leidet. Es gibt übrigens 50 verschiedene Formen dieser Erkrankung, die häufigste ist Morbus Alzheimer.

In etwa 10 Prozent der Fälle sind Erinnerungs- und Konzentrationsschwierigkeiten die Folge einer anderen Erkrankung – beispielsweise einer Schilddrüsenerkrankung oder einem ausgeprägten Vitaminmangel. Werden diese frühzeitig erkannt, ist eine Heilung möglich. Die Pseudodemenz ist, wie der Name schon sagt, keine echte Demenz – die Ursache dahinter ist eine schwere Depression.

Auf der Seite demenz.behandeln.de finden Sie zahlreiche Informationen über die Erkrankung, die Diagnosestellung, die Behandlung sowie Tipps für Angehörige und Gedächtnistraining.

Ein großes Thema: Demenz in Pflegeeinrichtungen

Fast 80 Prozent der Bewohner*innen in Senioren- und Pflegeheimen leiden an Demenz. Das prägt den Alltag der Pflegekräfte und der Bewohner*innen enorm. Daher ist es ungeheuer wichtig, Strategien und Umgangsformen mit Erkrankten zu entwickeln, um ihnen einen lebenswerten Alltag zu ermöglichen. Und auch die Pflegekräfte profitieren vom Wissen, wie eine Alltagsgestaltung an Demenz Erkrankter aussehen kann. Wie bei jeder anderen Erkrankung gilt: Je früher sie erkannt wird, desto besser kann man ihr entgegenwirken. Medikamentös und mit anderen Therapieformen, wie der Ergotherapie, der Musiktherapie oder altersgerechten Sportprogrammen. Aktivität trägt entscheidend dazu bei, körperliche und geistige Fähigkeiten zu erhalten. Rückzug und Passivität, in die viele an Demenzerkrankte aus Scham verfallen, ist die schlechteste Variante, mit dem Gedächtnisverlust umzugehen. Auch regelmäßiger Körperkontakt durch sanfte Berührungen und in den Arm nehmen sind wichtig für das seelische und körperliche Wohlbefinden, gerade dann, wenn man nicht mehr alles mit dem Verstand erfassen kann.

Demenz heißt übersetzt übrigens „weg vom Geist“. Gerade bei beginnender Demenz bekommen die Erkrankten ihr Vergessen noch hautnah mit – das löst oft Ängste und manchmal auch Aggressionen aus, die Pflegekräfte und Angehörige vor große Herausforderungen stellen. Wie Pflegekräfte mit dementen Bewohner*innen umgehen und dass das auch in der Ausbildung zum Pflegefachmann*frau mit dem Schwerpunkt Altenpflege ein wichtiges Thema ist, zeigt der Beitrag „Kommunikation & Offenheit im Umgang mit Demenzkranken – Carolin berichtet über ihre Pflegeausbildung“ der Kampagne „Mach Karriere als Mensch“ des Bundesministeriums für Familie, Frauen, Senioren und Jugend:

Zum Video auf YouTube: „Mach Karriere als Mensch!“, BMFSFJ

Begleitende Therapien für Menschen mit Demenz:

Bewegungstherapie

Sich bewegen, den Körper spüren – vor allem in der Gruppe und begleitet von beschwingender Musik macht die Bewegungstherapie, meist durchgeführt von einem*r Physiotherapeut*in, Freude. Dabei wird die Beweglichkeit der Gelenke erhalten, die Ausdauer gefördert und die Koordination von Bewegungen regt das Gehirn an.

Ergotherapie

Die Patienten sollen möglichst lange selbstständig alltägliche Tätigkeiten ausführen können. Wie bediene ich das Radio, welche Hilfsmittel kann ich einsetzen, damit mir das Zubereiten von Mahlzeiten leichter fällt und noch viele weiter Aufgaben übernimmt ein*e Ergotherapeut*in. Auch im späteren Stadium der Demenz sind Hilfen über die Förderung der Körperwahrnehmung möglich.

Musiktherapie

Es ist immer wieder erstaunlich, wie Demenzerkrankte auf Musik aus ihrer Jugend oder dem frühen Erwachsenenalter reagieren. Da huscht ein Lächeln über das Gesicht, es wird geschunkelt und gesungen.

Logopädie

Erhalt der Sprache und Ausdrucksfähigkeit. Biografiearbeit tut Demenzkranken Menschen gut, weil sie sich da als kompetent erleben – sich erinnern können und erzählen dürfen.

Snoezelen

Snoezelen ist die sanfte Stimulation durch Klänge, Licht, Aromen und Räumlichkeit. Das multisensorische Verfahren berührt alle Sinne – bei vielen Patient*innen stellt sich ein Wohlgefühl ein. Snoezelen eignet sich gerade auch für Menschen mit einer mittleren oder schweren Demenz.

Etwa 90 Prozent der Demenzen sind leider nicht heilbar. Die gute Nachricht: Trotzdem können Sie viel dafür tun, dass der Alltag auch mit Demenz lebenswert bleibt. Dazu gehört es auch, die Erkrankung frühzeitig zu erkennen und Nebenerkrankungen, wie beispielsweise hohen Blutdruck, medikamentös behandeln zu lassen. Aktiv bleiben und sich nicht zurückziehen, Dinge tun, die einem am Herzen liegen – eben das machen, was alle anderen auch tun – mit oder ohne Gedächtnislücken.

Bildquelle Beitragsbild: © Robert Kneschke /shutterstock.com

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Autor

Tanja Höfling

Von Juli 2017 bis Juli 2022 informierte die ehemalige Online-Redakteurin des Euro Akademie Magazins regelmäßig über Aktuelles und Wissenswertes zu den Themen Ausbildung, Studium und Beruf.