Wenn im Studium nichts mehr geht: Eine Ausbildung als Alternative für Studienabbrecher

0

Leistungsdruck, finanzielle Nöte, ungünstige Studienbedingungen oder die falsche Fächerwahl: Es gibt viele Gründe für einen Studienabbruch. Studienabbrecher ohne Abschluss müssen sich nach ihrer Entscheidung einer wichtigen Frage stellen: Wie soll es jetzt im Berufsleben weitergehen? Eine der erfolgversprechendsten Optionen ist eine Ausbildung.

Eine Ausbildung: Die beste Entscheidung?

Über 30 Prozent beträgt die Abbruchquote an deutschen Universitäten, jedes Jahr verlassen demnach Tausende Studierende ohne einen Bachelorabschluss die Hochschule. Meist gefrustet vom Studienalltag, oft ohne direkte Alternative im Anschluss. So erging es auch Julian H. aus Witten, der nach zwei Jahren sein Geografie-Studium abgebrochen hat: „Nach der Schule wusste ich erst nicht wohin mit mir, daher habe ich einfach angefangen, mein Fach aus dem Leistungskurs zu studieren“, so der 25-Jährige. „Doch je mehr ich mich auf ein Feld in der Geografie spezialisiert habe, umso mehr wurde mir klar, wie schlecht meine Berufsaussichten damit sind.“

Zwar hatte Julian schon früher über eine Ausbildung nachgedacht, doch: „Ich wollte gerne etwas Kreatives machen. Eine Ausbildung habe ich aber immer mit dem Handwerk oder dem rein kaufmännischen Bereich in Verbindung gebracht.“ Über eine Freundin und eigene Recherche im Internet ist der Wittener dann auf den Ausbildungsberuf zum Kaufmann für Marketing-Kommunikation gestoßen. „Das passte perfekt. Die Ausbildung war wirklich die beste Entscheidung meines Lebens!“ Über eine mangelnde Zukunftsperspektive muss sich Julian nun keine Sorgen mehr machen: Er hat die Übernahme in einer Marketing-Agentur schon vor Ende seiner Ausbildung sicher. „Es ist toll, dass ich so auch ohne ein Studium in der Marketingbranche Fuß fassen kann.“

Kein Scheitern, sondern eine neue Chance

Julian ist ein positives Beispiel dafür, wie es nach einem Studienabbruch weitergehen kann – und kein Einzelfall. Studienabbrecher sind bei Unternehmen begehrt, bringen Sie doch wertvolle Fähigkeiten aus ihrer Studienzeit mit: „Im Studium lernt man, sich selbst zu organisieren, im Team zu arbeiten und Zielvorgaben einzuhalten: Das sind alles Dinge, die Arbeitgeber von ihren Bewerbern erwarten“, so Marc Fröhlking, Leiter des UNICUM Karrierezentrums. „Man darf den Abbruch nicht als Scheitern empfinden, sondern eher als Möglichkeit.“

Das Online-Karriere-Portal unterstützt daher das Anliegen von Prof. Dr. Johanna Wanka: Die Bundesministerin für Bildung und Forschung will Studienabbrecher für eine Lehrstelle begeistern, um so  die Chancen der jungen Menschen am Arbeitsmarkt zu verbessern. „Im ersten Schritt müssen sich die Studienabbrecher ehrlich fragen: Was interessiert mich? Was kann ich gut? In welchen Bereichen habe ich Probleme?“, rät Marc Fröhlking.

Ein Jobtest, wie er im Internet oft kostenlos angeboten wird, kann bei der Einschätzung helfen. Danach gilt es, sich über geeignete Ausbildungsstellen zu informieren, etwa bei der Bundesagentur für Arbeit, den regionalen Industrie- und Handelskammern bzw. Handwerkskammern oder in Online-Stellenbörsen wie dem UNICUM Karrierezentrum. Marc Fröhlking hat noch weitere Tipps: „Jungen Menschen empfehle ich, mehrere Ausbildungsoptionen genau unter die Lupe zu nehmen. Gerade große Unternehmen laden oft zu einem ‚Tag der offenen Tür‘ ein oder präsentieren sich auf Ausbildungsmessen. Solche Angebote sollten Studienabbrecher wahrnehmen.“

Keine Panik im Bewerbungsgespräch

Ist die Entscheidung für eine Ausbildung gefallen und die Einladung zu einem Vorstellungsgespräch eingetroffen, heißt es ein weiteres Mal: Ehrlich und reflektiert bleiben! In der Bewerbungssituation sollte man seinen Studienabbruch nicht verheimlichen, aber auch nicht zu einem Drama aufspielen. Wichtig ist es, dem zukünftigen Arbeitgeber zu vermitteln, dass man sich mit den Gründen für den Studienabbruch auseinandergesetzt hat. Diese müssen nachvollziehbar formuliert werden. Im Vordergrund sollten aber die daraus gewonnenen Fähigkeiten stehen – und das Engagement, nun in der Ausbildung durchzustarten.

Diese Leidenschaft war es auch, mit der Julian bei seinem Ausbildungsbetrieb punkten konnte: „Ich wollte einfach vorankommen im Leben, etwas Handfestes machen und mich in meinem Job entfalten. Für mich persönlich war die Ausbildung nach meinem Studienabbruch der perfekte Weg.“

Das könnte Sie auch interessieren:
Interview mit Quereinsteiger: Sprachen sprechen statt studieren
Besser als ein Studium – Quereinsteigerin an der Euro Akademie
Schulische Ausbildung – Was ist das eigentlich?

Autor

Barbara Kotzulla

Als Head of Digital Content ist Barbara Kotzulla für die Portale UNICUM.de und UNICUM-ABI.de verantwortlich, auf denen Abiturienten und Studierende u.a. informative Ratgeber rund um die Themen Ausbildung und Studium finden. Zum Online-Angebot gehört auch die Stellenbörse UNICUM Karrierezentrum, deren Angebot auf Berufseinsteiger zugeschnitten ist, sowie das Hochschulbewertungsportal UNICHECK.