Unsere haarige Kollegin macht tierisch gute Laune

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Wenn Sie Hundebesitzer*in sind und nicht gerade im Deutschen Bundestag arbeiten, stehen die Chancen gut, dass Sie Ihren Vierbeiner mit an den Arbeitsplatz nehmen dürfen. Was Bundestagsabgeordneten (noch) verwehrt ist, setzt sich in deutschen Büros immer mehr durch: Längst stärken nicht nur hippe Werbeagenturen, sondern auch Otto-Normal-Unternehmen ihr Image als hundefreundlicher Betrieb. Und es gibt gute Gründe dafür.

Nähert man sich an bestimmten Tagen unserem Grafik-Büro, so kann man ein eindringliches und zufriedenes Schnarchen vernehmen. Nein – weder Petra noch Ute sind über ihrer Tastatur eingeschlafen. Sie layouten fleißig, während Tia fleißig Büroschlaf hält. Eigentlich ist Tia schon Rentnerin, dennoch kommt die Cavalier King Charles Spaniel-Dame einmal die Woche mit ihrer Besitzerin auf die Arbeit. Meist wird sie die Treppe hochgetragen und verschläft die komplette Arbeitszeit auf ihrer Decke – wenn sie nicht gerade nach Leckerlis sucht, denn ihr hohes Alter tut ihrem Appetit keinen Abbruch. Auch wenn das nach einem lockeren Arbeitstag klingt, so hat Tia doch eine wichtige Aufgabe in unserem Team: Sie ist der Team-Motivator.

Bürohunde als Team-Motivator

Studien von Forscher*innen der Universität New York belegten bereits 2001, dass Hunde am Arbeitsplatz das Betriebsklima verbessern können. Kein Wunder, denn die blutdrucksenkende Wirkung der haarigen Begleiter*innen auf Menschen wurde wissenschaftlich nachgewiesen. So reduzieren Bello, Hasso, Lotti & Co. bei Herrchen, Frauchen und den Kolleg*innen den Stress, wenn mal wieder eine Deadline droht oder der*die Kund*in damit, auszuflippen. Dann hilft es, den Blick weg vom Bildschirm über das friedliche Tier schweifen zu lassen oder den tierischen Therapeuten einfach mal durchzuknuddeln. Denn dabei wird das Kuschelhormon Oxytocin ausgeschüttet. Dieses stärkt die Bindung zwischen Tier und Mensch und macht gute Laune. Neben den gesundheitlichen Vorteilen sind die Vierbeiner gerne und immer wieder Anlass für ein Gespräch zwischen den Mitarbeitenden. Und schnell kommt man vom Tier auf berufliche Themen zu sprechen. Diese inoffizielle Kommunikation führt nicht selten zu produktiven Ergebnissen. Stichwort Produktivität: Überhaupt erhöht die Anwesenheit der Fellnasen nachweislich den Arbeitseifer der Mitarbeiterschaft. Laut Wissenschaftler*innen der Universität Kentucky sollen Angestellte dadurch sogar kreativer arbeiten.

Bürohunde als Bewerbermagnet

Verständlich, dass hundefreundliche Arbeitgeber mit ihrer Pro-Hund-Attitüde bei hundeliebenden Bewerber*innen punkten können. Demzufolge nutzen die Unternehmen Fotos der vierbeinigen Mitarbeiter zum Employer Branding, das heißt: um auf dem hart umkämpften Arbeitsmarkt hervorzustechen und Personal zu finden. Beratend zu Seite steht ihnen dabei der der Bundesverband Bürohund e.V.. Dieser Verein hat es sich zur Aufgabe gemacht, mehr Hunde in deutsche Büros zu bringen. In Amerika ist man da schon weiter: Die Zentrale von Amazon in Seattle bringt es auf sage und schreibe 7.000 vierbeinige Mitarbeiter. Die „Woof Pack Managerin“ (zu Deutsch etwa: „Managerin der Hundemeute“) Lara Hirschfield bestätigt: „Hunde am Arbeitsplatz sorgen entgegen aller Erwartungen für Vernetzungen. Ich sehe, wie Amazon-Mitarbeiter*innen in unseren Empfangsbereichen und Aufzügen täglich durch ihre Hunde miteinander ins Gespräch kommen.“

Bürohunde sind nicht für alle ein Spaß

Heutzutage wird allerorten Diversität propagiert. Die Vielfältigkeit innerhalb einer Arbeitsgruppe wird als Schlüssel zum Erfolg gesehen. Dennoch jubeln nicht alle Arbeitnehmer*innen, wenn sie ihr Büro plötzlich mit einem bellenden, haarigen Etwas teilen sollen. Wenn Kolleg*innen nerven, können wir uns im Allgemeinen nicht wehren, aber einen Hund muss niemand als Bürokumpanen akzeptieren. Es gibt viele Gründe, weshalb an manchen Arbeitsstellen ein Tier fehl am Platz ist. Das Robert-Koch-Institut etwa hat ermittelt, dass rund drei Prozent der Menschen eine Allergie gegen Hundehaare haben. Manche Personen reagieren zwar nicht gleich mit Niesen und Hautausschlag, aber mit schlotternden Knien und feuchten Händen. Kurz gesagt: Sie haben tierische Angst vor dem Tier. Wenn ein*e Hundebesitzer*in sein Haustier dann zusätzlich nicht im Griff hat, muss leider der*die Chef*in durchgreifen und dem Fellknäuel Hausarrest verordnen. Sollten Sie als Hundebesitzer*in mit dem Gedanken spielen, ihren tierischen Freund mit an den Arbeitsplatz zu bringen, sprechen Sie die Bedingungen vorher mit Vorgesetzten und Kolleg*innen durch.

Erlauben Sie mir zum Schluss noch einen persönlichen Kommentar: Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass Hunde (und auch Hündinnen) nicht nur den Arbeitsalltag, sondern das gesamte Leben umkrempeln und bereichern. Und ein*e Kolleg*in auf vier Pfoten ist nicht immer die schlechteste Wahl!

Bildquelle Beitragsbild: © Monkey Business Images/shutterstock.com

Autor

Nadine Elbert

Seit August 2019 schreibt Nadine Elbert hier im Wechsel über Themen aus den Bereichen Ausbildung, Studium und Beruf – und schöpft dabei auch aus ihrem reichhaltigen persönlichen Erfahrungsschatz.