Generalisierte Ausbildung kontra Spezialwissen der Pflegefachkraft

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Eine angehende Altenpflegerin erläutert ihre Sicht der Dinge.

Die geplante Reform in Bezug auf die Ausbildungen in den Pflegeberufen stößt bei Fachverbänden, Altenpflegeeinrichtungen und Fachkräften auf gemischte Reaktionen.
Dass selbst die Vertreter des Referats 406 „Qualifizierung Altenpflege“ des Bundesamts für Familie und zivilgesellschaftliche Aufgaben (BAFzA) in Sachsen auf viele Fragen noch keine klare Antwort geben konnten, zeigte eine Informationsveranstaltung in den Räumlichkeiten der Euro Akademie Chemnitz.

Zusammenführung der Ausbildungen in der Kinderkrankenpflege, Krankenpflege und Altenpflege: Pro & Kontra

Kurz zuvor bewerteten auch Fachleute bei einer öffentlichen Anhörung im Bundestag die Zusammenführung der drei bisher getrennten Ausbildungen – Kinderkrankenpflege, Krankenpflege und Altenpflege – grundsätzlich als Chance für eine Aufwertung der Branche, sehen aber auch einen Verlust an Fachkompetenz.

Mehrere Experten lobten die geplante interdisziplinäre Ausbildung vor dem Hintergrund, dass in den Krankenhäusern immer mehr ältere Patienten gepflegt werden müssten und in den Pflegeheimen oft sehr kranke Bewohner eine Betreuung brauchen. Viele Fachverbände halten eine fundierte Bewertung der Gesetzesnovelle jedoch für unmöglich, solange die konkrete Ausbildungs- und Prüfungsverordnung noch nicht vorliegt. Erst dann könne bewertet werden, ob die zukünftigen Pflegekräfte tatsächlich besser auf die wachsenden Anforderungen vorbereitet würden.

Wie aber sieht die Perspektive einer jungen Frau und zweifachen Mutter aus, die sich bewusst dazu entschieden hat, als Altenpflegefachkraft in berufsbegleitender Ausbildung zu arbeiten?

Es ist ein sonniger Frühsommermorgen, die Vögel zwitschern aus voller Kehle und einige Bewohner des Altenpflegeheims in der Annaberger Straße 467 in Chemnitz sind mit ihren Rollatoren oder in Begleitung von Betreuungskräften schon unterwegs, um die Stimmung zu genießen. Eingebettet zwischen Feldern, Wiesen und Bäumen ist es besonders an solchen Tagen eine helle Freude, dort zu wohnen – und dort zu arbeiten, wie Manja Lenk bestätigt.

Die junge Frau weiß die Umgebung mitten im Grünen genauso zu schätzen, wie die hellen, liebevoll eingerichteten Räumlichkeiten und das Team ihrer Kolleginnen und Kollegen, die diesem Begriff wirklich gerecht werden. Immerhin hat sie im Laufe ihres Berufsalltags bereits einige – kontroverse- Erfahrungen gemacht. Seit 14 Jahren ist die 35-Jährige in der häuslichen Krankenpflege tätig, ausgebildet als Hauswirtschaftlerin und qualifizierte Pflegehilfskraft.

Gut ausgebildete Fachkräfte sind unentbehrlich

Ihre Vorgesetzte Kerstin Fischer hat das Potenzial ihrer Mitarbeiterin längst erkannt und sie ermutigt, sich weiterzubilden: „Mensch Manja, mach das mal! Qualifizierte Fachkräfte sind doch das A und O für unser Unternehmen.“
Damit sicherte sie Manja Lenk nicht nur die Unterstützung ihres Arbeitgebers zu, sondern weiß auch das Team des gesamten Heims hinter sich. „Vier Jahre sind eine lange Zeit, das sollte man nicht unterschätzen. Deshalb wurde von Beginn an darauf geachtet, dass sich Dienstplan und Schule gut vereinbaren lassen. Die Ausbildung berufsbegleitend zu absolvieren, hat meiner Meinung nach viele Vorteile: was ich theoretisch gelernt habe, kann ich am nächsten Tag gleich praktisch umsetzen. Ich habe glücklicherweise Kolleginnen und Kollegen, die mich abfragen und dann praktisch umsetzen lassen.

Für meine zwei Söhne übe ich eine Vorbildfunktion aus. Schließlich muss ich mich hinsetzen und lernen. Dabei habe ich durchaus mehr Verständnis für die beiden entwickelt. Es ist zugegebenermaßen nicht immer leicht, aber gemeinsam schaffen wir das. Die Kinder früh in die Krippe und in den Kindergarten zu bringen, die Abholung, Einkäufe und Behördengänge zu koordinieren – alles eine Frage der Organisation und machbar“, berichtet Manja Lenk von ihren Erfahrungen.

„Menschen mit kleinen Dingen glücklich machen“

In ihrer Familie hat sich der Großteil ihrer Generation dazu entschlossen, zu studieren. Seitdem sie mit 17 Jahren ein erstes Praktikum im betreuten Wohnen gemacht hatte, stand für sie jedoch fest: „Menschen zu unterstützen und mit kleinen Dingen glücklich machen zu können, das fasziniert mich an der Altenpflege. Man lernt wirklich interessante Menschen und Schicksale kennen, von Professoren über Familienkatastrophen bis zu Krebskranken und entwickelt dabei eine andere, viel bewusstere Sicht auf das Leben.

Die älteren Menschen haben mich geprägt, indem sie sagen: „Mensch Manja, genieße die Zeit, den Augenblick.“

Halt zu geben, da zu sein, wenn es darauf ankommt und irgendwann mit einem sanften Händedruck oder Brief als Dankeschön belohnt zu werden … das baut auf und gibt Kraft“, sagt sie mit einem warmen Lächeln und strahlend blauen Augen.

Was die Arbeit und Arbeitszeit betrifft, hat Manja Lenk ebenfalls eine klare Ansicht: „Wir meckern immer, doch arbeiten muss ich überall. Natürlich gibt es stressige, aber auch entspannte Tage. Kollegen werden krank, müssen ersetzt werden, es gibt Engpässe, Wochenend- und Schichtarbeit, alles gehört dazu. Mein Mann arbeitet in Schichten in einer Gießerei. Das ist auch kein Zuckerschlecken.

Ich sehe meinen Job als Berufung: Wer immerzu meckert, gehört hier nicht her. Die älteren Herrschaften können nichts für politische Entscheidungen. Im Gegenteil. Sie haben es verdient, einen schönen, möglichst selbstbestimmten Lebensabend zu verbringen. Auch Politiker werden alt und wollen kompetent gepflegt werden. Das ist meine Wut.“

Mit ihrer beruhigenden Stimme und aufmunternden Art kommt Manja Lenk bei den Bewohnern sehr gut an. Beim Betreten der Wohnung eines über 90-jährigen Ehepaares, flüstert ihr der Senior ins Ohr, das ihm nach Schokolade gelüstet. Solche hat sie zwar nicht dabei, aber eine Banane ist schnell besorgt. Auch das Versprechen, die beiden gleich auf die Terrasse zu fahren, damit sie die Sommerstimmung genießen können, gibt sie nicht nur, sondern löst es auch ein.

„Wer kommt denn da noch in die Altenpflege?“

Wie aber lautet ihre Einstellung zur generalisierten Pflege? „Man kann drei Jahre nicht splitten. Wer kommt denn da noch in die Altenpflege? – Hier gilt es mit Klischees aufzuräumen. Wir denken viel weitflächiger als in der Krankenpflege. Unser Fachwissen und unsere Kompetenzen müssen auch ohne Arzt profund sein und funktionieren. Die Abstimmung mit Therapeuten, Ernährungsberatern, Ärzten, den Angehörigen – alles spielt eine Rolle und ist eine Frage der Qualität.

Die Ausbildung an der Euro Akademie Chemnitz möchte ich – ohne aufzutragen – einfach wegen den praxisorientierten, fachkompetenten Lehrkräften ganz besonders hervorheben. Sie waren selbst in der Altenpflege tätig, wissen in allem Bescheid und sind immer für uns da. Ich mache das jetzt seit zwei Jahren und gehe jeden Tag gern zur Schule.

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Autor

Kristina Neukirch

Kristina Neukirch leitet den Bereich Marketing und PR an den Euro Akademien Chemnitz und Rochlitz. Als freie Journalistin im Bereich Bildung berichtet sie in unserem Magazin über die Euro Akademien Chemnitz und Rochlitz und schreibt für die Rubrik "Gesundheit & Pflege". Außerdem ist sie als Dozentin für Deutsch als Zweitsprache tätig.