Mein Kollege, der Giftzwerg

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Wie wäre es, wenn Sie jeden Morgen zum Frühstück ein kleines bisschen Arsen in Ihren Kaffee kippen würden? Kommt Ihnen komisch vor? Vielleicht finden Sie es sogar sehr verrückt, sich jeden Tag ein bisschen zu vergiften? Sie haben vollkommen recht! Dennoch vergiften sich viele von uns täglich – und zwar ohne es zu merken. Ursache dafür sind ganz spezielle Arbeitskolleg*innen. Denn diese können „toxisch“ sein. Psychologen schätzen den Anteil der toxischen Beschäftigten auf 5 bis 10 Prozent. Nicht unvorstellbar also, dass auch an Ihrem Arbeitsplatz ein solcher Giftzwerg lauert. Wie erkennen Sie ihn oder sie und welches Gegengift hilft?

Es wurden bereits viele Ratgeberbücher und -artikel über toxische Partnerschaften oder toxische Freundschaften geschrieben. Dass dieser ungeliebte Typus Mensch Ihnen nicht nur im Privatleben, sondern jederzeit auch im Job begegnen kann, ist zwar Tatsache, aber noch nicht ausreichend erforscht. Laut Spiegel-Artikel schätzen die Psychologin Heidrun Schüler-Lubienetzki und ihr Mann Ulf Lubienetzki den Schaden, der deutschen Arbeitgebern durch vorsätzliche Stimmungszerstörer entsteht, auf mehr als zehn Milliarden Euro jährlich. Es ist also höchste Zeit zu handeln.

Charakterisierung des Giftzwergs

Der erste Schritt besteht darin, die toxischen Mitarbeiter überhaupt als solche zu identifizieren. Und zwar, bevor das gute Personal das Weite sucht oder Geschäftspartner und Kunden die schlechte Stimmung wahrnehmen. Nehmen Sie eine oder mehrere der folgenden Charakterzüge an Ihren Mitarbeiter*innen oder Kolleg*innen wahr, könnten Sie es mit einer toxischen Persönlichkeit zu tun haben.

Toxische Mitarbeiter*innen…

… sind notorische Schwarzseher*innen

Das vielzitierte Glas ist bei toxischen Mitarbeiter*innen – Sie können es sich bereits denken – immer halb leer. Manchmal sogar komplett. Es einfach nachzufüllen sowie den Pappbecher bei Ikea mit dem klebrigen Preiselbeersaft – undenkbar! Bei Projektstart ist diesen Personen bereits klar, dass das Team das Projekt gegen die Wand fahren wird. Und im Sinne der selbsterfüllenden Prophezeiung könnte das, wenn Sie nicht aufpassen, sogar die Konsequenz dieser negativen Einstellung sein.

… ignorieren Positives

Es gibt Menschen, die können jeder noch so schrecklichen Situation etwas Positives abgewinnen. Nicht so die toxischen Mitarbeiter*innen. Diese wollen (oder können) positive Aspekte und Entwicklungen nicht wahrnehmen. Gute Leistungen kehren Sie unter den Teppich, und wenn die Chefin Kuchen mitbringt, vermuten die Miesepeter dahinter bloß einen Ansporn für zusätzliche Überstunden.

… blockieren Fortschritte

Toxische Mitarbeiter*innen haben selten für jedes Problem eine Lösung, dafür aber für jede Lösung ein Problem. Durch ständige Einwände und wenig Konstruktives lähmen sie das Vorankommen. Auch Neuem gegenüber zeigen sie sich ganz sicher nicht aufgeschlossen. Vielmehr reagieren Sie auf Verbesserungsvorschläge mit einem lapidaren: „Das haben wir schon immer so gemacht.“ Weitere Killersätze hat der Business Insider gesammelt.

… haben kein Interesse an Kompromissen

Die einzige Meinung, die für sie zählt, ist ihre eigene. Alles wissen sie besser, Kolleg*innen hingegen können oder wissen nichts. Es ist ein Ding der Unmöglichkeit, mit dieser Menschengattung Kompromisse zu finden. Dass so ein Verhalten in einer Berufswelt, die mehr und mehr durch Teamarbeit geprägt ist, nicht funktionieren kann, liegt auf der Hand.

… sind falsch und intrigant

Geschäftsschädigende Mitarbeiter*innen lieben Klatsch und Tratsch, Lügen und Lästereien, Gerüchte und Gezeter. Sie lassen keine Gelegenheit aus, um Kolleg*innen durch den Dreck zu ziehen. Bei dem Bemühen, schlechtes Licht auf andere zu werfen, vergessen sie jedoch völlig, dass sie dadurch sich selbst auch in einem überaus unvorteilhaften Licht darstellen.

… haben eine mangelnde Selbstreflexion

Toxische Mitarbeiter*innen haben oft auch narzisstische Tendenzen. In ihrer Welt existieren nur sie. Kein Wunder, dass sie es nicht merken, wenn sie Grenzen überschreiten. Übergriffigkeiten wie sexistische Kommentare zum Kleidungsstil der Kollegin oder zum IQ des Kollegen sind bei ihnen keine Seltenheit. Hier sollte der*die Vorgesetze aktiv einschreiten und dem*r Betreffende*n die Grenzen aufzeigen.

… empfinden keine Empathie

Ein Planet, der nur um sich selbst kreist, bekommt nicht mit, was um ihn herum passiert. Kein Wunder also, dass auch toxische Menschen gar nicht merken, wenn sie andere verletzen. Ohne Entschuldigung oder Einsicht in ihr Fehlverhalten können Wunden auch nicht heilen. Dadurch wird die Stimmung von Vorfall zu Vorfall schlechter.

… setzen andere unter Druck

Viele schwierige Mitarbeiter*innen sind ziemliche Soziopathen. Dennoch gibt es auch die mit ausgeprägten Talenten im Netzwerken. Diese setzen sie dazu ein, Verbündete zu finden und diese psychisch unter Druck zu setzen und gegeneinander auszuspielen.

… stecken andere Mitarbeiter*innen an

Nicht nur Lachen ist ansteckend, sondern leider auch Miesepetrigkeit. Wenn ein*e oder mehrere Mitarbeiter*innen ständig schlechte Laune und Missmut verbreiten, kann das schnell einen gruppendynamischen Effekt auslösen und diese Negativspirale ist schier unaufhaltsam. Deswegen sollte man als Vorgesetzte*r oder Kolleg*in unverzüglich dagegen angehen, bevor sich das Gift im gesamten Team ausbreitet.

Entgiftungskur in sechs Schritten

Im Privatleben kann es ganz einfach sein, sich des Miesepeters (oder der Miesepetra) zu entledigen. Die egozentrische Freundin ruft man einfach nicht mehr an, beim dauernd meckernden Fußballkumpel meldet man sich abseits des Spielfelds einfach nicht mehr. Andererseits kann es auch schwierig sein, wenn der Exfreund stalkt oder die Exfreundin Lügen verbreitet. Richtig kompliziert wird es aber im Arbeitsleben. Hier ist Ausweichen schwierig, denn da muss man täglich hin. Um die Kündigung genervter Mitarbeiter*innen zu vermeiden und dadurch gute Leute zu verlieren, sollten Vorgesetzte schnellstmöglich Gegenmaßnahmen ergreifen und somit das Problem zum Wohle aller aus dem Weg räumen. Diese sechs Schritte können als Orientierungshilfe dienen:

  1. Das Fehlverhalten sichtbar machen, beschreiben und Lösungsvorschläge machen
  2. Mit Konsequenzen „drohen“ und gegebenenfalls die Personalabteilung informieren
  3. Kräfte bündeln, indem man sich Mitstreiter*innen/Zeug*innen sucht
  4. Angriffe nicht persönlich nehmen, denn die betreffende Person hat meist ein Problem mit sich selbst
  5. Den Kontakt auf ein Minimum reduzieren, dazu notfalls auch Ausreden erfinden
  6. Die Schritte schriftlich dokumentieren, wie etwa Abmahnungen, falls es später zu einer Kündigung kommt

Autor

Nadine Elbert

Seit August 2019 schreibt Nadine Elbert hier im Wechsel über Themen aus den Bereichen Ausbildung, Studium und Beruf – und schöpft dabei auch aus ihrem reichhaltigen persönlichen Erfahrungsschatz.