Wir müssen reden! Und was esst ihr so?

0

„Sage mir, was du isst und ich sage dir, wer du bist.“ Dieser Spruch passt ziemlich gut in unsere Zeit, in der das Essen schon längst nicht mehr eine rein private Entscheidung ist, sondern auch ein politisches Statement, eine Lebensphilosophie oder für manchen vielleicht sogar eine Ersatzreligion. Essen ist also heute nicht mehr nur Nahrungsaufnahme, um den Körper mit der nötigen Energie zu versorgen: Der Fleischanteil wurde bei vielen Gerichten reduziert, die kohlenhydratreiche Beilage (früher zur „Sättigungsbeilage“ herabgewürdigt) und Gemüse übernehmen hingegen häufig die Hauptrolle.

Für die Steinzeitmenschen war klar: Speer in die Hand, in Lauerstellung gehen und im richtigen Moment auf den leckeren Hirsch zielen, der dann hoffentlich auf der Stelle tot umfiel. Sonst drohte der Hungertod für die schwächsten der Sippe. Heute ist das Essen von Fleisch und Fisch in unseren Breitengraden keine Notwendigkeit mehr. Wir können uns bewusst für oder gegen das Steak oder Schnitzel entscheiden. Oder uns überlegen, ob wir wegen der oft katastrophalen Tierhaltung überhaupt noch tierische Produkte zu uns nehmen – also Veganer werden. Wir haben die Wahl.

Wir in der Redaktion des Euro Akademie Magazins sind nicht nur äußerst genussbewusst, wir machen uns auch über Umwelt, Tierhaltung und Gott und die Welt Gedanken. Heute lassen wir Sie einmal ganz exklusiv über unsere Einstellung zu den vermutlich wichtigsten Ernährungsfragen teilhaben.

Tanja: Richard David Precht, der wohl bekannteste Philosoph hierzulande, vertritt die Meinung, dass es viel mehr Gründe gegen den Fleischkonsum gibt als dafür. Er sagt auf die Frage nach artgerechter Tierhaltung und schmerzfreier Tötung im Interview mit der taz „Es gibt ein paar Milliarden Menschen zu viel auf diesem Planeten, wenn wir die überraschend im Schlaf schmerzlos töten, leiden die auch nicht“. Eine ganz schön heftige Aussage, finde ich.

Anna: Das ist natürlich sehr krass formuliert. Aber im Prinzip hat er doch recht. Wieso sollten wir Tiere einfach töten und essen dürfen?

Nadine: Nun ja, das machen wir doch schon immer so. Ich meine, seit Millionen von Jahren. Unsere heutige Menschheit ist aus Jägern und Sammlern entstanden. Wir sind einfach ganz oben in der Nahrungskette.

Tanja: Das halte ich für ein schlechtes Argument, einfach zu sagen: „Das haben wir schon immer so gemacht.“

Anna: Außerdem haben wir doch heute die Möglichkeit, uns vegetarisch oder vegan zu ernähren. Frühere Generationen mussten Fleisch essen, um alle Nährstoffe zu bekommen. Aber heute ist es dank des großen Angebots auch möglich, sich rein pflanzlich zu ernähren.

Tanja: Das stimmt natürlich nicht immer. Zumindest Kinder im Wachstum benötigen tierische Produkte. Nicht unbedingt Fleisch, aber beispielsweise Milchprodukte oder Eier. Ich persönlich würde meinen Kindern immer die Wahl lassen.

Nadine: Das finde ich eine gesunde Einstellung. Viele überzeugte Vegetarier oder Veganer haben aus ihrer Ernährung schon eine Weltanschauung oder gar Religion gemacht – diese „Petersiliengurus“.

Anna: Natürlich hat jeder die Wahl. Aber wenn man sich als rational denkender Erwachsener die Argumente anschaut, kann man nur zu dem Entschluss kommen, auf Fleisch zu verzichten. Es ist ja nicht nur die ethische Perspektive, eine pflanzliche Ernährung ist auch ökologischer.

Tanja: Dann müssten wir konsequenterweise auch aufs Fliegen verzichten.

Anna: Guter Punkt! Eine rein pflanzliche Ernährungsweise spart pro Jahr 2 Tonnen Treibhausgase, das entspricht etwa acht Flügen zwischen London und Berlin.

Nadine: Eben! Die einen verzichten aufs Fliegen, die anderen auf Fleisch. Wieder andere fahren ausschließlich mit dem Rad oder kaufen fair produzierte Kleidung. Das muss eben jeder für sich wissen, wo er sich beschränken kann.

Tanja: Wie wäre es mit einem persönlichen CO2-Kontigent für jeden Menschen. Dann kann jeder frei entscheiden, worauf er verzichten kann und man hätte endlich mal einen Überblick, was man selbst so an CO2 in die Welt setzt. Was könntet ihr denn entbehren?

Nadine: Also, ganz ehrlich: Fleisch nicht unbedingt. Aktuell beschränke ich meinen Fleischkonsum auf das Wochenende. Aber überhaupt kein Schnitzel mehr? Dafür verbringe ich meinen Urlaub am liebsten in Europa und reise oft mit dem Zug.

Anna: Ich finde es nicht schwer, auf Fleisch zu verzichten. Es gibt ja inzwischen viele Alternativprodukte, die auch sehr lecker sind. Außerdem ist eine fleischfreie Ernährung doch auch viel gesünder.

Nadine: Was ist denn mit B12 und Omega3-Fettsäuren? Das fehlt euch doch!

Anna: Es ist tatsächlich schwierig, Vitamin B12 über eine rein pflanzliche, also vegane, Ernährung aufzunehmen. Da muss man schon auf Nahrungsergänzungsmittel zurückgreifen. Es ist aber doch generell sinnvoll, egal ob Veganer oder Fleischesser, auf seinen Nährstoffbedarf zu achten und regelmäßig das Blutbild überprüfen zu lassen. Wenn man sich für eine vegane oder vegetarische Ernährung entscheidet, achtet man automatisch auf das, was man isst.

Nadine: Aber auch als Fleischesserin achte ich darauf, woher meine Nahrungsmittel kommen. Ich kaufe Fleisch zum Beispiel nur beim Metzger – da weiß ich, dass es nicht aus Massentierhaltung kommt. Abgepacktes Hackfleisch aus dem Discounter finde ich furchtbar. Auch die Tatsache, dass Tonnen von Fleisch, das über dem Mindesthaltbarkeitsdatum ist, einfach wegschmissen werden. Warum müssen Tiere so sinnlos sterben?

Anna: Die Menschheit isst einfach schrecklich!

Tanja: Vielleicht müsste einfach die Politik mal einschreiten und ein Zeichen gegen Massentierhaltung setzen? Generell bin ich aber gegen irgendwelche Dogmen, Missionartum oder gegen die ultimative Moralkeule.

Nadine: Die würde dir als Flexitarierin sicherlich auch gar nicht schmecken!

Bildquelle Beitragsbild: © Geinz Angelina/shutterstock.com

Autor

Redaktion

Die Redaktion des Euro Akademie Magazins hält Sie regelmäßig mit hintergründigen Artikeln auf dem Laufenden. Auf Basis einer fundierten Recherche und mit Spaß am Schreiben erstellen die Redakteur*innen informative und unterhaltsame Inhalte für Sie.