Endlich (eine Stunde) Zeit für …

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Zum Wochenende werden wir reich beschenkt. Wir erhalten etwas, von dem niemand jemals genug kriegen kann und was mit Geld nicht aufzuwiegen ist. Die Rede ist nicht von Gesundheit – dafür müssen wir weiterhin selbst mit ausreichend Sport und guter Ernährung sorgen. Aber etwas Ähnliches, ein ähnlich knapp bemessenes Gut. Ein Unding, das uns manchmal unter Druck setzt. Ein Geschenk, das wir häufig vergeuden, aber nie mehr in derselben Form nachholen können. Daher versuchen wir mit allen Tricks, daran zu sparen. Trotzdem ist es ein Wettrennen. Eines, das wir nicht gewinnen können. Denn am Ende holt sie uns alle ein – gemeint ist: die Zeit.

Bezeichnet man die Zeitumstellung im Frühjahr, bei der uns armen Wichten eine Stunde gestohlen wird, humorvoll auch als den „Jetlag des kleinen Mannes“, so haben die meisten von uns im Oktober nichts zu meckern. Denn das Zurückstellen der Uhr verlängert unser kommendes Wochenende um ganze 3.600 Sekunden. Hier auf die Schnelle ein paar Tipps, wie wir dieses Geschenk optimal ausnutzen können.

… nützliches und nutzloses Erweitern unseres Wissens

Sind wir nicht alle gierig nach Wissen? Mitten in der heutigen Flut an Informationen ist es uns schon fast egal, was wir neu erfahren. Auch unnützes Wissen erscheint uns nützlich – etwa, wenn wir dieses auf einer Party zum Besten geben. Auch im Berufsleben kann man mit einer guten Allgemeinbildung im Kollegenkreis punkten. Doch bei der Erweiterung des Wissens befinden wir uns in einer zwar paradoxen, dennoch nicht ausweglosen Situation: Woher sollen wir wissen, was wir noch nicht wissen? Wikipedia, die freie Enzyklopädie, nimmt uns vorsichtig an der Hand und begleitet uns Unwissende auf einem Spaziergang durch unbekannte Weiten. Bereits auf der Hauptseite von Wikipedia erwarten uns mit dem Artikel des Tages, der Rubrik „Schon gewusst“ oder der Übersicht über die Ereignisse am aktuellen Tag voriger Jahre einige neue Informationen. Und von dort aus können wir durch Klicken auf „Zufälliger Artikel“ in der linken Spalte eine schier unendliche Anzahl an weiteren Wissensschätzen erlangen. Ob dafür die gewonnene Stunde ausreicht? 

… frühzeitiges Erstellen einer Geschenkeliste

Es ist uns schon seit Längerem bekannt und der Doomsday rückt pausenlos näher: Weihnachten steht vor der Tür – mal wieder! Wer sich vorgenommen hat, in diesem Jahr nicht erst am 24. Dezember loszuhetzen und nach Ringelsocken für den Neffen oder Parfum für Schwiegermutter zu suchen, für den kann die gewonnene Stunde lohnenswert sein. Nehmen Sie sich einen Block, nehmen Sie sich einen Stift und nehmen Sie sich die Zeit, sich Gedanken über die Weihnachtsgeschenke zu machen. Haben Sie mit Onkel Horst nicht kürzlich erst über das Tor von Helmut Rahn am 4. Juli 1954 gesprochen? Was liegt da näher, als ihm ein Bildband zum „Wunder von Bern“ zu schenken? Sie verbringen zu wenig Zeit mit Ihren Eltern? Ein gemeinsamer Ausflug ins Grüne oder ein Städtetrip übers Wochenende schenkt Ihnen nicht nur ein paar Stunden zum Plauschen, sondern auch Entspannung von Ihrem Arbeitsalltag. Mit Sicherheit fallen Ihnen viele passende Geschenkideen ein, wenn Sie sich die Zeit zum Nachdenken nehmen. Worüber reden Ihre Liebsten häufig, welche Träume haben sie, welche gemeinsame Interessen verbinden sie? Lassen Sie eine Stunde Ihre Gedanken schweifen und Sie werden sehen: So schwierig ist es gar nicht, anderen eine Freude zu machen. 

… verantwortungsvolles Binge-Watching

Im Grunde genommen geht es hierbei nicht darum, von etwas mehr zu machen, sondern darum, weniger von einer Sache zu tun. Und zwar konkret: weniger in die Flimmerkiste zu schauen. Es braucht einiges an Selbstdisziplin, beim Serienschauen nach einer Stunde abzuschalten. Schlagen wir dem drohenden Serienmarathon also ein Schnippchen. Die Originalverfilmung von Dumbo aus der Feder der Walt Disney-Studios von 1941 hat eine Laufzeit von 64 Minuten, bis zum Happy End dauert es also nur gut eine Stunde. Für alle, die nicht auf bunte Kinderfilme vergangener Jahrhunderte stehen, gibt es Film-Empfehlungen vom Streaming-Dienst Netflix. Für Mitglieder werden hier von Komödien über Actionfilme bis hin zu Dokumentationen jede Menge Filme angeboten, die weniger als 90 Minuten unserer kostbaren Zeit rauben. 

… eine motivierende Joggingrunde

Die Stunts auf dem Bildschirm reichen Ihnen nicht, sie brauchen mehr Action? Dann bewegen Sie sich doch einfach selbst! Werfen Sie sich in Ihr Sportoutfit, schnüren Sie die Joggingschuhe und traben Sie los. Am besten in den nächsten Wald oder Park, denn auf natürlichem Boden läuft es sich gelenkschonender als auf Asphalt. Der innere Schweinehund ist noch zu stark? Die folgende Information sollte selbst diesem frechen Wolpertinger, der uns hin und wieder wie ein Dämon befällt, Beine machen: Eine 65 Kilo schwere Läuferin verbrennt laut dem Kalorienrechner des Frauenmagazins Brigitte bei mittlerem Tempo in 60 Minuten ganze 644 kcal. Ignorieren Sie übrigens bitte auch den übergriffigen Hinweis von Brigitte, dass auch Putzen die Pfunde zum Purzeln bringt! Wir in der Redaktion halten das für schlecht recherchierte Fakten und können nur dringend davon abraten, an einem Sonntag den Putzlumpen zu schwingen. 

… das intensive Training unseres wichtigsten Organs

Neben dem ganzen Sport sollte man auch nicht unterschätzen, dass auch die Organe ein Teil unseres Körpers sind und regelmäßiges Training benötigen. Nein, wir reden nicht davon, dass man die Leber durch dauernde Saufgelage in ihrer Funktionsfähigkeit des Entgiftens fit halten sollte – höhöhö. Von dieser Art Stammtischhumor möchten wir uns distanzieren. Was wir meinen, ist das Gehirnjogging. Sie können am Sonntag also eine Stunde lang kreuzworträtseln, sudokuen oder einfach den Theorien und Zitaten verschiedener berühmter Philosoph*innen lauschen und dabei Ihre Hirnwindungen einmal verknoten und (hoffentlich) wieder entzerren. Dr. Walther Ziegler, promovierter Philosoph, Hochschullehrer, Auslandskorrespondent und Reporter, hat die Reihe „Große Denker in 60 Minuten“ herausgegeben, die als Buch aber auch als DVD erschienen sind. Auf seiner Webseite kann man die DVDs nicht nur bestellen, sondern auch zwei jeweils einstündigen Beispielvorträgen lauschen und dabei vieles über den Existenzialisten Sartre lernen oder erfahren, was Nietzsche mit dem Satz „Gott ist tot“ auf den Punkt bringen wollte (und wer überhaupt die Mörder*innen unserer Gottheit sind). 

… den schnellen Sonntagskuchen

Wer hat nicht gerne Gäste? Alle Soziopath*innen, die jetzt laut „Ich“ rufen, können diesen Abschnitt getrost überspringen und sich direkt mit dem Nichtstun beschäftigen. Für alle begeisterten Gastgeber*innen hingegen haben wir den ultimativen Tipp für einen schönen Sonntagnachmittag in guter Gesellschaft: Backen Sie einen Kuchen! Zählt man die Zeit für das Einkaufen der Zutaten nicht hinzu, zaubern Sie diese 38 Backwaren alle (jeweils!) in unter einer Stunde. Weggegessen sind der „crazy Zitronenkuchen für Faule“, die „schnelle Heidelbeertarte“, die „Brownies mit Macadamia-Nüssen“ oder der „Nixentraum“ möglicherweise in der Hälfte der Zeit. 

… gar nix

Das italienische „La dolce far niente” hat nun einen hippen Konkurrenten bekommen: das neumodische Niksen aus den Niederlanden. Um ehrlich zu sein, ist das Niksen gar nicht mehr so wirklich der letzte Schrei der polyglotten Modewörter, die uns Kosmopolit*innen ein neues Lebensgefühl (und oft auch zeitgleich einen kommerziell ausbeutbaren Wohnstil) einhauchen möchten. Das Niksen hatte seinen Zenit im Jahr 2019, als das „Nichtstun“ (so die profane deutsche Übersetzung) sowohl in aller Munde als auch in allen Medien waren, zum Beispiel hier in einem Interview des Sterns. Zwar betrachten kritische Medien wie die Süddeutsche Zeitung derartige Modeerscheinungen mit einer gewissen Skepsis und stellen deren Sinn und Unsinn in Frage. Außer Frage sollte jedoch bei aller kritischer Betrachtung stehen, dass das Nichtstun uns guttut. Einfach mal die Seele baumeln lassen. Sein zum Selbstzweck. Die Gedanken schweifen lassen, ohne dass diese dabei ein Ziel verfolgen, eine Aktivität planen oder eine innerliche To-do-Liste abhaken. Wenn uns das Leben also eine zusätzliche Stunde schenkt, lasst sie uns mit Nichtstun verbringen! 

… das Kümmern um die Zukunft

Ganz eng verknüpft mit dem Nichtstun ist das Träumen. Bei minimaler körperlicher Anstrengung bewegt sich vor unserem inneren Auge ziemlich viel. Wir erträumen uns eine ideale Welt. Warum diese Tagträume nicht mit in das Hier und Jetzt nehmen? Etwa, um unsere Zukunft in die richtige Richtung zu lenken? Insbesondere Jugendliche, die ihr ganzes Leben noch vor sich haben, sind voller Ideen und malen sich ihre Zukunft in den schillerndsten Farben aus. Mit unerschöpflicher Energie engagieren sie sich für den Klimaschutz, arbeiten als Freiwillige in sozialen Projekten und machen sich Gedanken, einen Beruf mit Sinn zu ergreifen. Die Euro Akademie hat viele Berufe in ihrem Ausbildungsportfolio, die nicht nur den Geldbeutel, sondern auch das Herz füllen – mit der Dankbarkeit von Pflegebedürftigen, Eindrücken aus aller Welt oder ganz schlicht einem Kinderlachen. Am Sonntag können Sie eine Stunde in Ihre Zukunft (oder die Ihrer Kinder) investieren, indem Sie sich durch unser Ausbildungsprogramm klicken. Wir haben ein Date! 

Oder Sie machen es ganz anders? Nutzen Sie die Zeit von zwei bis drei Uhr in der Nacht zum Schlafen! So sind Sie bereits für die Zeitumstellung im kommenden März gerüstet.

Bildquelle Beitragsbild: © Romolo Tavani/shutterstock.com

Autor

Nadine Elbert

Seit August 2019 schreibt Nadine Elbert hier im Wechsel über Themen aus den Bereichen Ausbildung, Studium und Beruf – und schöpft dabei auch aus ihrem reichhaltigen persönlichen Erfahrungsschatz.