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08.07.2020

Fächerübergreifendes Lernen oder was Stochastik mit Romeo & Julia zu tun hat

Dass unsere Lehrkräfte kreativ sind, wussten wir vorher schon. Wie erfolgreich ein Deutschlehrer vertretungsweise sogar Mathe und Deutsch gleichzeitig unterrichten kann, hat uns allerdings schon verblüfft. Aber lesen Sie selbst, wie wunderbar fächerübergreifendes Lernen funktionieren kann.

Bühne frei für Leonardo DiCaprio!

Was passierte konkret in dieser – etwas anderen – Deutsch/Mathe-Stunde? Als angekündigt wurde, dass wir uns mit Stochastik beschäftigen, folgte erst einmal geschocktes Schweigen. Nach der Erläuterung, dass dieses Teilgebiet der Mathematik die Gebiete Wahrscheinlichkeitstheorie und mathematische Statistik umfasst, begannen die ersten Augen zu kreiseln. Das änderte sich aber als Romeo (in der Vorstellung der Schüler*innen verkörpert von Leonardo DiCaprio) die mathematische Bühne betrat:

Ist das Schicksal berechenbar?

In „Romeo und Julia“ geht es nicht nur um ein junges Liebespaar aus zwei verfeindeten Familien, sondern zwischen den Zeilen auch um die Themen Vorbestimmung und Eigenverantwortung/Selbstbestimmung. Bei Julias Konflikt mit ihren Eltern geht es zum Beispiel um die Problematik einer Gesellschaft, die Selbstbestimmung und Selbstverwirklichung von Frauen nicht zulässt.

Immer wieder lehnen sich die Figuren im Stück gegen solche äußeren Umstände und gegen ihr Schicksal auf – wobei unklar bleibt, wieviel Möglichkeiten sie tatsächlich haben, ihr Schicksal selbst zu bestimmen. Sind Romeo und Julia von vornherein zum Untergang verurteilt oder liegt die Ursache für ihren Untergang in ihren eigenen Handlungen und falschen Entscheidungen, die sie selbst treffen?

Warum die Wahrscheinlichkeit, dass Romeo stirbt, gering ist

Schicksal, Zufall oder falsche Entscheidungen bestimmen an mehreren Stellen eine „tragische” Wendung des Handlungsverlaufs. Dabei könnte die Handlung ganz anders verlaufen – die Tragödie, die immer mit dem Untergang der Helden endet, ist (neben Schauspiel und Komödie) nur eine von drei Grundformen des Dramas: Also nahmen wir uns nacheinander die vier Wendepunkte im Drama vor, an denen die Handlung hätte anders verlaufen können. Die Entscheidungsmöglichkeiten waren jeweils 50/50. Hätte Romeo sich gleich zu Anfang des Stückes entschieden, nicht auf den Ball zu gehen, wie er es eigentlich vorhatte (von den Schüler*innen im Hintergrund mit “Party, Party!” kommentiert), hätte er Julia überhaupt nicht kennengelernt. Jede dieser vier Wendungen halbiert jeweils die Wahrscheinlichkeit eines weiteren „tragischen” Verlaufs. Wenn man am Ende zurück rechnet, besteht tatsächlich nur eine Wahrscheinlichkeit von 6,25 %, dass das Drama für die Helden tödlich endet.

Tragödie und Stochastik im Unterricht vereint

Ohne dass sie es merkten, hatten die Schüler*innen so nicht nur die Grundform von Drama und Tragödie kennengelernt und den kompletten Handlungsverlauf von “Romeo & Julia” durchlaufen, sondern sich darüber hinaus tatsächlich mit Stochastik, der “Kunst des Vermutens” beschäftigt.

Und: Auf einmal standen für die Schüler*innen Überlegungen im Raum, wie etwa ihr eigenes Leben durch Schicksal und/oder falsche Entscheidungen beeinflusst wird – und welche Möglichkeiten zur Entfaltung und Selbstbestimmung sie selbst haben. Nicht schlecht für eine kurze Vertretungsstunde Mathematik...

Autor: Dr. Markus Brückner

Bildquelle Beitragsbild: © Nakigitsune-sama/shutterstock.com

 

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